LIVEBERICHT

CHAMELEONS + INSELN :: Ein emotionaler Abend!


CHAMELEONS + INSELN
Konzertbericht vom 13.06. im Movie in Bielefeld
(besucht und berichtet von Andreas / Fotos Chameleons von Jens Eggers)

Was für ein emotionaler Abend! Die Band aus Manchester vollzog eine wundervolle Reise in die 80er, denn sämtliche Songs der Setlist stammten von den Alben „Script of the Bridge“ (1983  8 Songs), „What Does Anything Mean? Basically“ (1985 / 4 Songs) und „Strange Times“ (1986 / 4 Songs). Hinzu kam „In Shreds“ (die erste Single von 1982). Im ausverkauften aber nicht gaaaanz vollen Movie (der Veranstalter Bernd Jung (Popsecret Agenten) hat passend zu den Temperaturen das Kontingent nicht ganz ausgeschöpft und 100 mögliche Tickets nicht in Umlauf gebracht, gefühlt war es brechend voll).

 

Das Event eröffnete das Münsteraner Trio INSELN, welche ihren Postpunk (nicht nur durch die deutschen Texte) ein wenig mit der NDW verbinden. FEHLFARBEN, GRAUZONE oder IDEAL sind nicht weit entfernt. Die eher ruhig arrangierten Songs sind galant von Düsternis umhüllt. Neben Erinnerungen an „Messer“ oder „Die Nerven“ besitzen vor allem die Songs, welche von Schlagzeugerin Nora interpretiert werden die kühle Eleganz von IDEAL. Hingegen integriert „nah bei dir“ gar ein wenig Romantik. Eröffnet wurde der Set mit dem von verwaschenen Saiten getragenen „Der letzte Tag“, der eine perfekte Mischung von sperrigem männlichen Gesang und harmonisierendem weiblichen Gesang darbot. Das folgende „Disco Ruff“ war eher sperrig, bevor der Titelsong des aktuellen Albums erstmals zu kleinen Tanzeinlagen einlud. „Tiefer kommt wer tiefer fällt“ ist in sich sozialkritisch angelegt, scheint aber, gerade durch den latent ironischen Zwiegesang auch eine persönliche Ebene zu besitzen. Neben einem gelungenen, neuen Song, hinterließ vor allem „nah bei dir“ einen bleibenden Eindruck.
https://inseln.bandcamp.com/album/nichts

Setlist:
Der letzte Tag
Disco Ruff
Nichts
Rauschen
Tiefer kommt wer tiefer fällt
Dein Gesicht am Fenster
Stets bemüht
In deinen Händen
Alles was ich noch nicht kenn
Es ist zu spät
Nah bei mir
Es ist hier
So wie ich es immer gewollt hab

 


Pünktlich um 21 Uhr betraten die Mannen um Sänger und Mastermind Mark Burgess im schwülen Movie die Bühne und eröffneten den Set mit dem gitarrenlastigen „Paper Tigers“, der aber auch das Schlagzeug bemühte und zwischendrin für romantische Atmosphäre sorgte. Ein guter Beginn und die perfekte Eingangspforte für ein tolles Konzert. Die Band wirkte perfekt eingespielt, die passenden Ruhepole waren gesetzte Zeichen, in der Mark den Erzähler mimte und dann und wann Verweise zu JOY DIVISION („Transmission“ bei „Singing Rule Britannia“) oder THE BEATLES einfließen ließ. Überhaupt gab sich Mark sehr redselig und erzählte zwischendrin über Entstehungsgeschichten und sonstige kleine Anekdoten. „Monkeyland“ ließ genau zum passenden Zeitpunkt für die Frage: „Is there anyone there?“. Es folgten dezente Gitarren- und Schlagzeugorgien, die als Einleitung für „Looking inwardly“ dienten. Die krachige Ouvertüre wurde zunehmend in ein melancholisches Bett verfrachtet. Das in Harmonie badende „Soul in Isolation“ dürfte für das, dem Jugendalter weit entkommende Publikum ein weiterer Höhepunkt gewesen sein. Nach „The Answer“ und der Heimathymne für Herzen („Home is where your Heart is“) konnte man letztmals kurz Atemholen.

Was folgte, war in etwa vergleichbar mit dem 2000er CURE Konzert in Paris. Zunächst schwelgte man in „Swamp thing“; (war damals zurecht) der erste Song, der erfolgsversprechend die Charts besuchte. Direkt danach folgte mein Zweitfavorit mit „Second Skin“. Ein perfekter Song, der sich im Cold Wave eine Heimat suchte. Live überzeugt vor allem die perfekte Saitenarbeit, welche sich perfekt mit dem emotional-erhabenen Gesang paart. Die Band zog sich hernach kurz zurück, um mit „In Shreds“ zurückzukehren; das Stück gehört zu denjenigen Songs, welcher am deutlichsten den Punk-Einfluss zu Beginn der Karriere offenbart und sorgte auch für reichlich Bewegung vor der Bühne. Das geniale „Don’t fall“ diente dann als endgültiger Rausschmeißer. Und man wusste nicht genau, waren das Freudentränen oder Schweiß, der die Gesichter der Besucher benässte.

Ein wunderschönes, perfekt geplantes und auch akustisch einwandfreies Konzert, welches zudem eine perfekte Reise mit genialen Haltepunkten in die 80er bot.

1. Paper Tigers
2. A Person Isn’t Safe Anywhere These Days
3. Here Today
4. Pleasure and Pain
5. Monkeyland
6. Looking Inwardly
7. Up the Down Escalator
8. Perfume Garden
9. Singing Rule Britannia (While the Walls Close In)
10. Soul in Isolation
11. In Answer
12. Paradiso
13. Home Is Where the Heart Is
14. Swamp Thing
15. Second Skin
16. Encore:
17. In Shreds
18. Don’t Fall