LIVEBERICHT

ÅRABROT :: Kurz und schmerzhaft

Live im Café Glocksee in Hannover am 29.05.2012
(Text & Fotos von Chris)
www.arabrot.com

Ich mag das Ambiente des Glocksees. Alternativ, do-it-yourself, gestaltet von Leuten, die machen und nicht nur schwatzen.
Wir kommen viel zu früh an der Location an und sind dann trotz der Sonne ordentlich durchgefroren und froh, als das Café um 21h die Pforten öffnet, damit wir uns aufwärmen können. Bis zum Beginn der Show hat man wirklich nicht viel Besucher zu vermelden, die meisten kennen sich untereinander und ich bekomme anfangs den Eindruck, die einzigen zu sein, der wegen der Band da sind. Aber zum Glück wird sich das noch ändern und wir bleiben nicht allein mit unserem guten Musikgeschmack. Spannend ist die illustre Gesellschaft allemal, den vom Studenten über den barfüßigen Eintänzer ist alles da.

So sieht also eine Band aus, die mit dem Spellemanspriesen, dem norwegischen Grammy-Pendant, für das beste Metal-Album 2011 ausgezeichnet ist. Strohhut, rotes, ärmelloses Hemd, Jeansshorts und Cowboystiefel. Yeah, das riecht nach Sommerurlaub! Nur leider macht die Band keine Sommerurlaubs-Musik, auch wenn „Madonna was a whore“ so was wie mein Sommerhit geworden ist.

Die Band betritt so gegen 23h die Bühne und von da an geht es gut ab. Der Laden füllt sich, wie von Geisterhand, leert sich nach zwei Songs aber auch wieder etwas, was darauf schließen lässt, dass viele Besucher eher wegen des kostenlosen Eintritts (!!!) und der anschließenden Disco gekommen sind, als wegen ÅRABROT. Aber das macht nichts, denn es bleiben genug Leute vor der Bühne, die zu schätzen wissen, was die Norweger auf der Bühne zelebrieren: Noise Rock, Sludge und Doom werden von K:N (g,v) und Marakel (d), die sich für die Tour mit dem Bassisten Magnus verstärkt haben, so intensiv und fett dargeboten, dass das Konzert einer Katharsis gleichkommt. Beeindruckend ist, dass die Band sich, trotz der knackigen Songs, selbst Raum für improvisierte Parts und Feedbackgedröhn lässt und sich mit Blicken und Gesten verständigt, wann man wieder präzise weiterdonnern will. Das Timing stimmt generell immer, auch wenn ich glaube, dass sich Magnus bei „And the ass has spoken“ ordentlich verhaut. Nimmt aber keiner krumm, denn das macht sympathisch. Die Stärke der Band liegt darin, dass sie nicht nur um des Dröhnens Willen dröhnt, sondern sie verpacken ihre Aussage in kurze Eruptionen, die eher punkigen Charakter haben, als an episch-vertonte Landschaftswanderungen erinnern.

Auf Ansagen oder ähnliche Kommunikation muss man leider verzichten, denn K:N und seine Bande konzentrieren sich auf der Bühne auf das Wesentliche und lustige Animiersprüche würden die Atmosphäre des Konzertes zerstören. Somit bleibt das Drumherum reduziert, genau wie die Spielzeit.

Nach sagenumwobenen 45 Minuten ist Feierabend…jawoll. Eigentlich wohl ziemlich kurz, aber der intensive, schmerzhafte Sound der Band muss erstmal in kleinen Dosen konsumiert werden. Allerdings kommt das Trio Infernale noch für drei knackige Zugaben raus und nach einer knappen Stunde ist dann wirklich Sense.

Auf der Bühne sind sie Rockschweine, die es krachen lassen und vollends in ihrem Dröhngebräu aufgehen, aber am Merchendise-Stand sind es die freundlichsten Menschen, die es geben kann. Die Katharsis funktioniert sowohl vor, als auch auf der Bühne, wie mir scheint. Nach einem kurzen Schwatz mit der Band, einem kleinen Einkauf (yeah, ich habe noch ein Exemplar der „Madonna was a whore“-7-inch-Single abgegriffen), müssen wir auch schon wieder aufbrechen, auch wenn die Disco mit Doors-Songs definitiv zum Bleiben einlädt.

Wir ziehen unseren Hut vor ÅRABROT und dem Café Glocksee (www.cafe-glocksee.de), welches es ermöglicht, dienstags kostenlos eine Band zu sehen und im Café abzuhängen! Sensationell! (chris)