LIVEBERICHT

BARTHER METAL OPEN AIR :: Mekka für Pagan / Black Metal Fans


Bericht vom Barther Metal Open Air, 16. u. 17. August 2013, Barth Freilichtbühne
(Photos by Stay Free Photography / Stefan Weber)

Nach drei Jahren hat es mich dieses Jahr wieder an die Ostesse zum, wie ich finde, schönsten und angenehmsten Festival in Deutschland geführt. Dem Barther Metal Open Air in Barth. Ein Festival wo man seine Lieblingsband sehen kann und man doch irgendwie im Urlaub zu sein scheint. Alleine der Anblick beim Einmarsch in das „Festivalgelände“, was eigentlich nur ein Mischung aus Park und Wald ist, lässt einen warm ums Herz werden. Zumindest wenn das Blut nicht Adrenalin verseucht ist vom 2 Stunden Stau Freitagmittag in Hamburg. Knapp 500km in 8 Stunden lässt einen wahrlich zum Tier werden. Da hilft weder ein Willkommensbier mit dem schon feiernden Partyvolk, noch eine konische Zigarette von unseren Nachbarn aus Holland. Hinzu kam noch, dass es wohl das einzige Wochenende in diesem Jahr war, wo es im Norden wärmer war als im Süden. 28 Grad und 8 Stunden die Sonne voll in die Fresse.

Es hat eine ganze weile gedauert, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Doch ganz runter haben mich erst die Nord- bzw. Südländer Northland geholt. Ja, ihr lest richtig NORTHLAND sind Spanier. Ich, als einer der sowieso alles ablehnt, was er nicht kennt, war sehr überrascht von dieser mir bis dato unbekannten Band. Ich informiere mich bewusst nicht im Vorfeld über die Bands, die ich nicht kenne, sondern lasse mich immer wieder gerne von neuem überraschen (oder enttäuschen, was meist der Fall ist). Manchmal verliere ich schon beim Lesen der Bandnamen wie Asenblut, Skogen oder Northland das Interesse, weil ich es einfach nur einfallslos finde. Na ja, zumindest gab es bei NORTHLAND die gesamte Bandbreite an Pagan Metal. Irgendwie wusste man gar nicht wo einem der Kopf stand, es war wirklich ein Mischmasch aus Skyclad (wow, Vorschlag fürs nächste Jahr) In Extremo, Gernotshagen und Konsorten. Alles in Allem aber doch recht eigenständig.

Danach war ich tierisch gespannt auf THE ROTTED, nicht weil ich sie schon vorher kannte, nein, weil es einer von nur 2 Death Metal Acts an diesem Wochenende war. Und was für einer. Alleine schon der Anblick der Band sorgte zunächst für hochgezogene Augenbrauen, drei Glatzen und einer mit langen Dreadlocks, doch als ich den Pogomoshpit vor der Bühne sah, wusste ich, jetzt kommt was richtig hammermäßiges. Ich habe bestimmt 3 Songs lang versucht, überhaupt herauszufiltern, was die aus UK kommende Band da überhaupt macht. Bis ich irgendwie dann bei einer Mischung aus Impaled Nazarene und Sick Of It All gelandet bin. Black Metal mit Hardcore zu verbinden haben bisher nicht viele Bands versucht, und auch die Band selbst war nach dem Gig sehr amüsiert über meine Aussage, was sogar bandintern für Diskussionsstoff sorgte. Nun denn, als ich mir zu Hause die mit einer von meiner eigenen Band getauschten THE ROTTED CD angehört habe, habe ich die geballte Ladung Vader vergessen, die noch mit in der Impnaz und SOIA Suppe ist. An Würze fehlte es jedenfalls nicht. SARGEIST hatte ich nur kurz gesehen da ich viel rum gelaufen bin und mit den Bands geredet habe und auch so viele interessante Menschen getroffen habe.


(Hoest von Taake)

TAAKE? Muss man dazu noch was schreiben. Ihr habt es jetzt mehrmals bewiesen, dass ihr eure Instrumente beherrscht. Hut ab. Schade nur, dass die musikalisch beste Black Metal Band die beschissensten „Fans“ hat. Ja Leute, ihr seid so hart, bei euch ist sogar moschen verboten oder was? Dreht mal an der Uhr, vielleicht checkt ihr irgendwann mal worum es geht.

Angesicht des gestrigen Abends wunderte es mich, dass ich fast ohne verkatert zu sein aufgewacht bin. Vielleicht lag es an der Seeluft oder an der super Stimmung, die schon wieder auf dem „Gelände“ herrschte. Während ich krampfhaft versuchte, mich irgendwie aus dem völlig verwickelten Schlafsack zu befreien, spielte im Hintergrund schon die zweite Band des Tages HULDR. Eigentlich wollte ich die Dänen gerne sehen, doch meine beiden Mitreisenden zogen es vor, in der Stadt Fisch essen zu gehen, wohin ich ihnen folgte (Habe schon besseren Fisch gegessen). Danach ging es erstmal mit Akustikgitarre auf eine kleine Promotiontour und ich war recht verwundert, wie gut es den Leuten gefallen hat. Übrigens habe ich bestimmt 10 Akustikgitarren auf dem „Zeltplatz“ gesehen. Ich war der mit dem Hut ;-).


(Drengskapur)

Als ich irgendwann auf einen anderen Kollegen traf, erfuhr ich erstmal, dass der Sänger von Menhir wohl kein Bock hatte und als Ersatz DRENGSKAPUR eingesprungen sind. So ist zu den 2 Highlights TAAKE und ISVIND noch ein drittes hinzugekommen und ich musste mich sputen, pünktlich zu dem ersten Song der von uns befreundeten Band zu kommen. Im bekannten Kaputzenlook gerade erst knapp zwei Monate von ihrer Brasilientour zurück, legten DRENGSKAPUR ein gnadenlos geiles Set hin, so dass einem Viertel der Anwesenden erstmal die Kinnlade offen stand. Tja, wer zu weit nach vorne schaut vergisst, dass sich der Kern meist in der Mitte befindet. Und selten bringt eine Band den Black Metal Kern so gut zum Vorschein. Ohne Schminke und ohne sonstigen Propagandaschei… fegten sie ein geiles Riff nach dem anderen den Leuten entgegen. Ich persönlich steh ja auch auf lange Lieder und bei DRENGSKAPUR geht meist nix unter 10 Minuten. Wäre toll, wenn sie nächstes Jahr nochmal offiziell im Billing stehen würden. Wohl eine der besten deutschen Black Metal Bands.

Die Sonne senkte sich schon wieder der Erde entgegen und mehr oder weniger durch Zufall landete ich bei Leuten, die direkt hinter bzw. vor der Bühne gezeltet haben. Also hinter dem „Gelände“, aber in Richtung Bühne. Und ich muss sagen, dort hatte man den besten Sound vom ganzen Barther Open Air. Quasi 150 Meter vom Geschehen weg. So sog mich dieser Hammersound förmlich wieder in den Partybereich und ich kam und sah SURTUS LOHE, eine Pagan Metal Band aus Deutschland. Nach dem Konzert eigentlich nur DIE Pagan Metal Band aus Deutschland. Ich weiß nicht, warum diese Band in der Vergangenheit an mir vorbei gegangen ist, immerhin sind sie schon seid 1996 aktiv, was auch die Qualität der Musik erklärt. Muss wohl an ihrem Label gelegen haben. (Christhunt Prod. sind in Verruf geraten, rechte Bands unter Vertrag zu haben). Hab es nicht mehr ganz so auf dem Schirm, werde das aber mal verfolgen.

Auch wenn Post Black Metal mir nicht so liegt, habe ich Markus der Ehre halber viel Erfolg gewünscht. Als Stadtnachbar macht man das halt mal. LANTLÔS spiegeln eher eine andere Seite des Black Metals wieder. Wobei viele sich dann wohl wieder um die Definition streiten werden. Die einen stehen halt auf Corpse Paint, die anderen laufen halt normal rum. Wen juckt es, jeder soll machen was er will. Ich persönlich ziehe ja eher die Mitte vor, also weder Hipstar noch Die Hard.

(Foto rechts: Markus von Lantlôs)

So genug der Herrlichkeiten und kommen zu dem absolutem HÖHEPUNKT meiner persönlichem BLACK METAL KULTURSPIRATION. Wow, wieder ein neues Wort erfunden. ISVIND. Zu meiner Person. Ich bin zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre und habe 1995 aufm dem Weg zu einem Death Konzert das erste Mal Darkthrone gehört. Ich fand es damals eher amüsant, wie düster Musik sein kann und kam dann erst ein paar Jahre später zum Black Metal. Na ja, wen interessiert´s? Ich dachte eigentlich, dass ich irgendwie zittern würde, mir in die Hose mache, oder ich irgendwie zu Eis erstarre oder sonstig erdenkliches. Eines von dem wäre wahrscheinlich auch passiert, wenn ich ISVIND nicht am Vorabend schon über den Weg gelaufen wäre. Man hatte mir ja schon erzählt wie klein der Frontmann (Tommy/Goblin) und ehemals Schlagzeuger von ISVIND sei, aber ich habe nicht damit gerechtet, dass er wirklich so klein ist. Zumindest hatte ich ihn sofort erkannt und ich hoffe er nimmt mir mein doch heftig amüsantes Grinsen nicht noch übel, als ich ihn angesprochen habe. Als ich ihm dann sagte, wer ich sei, entgegnete er jedoch nicht weniger erfreut als ich. Meine Coverversion von „Herskerinnen“ hat es ihm/ihnen doch sehr angetan. Nachdem mir nach ca. 10 Minuten mit fast ausgestreckten Beinen an einem Baum lehnend (er ist wirklich bestimmt nur 1,10 m bis 1,20 m groß) der Rücken wehtat, zog ich es vor mich weiter mit dem Live Bassisten zu unterhalten. Es macht immer wieder Spaß, sich mit Norwegern zu unterhalten und noch mehr macht es Spaß, wenn es nicht solche Black Metal Spinner sind und man merkt, dass es doch eigentlich ganz normale Menschen sind, die einfach nur Spaß ihrer Musik haben. Und so traf ich sie auch wieder am Samstagnachmittag an, nüchtern quasi als ganz normale Festivalbesucher. Ich brauchte dann aber erstmal wieder ein Bier, um mein Englisch auszufrischen (wirkt Wunder 😉 leider können sie nicht ganz so gut deutsch wie HOEST, aber das ist eine andere Geschichte. Noch nen Shirt gegen nen Bier getauscht, mir noch FIMBULVET angeschaut, die auch nicht schlecht waren und dann war es endlich so weit. ISVIND LIVE.


(Isvind)


Für einen, der auf jedem Festival eigentlich Vollgas gibt, habe ich dieser Tags auf übermäßigen Alkoholkonsum verzichtet, um diese Moment einfach nur erleben zu können. Das Headbangen und am Rad drehen macht dann zwar nur halb so viel Laune, aber dafür kann man sich am erhöhtem Genussfaktor erfreuen. Leider fand ich die „Intent Lever“ nicht ganz so toll, weswegen ich nicht die Komplette Setlist parat habe. Was aber als erstes erwähnt werden muss, ist, dass sie zur Zeit eine 28 Jährige nach Oslo gezogene Kanadierin als Liveschlagzeugerin haben. Ja Leute, ihr lest richtig. Ein blondes Black Metal Püppchen. Ich dachte, ich seh nicht richtig, und wie die abgegangen ist, unbeschreiblich. Wenn ich die Wahl hätte, ihre nackten Titten oder ein Drumsolo von ihr zu sehen, würde ich mich für zweiteres entscheiden. Von dem „Dark Water Stier“ Album haben sie natürlich „Stille Sjel“ gespielt, wobei bei den langsamen Parts das Drumming nicht ganz so thight war, aber dafür bei den schnellen Part umso thighter. Echt heftig. „En gjenonnomratnet Hytte“, Isvind waren noch an alten Songs dabei und der Rest von „Intent Lever“ und der neuen Scheibe „Daumyra“. Alles in Allem ein solides Set. Ich persönlich hätte mir noch einem Song vom „Nivelheim“ Demo gewünscht, aber auf meine Anfrage hin sagte man mir, man sei zu faul zum üben. Na ja, neue Songs machen ja auch mehr Spaß, als immer das Gleiche zu spielen, doch durch die Blume konnte ich hören, dass es wohl schwierig sei, die alten Songs noch mal wieder zu lernen. Hätte man sich die letzten 10 Jahre nicht auf Technopartys rumgetrieben, hätte man so was nicht verlernt ;-). Dann habe ich endlich nach dem Gig auch die andere Isvindhälfte getroffen, wieder ein sehr interessantes Gespräch gehabt, Biere getrunken, CD abgestaubt während FORSOT gespielt haben usw. Was mir an FORSOT aufgefallen war, dass die Lieder recht unterschiedlich waren, bestimmt alte und neue Sachen. Teils rauer Black Metal teils Post Kram.


(Fimbulvet)

Fazit: Fast unbeschreiblich geiles Wochenende. Wer als Pagan / Black Metal Fan nicht einmal auf dem Barther war, dem sei nicht zu helfen. Auffallend junges Publikum, aber so lange sie uns alte Hasen machen lassen, soll’s mir egal sein. Wie viele Bands haben ein Icon E? Ja, die Band heißt E und jetzt verpiss dich! Grüße gehen an Ernst (frag nicht so viel), Einer, Andreas Granate, der Typ mit dem rotem Shirt, Tommy und Christian, Andre, Steffen und Drengskapur, Faustus und Mogh und das andere Crewmitglied, welcher u.a. direkt als erstes an der Einfahrt gezeltet hat. (holger)