Originaltitel: True Love Ways
Herstellungsland: Deutschland 2014
VÖ: 20.11.2015
Wertung: Empfehlung
Regie: Mathieu Seiler
Darsteller: Anna Hausburg, David C. Bunners, Kai Michael Müller, Beat Marti, Björn Wellen
FSK: ab 18
Studio: Donau Film (Alive AG)
Genre: Horror
Inhaltsangabe:
Die von Albträumen geplagte Sévèrine trennt sich von ihrem Freund, der das nicht so recht akzeptieren will. Tom schmiedet daraufhin einen perfiden Plan. Beide wissen jedoch nicht, dass der Plan bereits vorher existierte und sie Opfer einer brutalen Intrige werden. Auf der Flucht vor einer Snuff-Porn-Bande wird Sévèrine unfreiwillig von der Gejagten zur Jägerin. In einem blutigen Spiel vermischen sich Realität und Obsession, Gewalt und Erotik zu einem nicht alltäglichen Ende, an dem Sévèrine eine Entscheidung treffen muss…
Deutscher Film mal anders
Der Film spricht zu uns in einer immens intensiven optischen Sprache. Grandiose Schwarz Weiß Bilder die ganz bewusst mit Kontrasten, Scharfen und Unschärfen arbeitet. Besonders die ersten Minuten die fast ausschließlich in Severines Zimmer Spielen sind ein Hochgenuss für die Augen. Es gibt immer wieder wundervolle Nahaufnahmen ihres Gesichtes, ihrer Augen und ihrer Lippen. Die wohl beste Szene ist die mit dem riesigen Teddy neben dem sie im Bett liegt.
Durch die bewussten Schärfen und Unschärfen im Bild bekommen immer die wichtigen Dinge der Szenerie ihre benötigte Aufmerksamkeit. Dies sorgt aber auch öfters für einige surreale Momente die für stilistisch aufregende Atmosphären sorgen. Generell kann man dem Film keine wirkliche Zeit zuordnen. Wenn da nicht das Smartphone von Severine wäre, hatte man anhand der Kleidungen, der Straßen und der Autos die Geschichte gut und gerne auch in die 60er Jahre deuten können. Auch der sehr stimmige und oft sehr passend eingesetzte Soundtrack hätte dies gerechtfertigt.
Gut gefällt auch die Kameraarbeit die es immer wieder schafft durch aufregende und fast mystisch wirkende Perspektiven für einen hohen Grad an Spannung und Faszination zu sorgen. Neben der schon angesprochenen Teddy Szene ist besonders der Moment unglaublich aufreibend als Severine sich eine gefühlte Ewigkeiten unter einem Tisch versteckt und um sie herum ihre Verfolger viele diverse Aktivitäten durchführen. Erschütternd aber mit bedächtiger Distanz ist der Snuff Film Dreh umgesetzt. Als Zuschauer ist man nur passiv Zeuge dessen weil die Kamera fast ausschließlich auf die unter dem Bett versteckte Severine gerichtet ist. Inmitten all dieser tollen Bilder benötigt der Film nicht viele Worte. Nicht mehr als nötig werden Gespräche geführt, so wirken viele Szenen allein durch die Bildsprache und das passt auch unglaublich gut zu Schwarz Weiß Gewand des Films.
Die Rolle der Severine ist von Anna Hausberg unglaublich gut besetzt. In jeder Situation und emotionaler Herausforderung wirkt sie zutiefst glaubwürdig. Sie schafft es wunderschön und sehr sexy zu wirken, aber auch ihre Intelligenz und fast erschütternde Konsequenz in den Gewaltszenen ist bemerkenswert. Die Behandlung vom Thema Snuff Film ist sicherlich keine sehr neue Idee, doch in der hier verwendeten Umsetzung sicherlich äußerst gut gemacht. Es gibt Stimmen, die diesen Film mit Hitchcock oder Polanskis Werken vergleichen. Grandios gemacht ist das die Kameraleute des Snuff Teams Severine in jeder verzweifelten Szene ihrer Flucht verfolgen, selbst bis in den Moment des eigenen Ablebens,…das ist man eine Berufseinstellung…
Sehr beeindruckender Werk, der auf jeden Fall Beachtung verdient hat! Für einen sehr intensiven und optisch ansprechenden Filmabend der perfekte Stoff. Langsam muss man anmerken, dass der deutsche Film tatsächlich selbstbewusst wird und eben nicht nur auf die langweiligen TV Produktionen beschränkt ist. Weiter so!! (michi)