Konzertbericht Cradle Of Filth, Nervosa, Naraka im Modernes, Bremen 16.07.2025
(Text & Photo by Hendrik)
Cradle Of Filth habe ich ewig nicht live gesehen und die Alben der letzten 10 Jahre haben nach einer langen Durststrecke für mich wieder ordentlich Fahrt aufgenommen. Eine Freundin, die COF damals sehr verehrt und noch nie live gesehen hat, hat mich voller Vorfreude begleitet. Zudem war es mein erster Besuch im Modernes.
Das Modernes hat mich direkt überzeugt. Innen aufgebaut wie ein Amphitheater, vielleicht war es mal ein Kino, konnten man von jedem Standpunkt aus super auf die Bühne sehen. Sound und Licht waren gut, somit werde ich immer gerne wieder zurückkehren, um Konzerte dort zu erleben, auch wenn es schon sehr warm im Laden war.
NARAKA aus Frankreich eröffneten den Abend, wenn sie auch keine Begeisterungsstürme auslösten. Wie gewohnt, waren Sound und Licht noch nicht auf 100% „gefahren“. Auch der Platz auf der Bühne war eingeschränkt, da bereits für alle Bands aufgebaut war. Die 4 Mannen haben sich aber alle Mühe gegeben und konnten Applaus für sich verbuchen. Es gab sogar einen Song, bei dem der Gesang von Lindsay Schoolcraft (auch schon mal bei Cradle Of Filth am Keyboard) vom Band lief. Auch Headbanging war in den ersten Reihen zu verzeichnen, somit haben sie ihren Namen in die Welt hinausgetragen und sicherlich den einen oder andern Euro eingestrichen.
Als offizieller Support für die Tour kamen als nächstes NERVOSA, die All-Female-Death-Thrash-Band, auf die Bühne und feierten auf dieser Tour gleichzeitig ihr 15-jähriges Bestehen. Sängerin und Gitarristin Prika Amaral, das einzig verbliebene Originalmitglied, machte einen sehr routinierten Eindruck, von dem die anderen Bandmitglieder auf jeden Fall profitieren konnten. Einstudierte Bewegungen der ganzen Band und Abläufe machten zwar einen guten Eindruck, ließen das Ganze gleichzeitig aber auch etwas zu durchgeplant wirken. Musikalisch waren sie einen Tacken härter als die Vorband, konnten mich aber nicht so recht überzeugen. Einziger Kritikpunkt, die Gitarrensoli der Sängerin waren leider nicht zu hören.
Dann kommen wir schon zum Headliner des Abends: CRADLE OF FILTH. Meine letzte Livebegegnung mit den Briten muss sicherlich 10 Jahre her sein und hat, glaube ich, damals auf dem Wacken stattgefunden. Da war ich sehr positiv überrascht, dass Dani Filth seine langen Kreischeinlagen wieder über das gesamte Konzert konstant durchziehen konnte, darauf freute ich mich heute auf jeden Fall. Das Publikum war sehr gemischt. Von Fans im mittleren Alter mit Originalmerch aus den ´90ern über Fans, die in den ´00er Jahren zur Band gefunden haben, bis zu neuen jugendlichen Fans in Begleitung eines Erziehungsberechtigten war wirklich alles dabei. Durch Fragen an uns, waren wir uns auch sicher, dass hier Leute ihr erstes Konzert erlebten.
Dani kam mit einem Kostüm auf die Bühne, welches er dann ablegte, als es richtig losging. Er wirkte sehr aufgedreht, hopste immer mal wieder auf der Bühne, als wenn er sein Karate oder Kickboxtraining noch nicht beendet hatte und kippte weiter Red Bull in sich rein, was einen seltsamen Eindruck hinterließ. Ansonsten war er sehr professionell, agierte gut mit dem Publikum und war gesanglich top aufgelegt. Die Konzertroutine, die sicherlich schon in die mehrere Tausend Auftritte geht, war ihm definitiv anzusehen. Wobei man keine Langeweile oder Motivationsverlust feststellen konnte. Was einem Die-Hard-Black Metal Fan sicherlich zur Verzweiflung getrieben hätte, passte hier zum Ganzen. Außerdem ist die Band ja schon sehr lange dem BM-Gefilde entwachsen.
Man startete mit dem Opener der aktuellen Scheibe „The Screaming Of The Valkyries“, Album Nummer 16(!), „To Live Deliciously“. Guter Einstieg. Die beiden riesigen, monsterhaften Skelette am Bühnenrand, die Einfassung des Schlagzeugs wie ein alter bewachsener Burgzaun und die Deko am Keyboard machten was her und erzeugten Stimmung. Die Band schien gut gelaunt und spielfreudig.
Die Setlist gab einen guten Überblick über das Schaffen der Band, wobei ich überrascht war, dass das Debüt „The Principle Of Evil Made Flesh“ sogar zweimal, mein liebstes Album „Dusk …And Her Embrace“ aber leider gar nicht vertreten war. Die aktuelle Scheibe war mit 3 Songs natürlich am präsentesten und die wohl erfolgreichste Scheibe „Midian“ war auch zweimal vertreten.
Als die Band nach „White Hellbore“ von der aktuellen Scheibe die Bühne verließ, hatte ich das Gefühl, dass noch etwas fehlt und nach ausgiebigen „Zugabe“ Rufen kam die Band auch wieder zurück, um mit „Cruelty Brought Thee Orchids“ einen meiner liebsten Songs von damals zu spielen, da bekam ich schon Gänsehaut.
Im ganzen hat der Abend sich auf jeden Fall für mich gelohnt und meine Begleitung fühlte sich auch gut unterhalten und ihr 15-jähriges Ich war Jahre später zufriedengestellt worden.
Eintritt und vor allem die Merchpreise hätten mich an dem Abend aber schon ganz schön arm gemacht, wenn ich wie früher bei meinen ersten Konzerten immer zugelangt hätte. Wobei man natürlich sagen muss, dass so eine Produktion in den Kosten extrem gestiegen (man zahlte heute für 3 Bands dasselbe wie damals für 6-7) ist und die Merchandisepreise mittlerweile die Haupteinnahmequelle der Bands geworden sind und ja niemand zum Kauf gezwungen wird.
Ich danke Revue (Konzertveranstalter) für die Möglichkeit, vom Konzert zu berichten, und bin froh, die Band gesehen zu haben. Vor allem, dass Ashok und Zoe Federoff noch Teil der Band waren und der unsägliche Onlinekrieg zwischen den beiden und Dani Filth noch kein Thema war. Man fühlte sich ja kurzzeitig wie bei GZSZ, aber anschienend hat man sich ja mittlerweile geeinigt, da öffentlich nichts mehr passiert. Band und beide Musiker wurden dadurch sicherlich nochmal bekannter als eh schon, aber ich glaube nicht, dass es beiden ansonsten gut getan hat. Evtl. werden die Bedingungen für „angestellte“ Musiker in so einer Situation aber auch jetzt besser, was natürlich zu wünschen wäre. Nach anfänglichen Gefühlseinbrüchen COF gegenüber, kann ich die Band jetzt wieder problemlos hören und „Dusk …And Her Embrace“, „Vempire“ und „Cruelty And The Beast“ werden für mich immer alltimefavourites bleiben.
Setlist: To Live Deliciously, The Forest Whispers My Name, She Is A Fire, Malignant Perfection, The Principle Of Evil Made Flesh, Heartbreak And Seance, Nymphetamine, Born In Burial Gown, White Hellebore
Zugabe: Cruelty Brought Thee Orchids, Death Magick For Adepts, Her Ghost In The Fog
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