LIVEBERICHT

AUTUMN MOON FESTIVAL 2018 :: Dunkles Treiben am Weserufer

4. AUTUMN MOON FESTIVAL am 12.10. und 13.10.2017 in Hameln mit FIELDS OF NEPHILM, DIARY OF DREAMS, INVSN, COVENANT, THE OTHER, SOLAR FAKE uvm.

Bilder @ Caro / Text @ Michi

 

Zum vierten Male findet das noch junge Festival in der Rattenfängerstadt Hameln statt. Seit 2015 hat es sich nun herumgesprochen, das hier ein sehr engagiertes Team ein tolles Festival aufzieht, welches namhafte Szenegrößen in einer entspannten und tollen Atmosphäre zusammenbringt. Auch 2018 kann sich das Line-Up wirklich sehen lassen und wieder werden die diversen Bühnen kombiniert mit dem schon traditionellen Mystic Halloween Market. Dieses Spektakel mit dem Thema „Halloween“ verbreitet viel Mittelalter Flair auf die frei zugänglichen Außenbereiche am Weserufer und lockt so jede Menge zusätzliche neugierige Menschen an, die nicht unbedingt Interesse am musikalischen Thema dieser Veranstaltung haben. Tolles Konzept, das aufzugehen scheint!

DER FREITAG

Da die ersten Bands auch dieses Jahr freitags schon am frühen Nachmittag auftreten, fällt hiervon die Berichterstattung leider aus. Berufliche Verpflichtungen machen es leider erst möglich gegen 16:30 Uhr einzutreffen. Gerade noch passend um in der Rattenfängerhalle die letzten zwei Titel der lokal verwurzelten Electro Band FUNKER VOGT anzuschauen. Die große Halle ist gut gefüllt, noch immer gibt es in Hameln viele Supporter. Mit „Tragic Hero“ lauft dann auch gerade eines der Stücke die für die starken „Execution Tracks“ Zeiten Ende der 90er Jahre stehen. Das Bühnenbild ist gewohnt militärisch ausgestattet, hat sich also in den letzten 20 Jahren nicht viel verändert.

Das dieser Herbst noch sommerliche Temperaturen zu bieten hat ist natürlich ein Segen für das Markttreiben und dementsprechend gut besucht sind die Stände und das nicht nur während der Spielpausen auf den Bühnen von Rattenfängerhalle, Sumpfblume und Moonstage. Die neue Moonstage ist das nächste Ziel um den Auftritt von THE LAST DAYS OF JESUS zu sichten. Die slowakische Band um Sänger MaryO steht seit Anfang der 90er Jahre für Deathrock und Batcave Sounds und genau das bringt vom ersten Stück an richtig Spaß. Geile Songs, coole Rhythmen und ein Sänger der allein schon durch seine Präsenz und die sehenswerte Gestik spannend ist, machen diese Band zu einem Erlebnis! Titel wie „Everyday is Halloween“ oder „She died“ sind einige der Stücke die gespielt werden, die anwesenden Zuschauer glücklich machen und zum Tanzen bewegen.

Folgend spielt in der großen Halle die dänische Progressive Rock Band KELLERMENSCH. Von dieser Combo habe ich zuvor noch nie gehört, der Bühnenaufbau mit Instrumenten für acht Musiker ist aber schon mal spannend. Ein Publikumsmagnet scheinen die Dänen allerdings nicht zu sein, denn die Lücken vor der Bühne sind groß. Das hindert KELLERMENSCH allerdings nicht daran eine ziemlich Action-geladene Show abzuliefern, die optisch ziemlich spannend zu beobachten ist. Vor allem Sänger und Gitarrist Sebastian Wolff wirkt perfekt cholerisch in seinem Handeln. Leider gehen die Screaming Vocals vom zweiten Sänger Christian Sindermann ziemlich unter. Wir verlassen aber nun die sich langsam mehr füllende Halle um eine kleine Rund über den Markt zu gehen und dann wieder die Moonstage anzusteuern.

Hier spielen jetzt die aus Barcelona stammenden TERROKOLAUST und das Zelt, welches diese Bühne beinhaltet, hat sich schon ordentlich gefüllt. Sänger Javi Ssagittar zeigt sich optisch auf der Bühne recht aggressiv gestylt, was scheinbar für Musiker des Genres Industrial-Rock zum Standard wird. Allerdings erklingt die Musik weniger intensiv als erwartet. Die Gitarren klingen recht schwach und auch der Gesang erscheint eher zahm, hier finden Optik und Musik wenig Einklang. Wenig begeistert wird also das Zelt wieder verlassen.

Die Rattenfängerhalle hat nun den Auftritt von SOLAR FAKE parat, was spürbar viele Leute anzieht. Sven Friedrich ist schließlich ein recht bekannter und beliebter Musiker, der auch mit seinen anderen Projekten vor allem die Mädels in seinen Bann zieht. Auf Wunsch der Veranstalter ist der Auftritt heute zumindest zum großen Teil als Akustiksession ausgelegt. Ich sehe dabei in viele begeisterte Gesichter, welche vom Klang seiner eindringlichen Stimme gefangen zu sein scheinen. Zu leichten Klavier und Gitarrenklängen plätschert die Musik sehr eingängig vor sich hin, allerdings hätte ich mir schon etwas mehr vom typischen SOLAR FAKE Sound gewünscht. Nach vier Stücken inklusive dem bekannten „Until It`s Over“ wird dem Auftritt der Rücken zugekehrt um nicht den Ermüdungserscheinungen vollends zu erliegen.

   

In der Moonstage spielt nun SCHEUBER, die ersten beiden Alben von Dirk Scheuber waren ganz gut und so ist auch die Interesse hoch wie sich der PROJECT PITCHFORK Keyboarder live als Sänger schlägt. Das Interesse vor der Bühne ist hoch und alle erleben einen sehr sympathischen und gut gelaunten Musiker, der sichtlich Spaß an dieser neuen Rolle zu haben scheint. Die Musik ist ein guter tanzbarer Electro, der allerdings auch kein sonderlich großes Spektakel abliefert. Stücke wie „Human“ oder „Space“ funktionieren gut, sind tanzbar und manchmal bedarf es auch einfach nicht mehr.

Im vergangen Jahr hat die aus Schweden stammende Band INVSN um REFUSED Sänger Dennis Lyxzén einen enorm positiven bleibenden Eindruck hinterlassen. So ist allerseits die Freude groß INVSN wieder in Hameln begrüßen zu dürfen. Dieses Jahr ist die Spielzeit auch mehr allgemein-tauglich, nicht wie letzten Jahr weit nach Mitternacht.  Entsprechend voll ist die Halle mit erwartungsfreudigen Fans der Band. Schnell wird mir klar wieso diese Band live so hoch gelobt ist. Dennis Lyxzén ist auf der Bühne ein wahres Energiebündel, das sich extrem agil zeigt und viel Action transportiert. Permanent wird das Mikro malträtiert und herum geschleudert, ein Wunder das es hier keine Opfer gab… Aber auch seine musikalischen Mitstreiter machen einen geilen Job und mir geht der tolle Klang der einprägenden Bassgitarre nicht mehr aus dem Ohr. Stücke wie „Down in the shadows“ oder „Forever rejected“ kommen richtig gut man zeigt das man eine sensationell gute Live Band ist.

  

Auf der Moontage wird dann noch ein kurzer Besuch bei der belgischen Electro Combo THE ARCH abgestattet, eine Band die schon in den 80er Jahren aktiv war. Man zeigt in dem gut besuchten Zelt einen sehr atmosphärischen Auftritt, der Sound wirkt sehr futuristisch wobei vor allem der sehr markante Gesang hier am auffälligsten ist.

  

Die restlichen Auftritte des Abends werden heute nicht besichtigt und so führt der Weg sehr zufrieden Heim. Das heute Erlebte war in Summe hervorragend und zeugt von einer perfekten Organisation, die alles dafür tut um dieses Festival zu einem perfekten Erlebnis für die Gäste und auch für die Musiker zu gestalten.

DER SAMSTAG

Mit dem Eintreffen am Samstag Nachmittag ist schnell ersichtlich, dass die Zuschauerzahlen die des Freitags bei weitem Übertreffen. Schon zu früher Stunde ist der Mystic Halloween Market sehr gut gefüllt und auch das Konzert der Future-Pop Band EISFABRIK in der Rattenfängerhalle ist überraschend gut gefüllt. So viele waren Abends bei den Hauptakt nicht dort. EISFABRIK haben sich spürbar gemausert und schaffen es wirklich starke Energie über ihre Musik zu transportieren. Gute Rhythmen und tolle Melodien, welche die viele Zuschauer zum Tanzen treiben sind zu hören. Als dann passend zum Namen auch noch Schneeflocken aus Schaum über die Bühne gepumpt werden wird der Show auch noch ein optischer Aspekt geboten der wirklich ganz nett ausschaut.

Im Anschluss nach einer wie hier immer planmäßigen Umbauphase steht der Auftritt von Claus Larsen bzw. LEAETHER STRIP an. Die dänische EBM Legende steht wie immer alleine auf der Bühne mit seinem Computer und schafft es trotzdem binnen weniger Augenblicke die Zuschauer mitzureißen. Die krachigen und stumpfen EBM Beats funktionieren sofort, alle die Old School Electro lieben sind umgehend im Tanzmodus! Leider gibt es nun eine problematische Überschneidung und nach 20 sehr guten Minuten führt der Weg schweren Herzens wieder weiter.

 

Denn auf der Moonstage spielt nun die Horror-Punk THE OTHER und der Besuch hier ist Pflicht. Es ist schon viel zu Lange her ist, das ich sie das letzte Mal gesehen habe! In stilistisch passender Aufmachung zeigt sich die Truppe auf der Bühne im Horror Outfit und Sänger Thorsten, alias Rod Usher, schafft es schon beim Soundcheck die Zuschauer an sich zu binden mit diversen sympathischen Ansagen. Nun steht eine sehr Metal-lastige laute Show an, die auf diesem Festival dieses Jahr wohl eine Alleinstellung hat. Krachige Gitarrenriffs, laut scheppernde Drumms und natürlich der intensive Gesang. Obendrauf gibt es die klassischen Horrorpunk Melodien und Gesänge und binnen weniger Sekunden ist das ganze Zelt gefangen. Der Reigen an coolen Songs ist schier unendlich, aber vor allem altbekannte Tracks wie „Beware of Ghouls“,  „Lovers Lane“ oder „Back To The Cemetary“ bringen die Menge in Wallung und sogar ein kleiner Circle Pit wird zelebriert. Tolles, lautes und energiegeladenes Konzert mit einer gut gelaunten Band, was will man mehr?

Auf der Hauptbühne sind nun COPPELIUS zugange. Die vielköpfige Gruppe mit ihrem Mix aus Metal, Klassik, Theater und Klamauk zieht wieder sehr viele Zuschauer und ist auch Live immer wieder spannend zu beobachten. Sehr stark sind die kräftigen Chello Klänge, die massiven Drumms und die abgedrehten Klarinettengeräusche,  leider empfinde ich den Gesang immer wieder als zu schmal. Aber egal, den Zuschauern gefällt das gebotene und das ist wohl die Hauptsache.

Der nächste Act von dem berichtet werden kann sind DIARY OF DREAMS die unbestritten in den letzten 20 Jahren die Dark Wave Szene mitgestaltet und geprägt haben. Die Rattenfängerhalle ist richtig voll als Adrian Hates und seine Band die Bühne betreten. Der Sound ist unglaublich intensiv und ganz schnell schaffen es DIARY OF DREAMS ihren enorm stimmungsvollen und dichten Klang zu verbreiten. „Made In Shame“und „Take Me Home“ bereiten einen bemerkenswert kraftvollen Beginn bei dem vor allem der Gitarrensound sehr stark klingt. Im weiteren Verlauf sind es dann natürlich unverzichtbare Stücke wie „Giftraum“, „The Curse“ oder „The Wedding“ die zu Höhepunkten dieses Konzertes zählen. Besonders ergreifend, bzw. in machen Augen vielleicht auch ein klein wenig kitschig, ist das Wirken vom Stück „Traumtänzer“ zu dessen Refrain die Zuschauer sehr schnell zum gemeinsamen Mitsingen eingefangen sind. In Summe ein tolles Konzert, DIARY OF DREAMS sind einfach eine Wucht hinsichtlich Stimmung und Atmosphäre!

Nun zum Hauptact dieses Abends, auf dem Plan stehen jetzt die schwedischen Electro Helden von COVENANT, die nun auch schon über 30 Jahre Bandhistorie vorzuweisen haben. Eskil Simonsson erscheint für mich optisch in einem ganz ungewohnten Look, denn anstatt seiner blonden Haare ist er inzwischen komplett kahl rasiert auf seinem Haupt. Aber hinsichtlich Agilität und Ausstrahlung ist er immer noch alles wie gewohnt! Die zugewiesene opulente Spielzeit von 90 Minuten wird gleich mal mit Clubhits wie „Laiermann“, „Dead Stars“ und „Figurehead“ begonnen und somit ist die Stimmung in der Menge sofort auf dem gewünschten Level. Die Zeit vergeht wie im Fluge begleitet von unendlich vielen Hits und einer echt guten Stimmung in der Menge. Mit Stücken wie „Stalker, „We Stand Alone“ oder „Call The Ships to Port“ werden jede Menge weitere unverzichtbare Klassiker gespielt, die für mich einen würdigen Abschluss vom diesjährigen Autumn Moon Festival in Hameln bedeuten.

Ich muss sagen das sich dieses Festival über die Jahre extrem entwickelt hat. Tolle Locations, eine super Auswahl an Bands, eine nahezu perfekte Organisation und jede Menge freundliche Mitarbeiter machen dieses musikalische Event zu einem überaus angenehmen Erlebnis. Auch dieses Jahr hat natürlich das Wetter super mitgespielt mit den sommerlichen Temperaturen, die vor allem für die Außenbereiche sehr angenehm gewesen sind. Dank und Gratulation zugleich an alle die hier mitwirken und es bleibt zu hoffen, dass die Geschichte vom Autumn Moon noch viele weitere Kapitel bekommt in den nächsten Jahren.