Mein zweiter Besuch im Leeraner Zollhaus, mein erster oben im Café. Der Raum machte einen gemütlichen Eindruck und schien direkt gut geeignet für ein Konzert dieser Größenordnung.
Die Bremer Punkband DIE BEHÖRDE eröffnete den Abend. Die 3 Jungs und die beiden Mädels machten einen motivierten Eindruck, schienen allerdings noch nicht sehr oft aufgetreten zu sein. Zumindest hatte ich den Eindruck, da auf der Bühne nur sehr wenig passierte und auch die Ansagen noch etwas nervös wirkten. Sorry an die Band falls ich damit völlig daneben liege, vielleicht habt ihr das ja auch so abgesprochen. Die Band war sehr stolz ihre erste Aufnahme auf dem Gig bewerben zu dürfen und bot ihr Tape auch am Merch an. Musikalisch, auch wenn ich im Punk ein absoluter Nullblicker bin, hätte ich die Band ungefähr auf Ende ´70er, Anfang ´80er eingeschätzt. Auch der Gesang hatte viel von den ´80ern und machte auf mich den Eindruck stilistisch sehr viele Einflüsse aus der NDW aufgesogen zu haben. Textlich war es überwiegend politisch, soweit ich die Texte mitbekommen habe. Es drehte sich viel um Asyl und die dazugehörige Politik, einmal ging es auch um den Umweltverschmutzer Automobil. Mich persönlich holte die Band nicht ab, liegt aber daran, dass ich bis auf ein paar Ausnahmen so gut wie gar nicht im Punk unterwegs bin. Tapes konnte sie aber loswerden und Applaus haben sie auch entsprechend bekommen.

Danach trat die Band auf die Bühne, wegen derer ich den Weg nach Ostfriesland angetreten habe, CAPTAIN PLANET! Seit 5 Jahren hat sich die Hamburger Band tief in mein Herz gespielt und sogar den härteren Escapado bei mir den Rang abgelaufen. Außer ihren noch nördlicheren Gleichgesinnten gibt es da nur Farbenflucht, die mich bis jetzt begeistern konnten und musikalisch ähnlich gelagert sind.
Raphael (oder Rafael), welcher in die Reste-EP produktionstechnisch involviert war, vertritt auf den aktuellen Terminen Basti an der Gitarre und diesen Job hat er mit Bravur gemeistert. Die 5 Jungs von der Waterkant spielten in Leer ihren ersten Gig der Tour, welche mit Unterbrechungen bis in den November geht. Während des Konzertes bemerkten sie auch, dass ihr 384. Auftritt gleichzeitig der erste in Leer sei, was mit viel Applaus bedacht wurde. Der Emopunk mit intelligenten deutschen Texten (meine Beschreibung für Interessierte, die die Band nicht kennen) brauchte an diesem Abend einen kleinen Anlauf um richtig zu zünden. Lag aber wohl daran, dass es der erste Auftritt der Tour war. Nach zwei bis drei Songs und der Aufforderung, dass das Publikum ruhig näher kommen und tanzen kann, war das Eis dann gebrochen und die Party ging los. Publikum und Band befruchteten sich gegenseitig. Bei älteren Songs waren dann auch eine Menge textsichere Besucher zu sehen und Sänger Jan verließ ab und an die Bühne um sich dem Publikum zu nähern. Die Ansagen zwischen den Songs waren von Wortwitz und Publikumsnähe gezeichnet und kamen gut an. Nach „schlappen“ 17 Songs verließ die Band, bis auf Benni, verschwitzt die Bühne. Der Gitarrist und Backgroundsänger bedankte sich bei der Vorband, dem Publikum und dem Zollhaus und verkündete direkt, dass er noch Bock hat ein paar Songs zu spielen und davon ausginge, dass seinen Bandkollegen es ähnlich ergehen muss. Also kamen die anderen vier zurück und es wurden direkt noch 4 Songs gespielt, beginnend mit einem meiner Lieblingssongs, „Pyro“! Am Ende des Konzertes entschied man sich spontan nicht „Wespenstich“ wie schon auf der Setlist vermerkt, sondern „Land Unter“ zu spielen. Danach war der Abend dann leider „schon“ zu Ende und ich trat glücklich und befriedigt den Heimweg an.
Meine beiden liebsten Alben „Treibeis“ und „Come On, Cat“ haben über 50% der Setlist ausgemacht und meine Vorfreude wurde erfüllt. Ich hatte nach „so langer“ Wartezeit auf einen Liveauftritt von CAPTAIN PLANET etwas Befürchtungen, dass die Band gar nicht liefern kann, was ich fordere, aber da lag ich falsch. Bei nächster Gelegenheit werde ich auf jeden Fall wieder hingehen. Danke CAPTAIN!
Setlist: Neujahr, Auftauchen Um Luft Zu Holen, Spielplatz, Blattsport, Staub, Nest, St. Peter, Am Wald, Rambo, Schnitt Für Schnitt, Vom Ende An, 120 Sachen, Nur Verlierer, Sand In Den Augen, Halley, Irgendwas, Halb So Schwer
Encore: Pyro, Tuffi, Baumhaus, Land Unter




Vielen Dank an das Zollhaus für die Möglichkeit dabei zu sein, zu fotografieren und für euch zu berichten. (hendrik)
