FILM+HÖRSPIEL

FILM „Martyrs“ (Horror)

m2Originaltitel: Martyrs

Herstellungsland: USA 2015

VÖ: 03.11.16

Wertung: Geht so

Regie: Kevin Goetz, Michael Goetz

Darsteller: Kate Burton, Troian Bellisario, Bailey Noble, Elyse Cole

FSK: ab 18

Studio: Tiberius Film

Genre: Horror

 

Inhaltsangabe:

Die 10-jährige Lucie flieht aus einer einsam gelegenen Fabrikhalle, in dem sie festgehalten und gefoltert wurde. Stark traumatisiert kommt sie in ein Waisenhaus, wo grausame Albträumen und  Wahnvorstellungen sie verfolgen. Nur die gleichaltrige Anna schafft es, ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Ein gutes Jahrzehnt später gelingt es Lucy, ihre früheren Peiniger aufzuspüren und zu töten. Zusammen mit Anna gerät sie jedoch in die Fänge eines mörderischen Syndikats. Ein unheilvolles Martyrium – diesmal für beide Mädchen – beginnt…

Zusatzinfo zum Film vom Vertrieb:

Nach „Scenic Route“ (2013) wagen sich die „Goetz Brothers“ Kevin und Michael Goetz an ein Remake des französischen Kult-Horrorfilms nach einem Drehbuch von Mark L. Smith („The Revenant“). Erschaffen haben sie ein Werk von atemberaubender und zugleich verstörender Visualität. MARTYRS zeigt Gewalt in all seinen abgründigen Facetten und steht dem Original in seiner Anschaulichkeit und Tabulosigkeit in nichts nach. In den Hauprollen überzeugen Troian Bellisario, Star aus „Pretty Little Liars“, sowie Bailey Noble („True Blood“), deren Freundschaft im gemeinsamen Martyrium auf die Probe gestellt wird. Ihre Peinigerin mimt Kate Burton („Grey’s Anatomy“), deren Darstellung der eiskalt-psychopatischen Wissenschaftlerin Eleanor den Zuschauern das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Original oder Kopie

Von den Produzenten von „Insidious“, „Paranormal Activity“…. diese Info zum Film passt irgendwo doch auf fast jeden Film der in den USA entsteht. Nun haben sich die „Goetz Brothers“ an das geniale Horrorwerk „Martyrs“ heran getraut, ein Film der in seiner originalen Film berechtigter Weise aufgeschreckt hat aufgrund seiner schonungslosen Gewalt und bedruckenden Handlung. Doch genau diese Attributen sind es die dieses Werk zum Kult haben werden lassen. Da aber Hollywood nicht die Finger lassen kann vom inzwischen weit überlegenen europäischen Film, wird auch dieses Werk schamlos kopiert und in eine Eigeninterpretation gepresst. Es tut mir leid das ich so voreingenommen bin, aber als Fan des „neuen französischen Horrors“ lässt sich dies leider nicht vermeiden.

Die Geschichte ist der des Originals schon markant ähnlich, hat aber bei genauerem Hinsehen doch einige Unterschiede parat. Die erste Szenerie ist ebenfalls die Fluchtszene eines Mädchens aus einem Industriegelände. Doch folgend legt man erst mal großen Wert darauf wie die beiden Mädchen Lucie und Anna im Heim aufwachsen und Lucie bei ihrer Freundin halt findet um bestmöglich das erlebte Grauen zu verarbeiten. Schon hier wird sehr schnell ein religiöser Grundstein in die Geschichte gelegt, welcher den Betrachter den ganzen Film nicht mehr loslässt und leider auch schon sehr frühe Lösungen für die Rätsel anbietet, die hier erlebt werden. Hier werden schnell alle Interpretationsmöglichkeiten im Keim erstickt. Die Rache Szenerie 15 Jahre später ist gut und hart umgesetzt doch steht in keinem Vergleich zur französischen Vorlage. In Punkto Stimmung und kalter Härte ist hier ein großer Unterschied. Nicht sehr gut für die Geschichte ist, das hier schon auf dem Silbertablett die Dualität von Lucie`s Geisteszustandes aufgelöst wird und das Monster Thema ganz schnell aufgelöst ist.

Da wo Pascal Laugier 2008 dann die Zuschauer so richtig geschockt hatte mit seinen beklemmenden und ultraharten Folterszenen im Keller, verliert die neue Version wohl die meisten Punkte. Hier wird oberflächlicher und sehr kurz gehaltener Torture geboten, langweilig und wenig schockend. Letztlich geht es aber gar nicht um jede Einzelheit der Gewalt, doch die dunkle Aura, Beklemmung, Schockiertheit und Empörung über dessen was da passiert, kann ich in der US Version überhaupt nicht spüren.

Diese Meinung ist aber eine ganz persönliche. Das französische Original ist schon extrem hart und schonungslos und nicht ganz zu unrecht in Deutschland  nicht ungeschnitten zu bekommen. Für den Konsumenten des durchschnittlichen Hollywood Horrors ist auch dieser Film bestimmt harter Stoff. Doch wenn dieser Film zuerst da gewesen wäre, würde es mit Sicherheit keinen Kult um den cineastischen Begriff „Martyrs“ geben. (michi)