LIVEBERICHT

ICON OF COIL + SUBSTAAT + KOMOR KOMMANDO :: Nicht einfach nur „Weiberelectro“


Icon of Coil + Substaat + Komor Kommando am 12.04.2012 in Bochum Matrix
(Photos by Oliver Garrandt – www.abstrakte-fotografie.de / www.dark-faces.com)

Nur wenigen, die Combichrist kennen, sind auch mit dem vorherigen Projekt von Andy LaPlegua vertraut. ICON OF COIL gehören quasi zu den Mitbegründern einer damals als „Weiberelectro“ bezeichneten neuen Variante, die aus dem EBM und eher tanzbarem und weicherem Electro entstand. Aber nun mehr ist es immerhin 10 Jahre her, dass dieses Projekt mit einer CD auf den Tanzflächen der Republik für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. So war denn auch eventuell die Zeit für eine erfolgreiche Clubtour unter diesem Namen ein etwas zu hoch gestecktes Ziel. Anders ist es nicht zu beschreiben, wenn man nur eine eher spärlich besetzte Matrix für so ein Konzert betrachtet.


Außerdem war es schon verwunderlich, dass der Support SUBSTAAT schon fast 20Minuten früher anfing als es die öffentlichen Ankündigungen vorsahen. SUBSTAAT freilich tat was ihnen geheißen und kamen mit einer angepassten Variante des Oldschool-EBM auf die Bühne. Angepasst, weil nicht ganz so hart und schlicht, wie es die alten Vorbilder getan hätten. Zudem hatten die beiden bei Beginn wohl nur etwa 30-40 Leute vor sich stehen. Die aber hatten zum großen Teil wirklich Vergnügen an den beiden Herren auf der Bühne gefunden.


Immerhin war zum Start des zweiten Acts die gefühlte Temperatur im Saal um einige Grad gestiegen. Der zu Icon of Coil und Northborne gehörende Sebastian Komor machte indes mit seiner sehr tanzbaren aber eher als DJ-Set zu bezeichnenden „Show“ unter KOMOR KOMMANDO noch mal mehr dem Support alle Ehre und gehört demnächst sicher zu meinen neuen CDs. Jetzt erst mal jedenfalls auf der Wunschliste ganz weit vorn, war er in Russenmütze und Wintertarnjacke definitiv zu dick gekleidet. Und manch Gesichtsausdruck wirkte nervös, aber auch sehr positiv überrascht. Wie es schien, wurde seine Musik an dem Abend besser aufgenommen, als von ihm selbst erwartet. Zwar kann ich nichts zu den anderen Konzerten sagen, aber im Gegensatz zu einigen anderen bisher gesehenen DJ-Sets war das an diesem Abend gezeigte / gehörte sehr gut live gemixt und wirklich tanzbar.


Nach dem es dann bereits um 21Uhr mit dem Hauptact zur Sache ging, war die Stimmung aller Anwesenden sichtlich beschwingt und Andy hatte im Grunde ein leichtes Spiel mit den ca. 125 Gästen. Schade, denn Andy zeigte in der Tat mal etwas anderes als von Combichrist gewohntes. Sicherlich war er auch hier quasi omnipräsenter Alleinunterhalter und bedankte sich nach jedem Song artig. Aber man merkte ihm auch an, dass er mit so viel Begeisterung wohl nicht gerechnet hatte. Sicherlich kam ein alter Hit auf den anderen und man fühlte sich wie bei einer Youtube-Icon of Coil-Playlist. Doch letztlich kam das, was man sich ein wenig schon im Vorfeld gedacht haben mag. Andy kündigte eine neue Scheibe unter Icon of Coil an und spielte dann auch einen neuen Song. Dankbar nahm er nach dem Song (ohne Namen angekündigt und keine Setlist gefunden, daher noch unbekannt) den Jubel auf und musste sogar zu einem zweiter Zugabe auf die Bühne kommen. Unsicher was sie überhaupt noch spielen sollten, war denn wohl alles Pulver bereits verschossen, wurde eine Front 242 Cover von „Headhunter“ zum Besten gegeben. Und auch danach, es waren nicht mal 70Minuten Spielzeit gewesen, wollte das Publikum eigentlich noch nicht gehen. Doch leider war eben wohl wirklich alles, was einstudiert war, gespielt worden und so mussten wir bereits kurz nach 22Uhr glücklich und zufrieden trotz des kurzen Abends wieder raus in die nasskalte Nacht.

Aber mit der Gewissheit, das es bald wieder wirklich neues aus der Feder LaPleguas geben wird. (oliver garrandt)