FILM+HÖRSPIEL

FILM „Black Shampoo“ (Blaxploitation)


Originaltitel
: Black Shampoo

Produktion: USA 1976

DVD-Veröffentlichung: 08.11.2013

Wertung: gut – geht so

Regie: Greydon Clark

FSK: 18

Darsteller: John Daniels, Tanya Boyd, Gary Allen, Joe Ortiz…

Genre: Blaxploitation

Studio: Motion Picture

Inhalt:
Mr. Jonathan ist der Inhaber des angesagtesten Frisiersalons in Hollywood. Er ist ein Meister seines Fachs und besonders der Intimbereich der Damenwelt bekommt seine höchste Aufmerksamkeit. Wenn er seinen Fön rausholt, schmilzt Hollywoods Weiblichkeit im Rausch der Libido dahin. Mr. Jonathan hat ein Gefühl für Frauen, doch er ahnt nicht, dass seine neue Empfangsdame das flüchtige Betthäschen von Mr. Wilson ist, dem ungekrönten König der lokalen Unterwelt. Als Mr. Wilson den Aufenthaltsort seiner vormals Angebeteten herausfindet, machen sich seine Schläger auf, dem Nobelsalon von Mr. Jonathan einen Besuch abzustatten und die angesagten vier Wände zu zerknüppeln. Nun ist es vorbei mit Nettigkeiten bei Mr. Jonathan. Er tauscht Fön gegen Kettensäge und verabreicht Mr. Wilson den blutigsten Hausbesuch, den Hollywood je gesehen hat.

Der Blaxploitation-Film ist historisch gesehen eine echte Wucht. Entstanden aus einem neuen Selbstbewusstsein der afro-amerikanischen Bevölkerung wurden diese Filme am Fließband produziert und rückten einen selbstbewussten afro-amerikanischen Held in den Focus. Der wohl bekannteste Film des Genres dürfte wohl „Shaft“ sein und einige bekannte Schauspieler sind aus dem Genre hervorgegangen…Pam Grier ist eine Schauspielerin, die damals sehr erfolgreich war und durch Quentin Tarantino zu „Jackie Brown“-Zeiten „wiederentdeckt“ wurde. So schließt sich der Kreis von Vergangenheit zu Gegenwart und indirekt (wenigstens durch Tarantino) hatte jeder schon einmal Berührungspunkte zum Exploitation-Genre (siehe auch „Planet Terror“ und „Death Proof“).

Mit „Black Shampoo“ hat Motion Picture (im Vertrieb von Media Target Distribution) einen Blaxploitation-Film ausgebuddelt, der sehr viel verspricht (siehe Inhaltsangabe oben), aber nur bedingt das hält, was ich mir von dem Film versprochen habe. OK, die Idee eines potenten Friseurs, der mit seinem mächtigen Lockenstab die Ladies am laufenden Band beglückt, ist ziemlich witzig, vor allem, wenn er ausnahmsweise mal einen Hausbesuch macht und auf dem Weg zu seiner Kundin von ihren jungen Töchtern abgefangen wird, die ihn gerne beglücken möchten, aber von der Mutter gezeigt bekommen, wo der Frosch die Locken hat.

Natürlich (oder leider) verliebt sich Mr. Jonathan in seine neue Empfangsdame und diese wiederum ist das Eigentum, vom örtlichen Mafiosi. Um Mr. Jonathan zu zeigen, wo der Hammer hängt, wird der bumsfidele Friseursalon den Erdboden gleichgemacht und die Dame gezwungen, zu ihrem Herrn zurückzukehren. Allein die Action, mit der der Salon „zu Kleinholz“ gemacht wird, ist so träge, dass ich glaube, dass auf dem 85. Geburtstag meiner Oma mehr Action war. Auch der abschließende Showdown mit Kettensäge ist eher lustig als spannend inszeniert, denn wer wirft schon mit einer Kettensäge nach dem Widersacher, wenn er damit so schön sägen könnte?

Der Ablauf des Filmes ist also grundsätzlich eher als träge zu bezeichnen und wenn jemand das Wort langweilig in den Mund nimmt, liegt er nicht zwingend daneben. Allerdings ist die Umsetzung, mitsamt eines monsterfunkigen Soundtracks, teilweise so haarsträubend, dass ich mich dennoch im Großen und Ganzen sehr gut unterhalten gefühlt habe. Filme der Siebziger sind halt nicht mit heutigen Maßstäben zu betrachten und solche Subgenres wie der Exploitation- oder Blaxploitation-Film waren ja auch damals schon keine Arthouse-Angelegenheit für den schnipsenden Beatnik. Wer Bock auf authentischen Siebziger-Jahre-Mief hat, kann ja mal reinschauen! (chris)