Live im Pools in Göttingen am 07.12.2012
© Fotos und Text: Chris
So gut wie das Konzertjahr begonnen hat, soll es sich auch zum Ende neigen und was liegt da näher, als zu dem CHÄIRWALK-Konzert zu gehen, wenn sie sich schon mal bis nach Göttingen trauen?
Aber der Reihe nach: Das Pools in Göttingen ist eine kleine Kneipe mit Raucherbereich im ersten Stock, einer Theke im Erdgeschoss und die Bands werden in den Keller gesperrt. Der erste Eindruck des Kellers ist…gigantisch. Also, der Eindruck, weniger der Keller. Der ist nämlich mal so richtig klein. „Klein“ könnte man so beschreiben: wären genug Leute da gewesen und du du ständest ganz hinten, wärst du immer noch in der dritten Reihe. Es gibt keine Soundanlage im eigentlichen Sinne, alles kommt durch die PA der Band und das versprüht Proberaumfeeling ohne Ende. Dass auch eine Lichtanlage nicht vorhanden ist, versteht sich wohl von selbst.
Von schlechter Laune oder unerfüllten Rockstarträumen ist aber nichts zu spüren, denn wenn ich Erik von CHÄIRWALK sinngemäß zitieren darf: es geht nur darum abzurocken.
Und damit fängt die Band HOLZ auch an. Die Kasseler Band zockt schweinegeilen Stoner Rock mit bemerkenswerten deutschen Texten und so viel Groove im Blut, dass die anwesenden Fans sich im Laufe des Gigs langsam, aber sicher eingrooven. Die Band, bestehend aus Leo (g, v), Adrian (b) und Martin (d) sind so tight, dass es mich verwundert, dass man nicht schon mehr von ihnen gehört hat. Die Bassläufe sind monstermäßig, die Leo haut ein fettes Stonerriff nach dem anderen raus und das Martin groovt so heftig, dass es dich durch die Songs trägt. Besonders intensiv und geil wird es, wenn die Band ordentlich auf′s Gaspedal tritt. Die Texte tun ihr übriges, um die Band eigentlich aus der Masse hervorzuheben, denn sie sind persönlich, ehrlich und sehr gut verfasst, soweit ich das beim ersten Hören beurteilen kann. Sowohl die Konstellation, als auch die musikalische Ausrichtung von HOLZ verträgt sich sehr gut mit CHÄIRWALK, so dass man wahrlich von einer guten Kombination sprechen darf. Wäre Holz eine Beschreibung für den Sound der Band, würde ich an die Bäume auf Öland / Schweden denken, die sich in energisch in alle Richtungen winden und ständig wachsen, bis man staunend davor stehen bleiben muss. Hut ab! Das war ein wirklich intensiver und guter Auftritt.
„Holz“ ist ja ein nicht gerade seltener Begriff und damit ihr die Band auch mal amtlich anchecken, buchen, mit Geld und Liebe überhäufen könnt, kommt hier der Link zur Facebook-Seite: www.facebook.com/weltausholz.
In CHÄIRWALK habe ich mich vor gut einem Jahr verliebt, als mich die CD „Top 10“ erreicht hat. Dank der Musik und vor allem der Texte hat sie mich nicht nur erreicht, sondern tiefgehend berührt. Daher dürfen wir es als Ehre und Freude betrachten, dass Erik (g, v), Janny (b) und Tim (d) heute Abend in diesem Rahmen für uns spielen werden.
Die gute Laune, die in dem Keller herrscht, merkt man auch der Band auf der nichtvorhandenen Bühne an und die intensiven Stücke werden flankiert von von Späßen, Schnäpsen und dem Ausrufen der CHÄIRWALK-Weihnachtsfeier! Wenn das mal nix ist! Anders als in Peine spielen sie nicht das komplette Album in der „richtigen“ Reihenfolge durch, sondern haben neu gemischt und auch ältere Stücke an Bord, aber das kommt alles prima. Die Songs werden rotziger und dreckiger gerockt, als auf der CD und „Du fehlst“ mutiert zu einer Powerballade. Zusammen mit dem Übersong „Nicht ich“, „Schmied“ („wer nicht mitsingt, zahlt die nächste Runde“), „Am Stück“, „Attacke“, „Splitter“, „6 Richtungen“ wird die Top 10 bedient und mit „Stoner“, „Elke“ und „Duck my sick“ lecker abgerundet.
Trotz der beengten Verhältnisse ist Erik sehr agil und rechnet nicht mit der ganz fies platzierten Stolperfalle in Form eine Tabletts mit Bier und Schnaps für die Band, was dann für eine kleine Sauerei sorgt. Andere Bands würden sich wegen einer Pfütze auf dem Boden in die Buxen machen, aber CHÄIRWALK sind aus anderem Holz geschnitzt und Stromschläge bekommen die Musiker von den Mikros sowieso ständig, so fuckin′ what? Janny post auf dem Sofa und meistert zusammen mit Tim die feinsten Backgroundharmonien und Tim lässt sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als er mal eben den Stick verliert und einhändig weitertrommeln darf. Alles kein Problem, was du hier und heute bekommst ist alles echt. Emotionen, Kunst, Freunde. Kein aufgesetzter Scheiß, sondern alle, die da sind, sind hier, weil sie es wollen und weil sie wissen, dass sie echte Musik bekommen. Nach 60 Minuten ist der offizielle Teil der Weihnachtsfeier beendet und man darf sich gemeinsam der Kür widmen.
Vielen Dank an CHÄIRWALK (www.facebook.com/chaeirwalk) und HOLZ. Es war uns ein Fest, euch (wieder)gesehen zu haben und wir versprechen bzw. drohen, dass es nicht das letzte Mal war! (chris)