Originaltitel: Baskin
Herstellungsland: Türkei 2015
VÖ: 29.04.16
Wertung: Gut
Regie: Can Evrenol
Darsteller: Mehmet Cerrahoglu, Gorkem Kasal
FSK: FSK ab 18
Studio: Capelight Pictures
Genre: Horror
Inhaltsangabe:
Unterwegs auf einer routinemäßigen Nachtstreife wird eine Polizeieinheit als Verstärkung zu einem verlassenen Haus gerufen. Auf dem Weg dorthin provoziert eine merkwürdige Kreatur einen Unfall, der die Gruppe zwingt, ihr Ziel zu Fuß zu erreichen – wo sie nur noch auf einen leeren Polizeiwagen trifft. Von den Kollegen fehlt jede Spur. Auf der Suche nach ihnen arbeiten sich die Männer immer tiefer in das Gebäude vor und finden sich plötzlich als ahnungslose Ehrengäste inmitten einer schwarzen Messe wieder. In dieser Hölle auf Erden wünschen sie sich bald nur noch den Tod, aber auch der bringt nicht immer die erhoffte Erlösung …
Optisch voluminöser Horrortrip
„Baskin“ ist wohl der erste Horrorfilm aus der Türkei den ich gesehen habe. Da mag man ja vielleicht von der Erwartungshaltung etwas vorsichtig agieren, doch wenn die Medien hier Bezüge erstellen zu Filmen von Barker, Carpenter oder Argento wird dann doch eine erhöhte Neugier erzeugt.
Das Regiedebüt von Can Evrenol ist entstanden basierend auf einem Kurzfilm, ebenso von Evrenol. Dieser Kurzfilm ist auf dieser Veröffentlichung mit enthalten und dient so prima zur Vergleichsanalyse. Wäre ja nicht das erste Mal das man zu Schluss kommt, es man es dabei hätte belassen sollen. Aber erstmal zum Hauptfilm….
Was sehr schnell auffällt ist die kontrastreiche Optik des Films. Alles ist extrem düster und trotzdem farbintensiv. Die Kamera positioniert sich wirklich sensationell und bietet immer wieder sehr ansehnliche Perspektiven. Somit ist der Grundstein gelegt für eine sehr atmosphärische Stimmung.
In der Geschichte lernen wir eine Gruppe Polizisten kennen, die in einem Schnellrestaurant sitzen. Die Charaktereinführungen der Personen sorgen nicht gerade für Sympathie, denn man beschränkt sich hier eher auf extremen Dirty Talk. Doch schon zu Beginn erscheint die Szenerie immer surrealer, denn Visionen und Wahnsinn einzelner Personen durchziehen das Geschehen. Als die Gruppe dann einen Notruf erhält beginnt der Horror. Schon auf der Fahrt dorthin gelangen sie immer tiefer in die Dunkelheit und sie gelangen in eine okkulte Vision der Hölle, die man sich im schlimmsten Alptraum nicht hätte zurecht spinnen können.
Die Einleitung des Films ist für mich deutlich zu lang geraten. Das zerstört die tolle Optik des Films leider unnötig. Spannung ist allerdings eh nicht der Trumpf von „Baskin“. Eher ist man gefangen in einer dichten Atmosphäre die mit visuellem Horror total überladen ist. Gerne kann man hier tatsächlich Clive Barkers „Hellraiser“ heranziehen, aber auch die dunklen Visionen von „The Cell“ oder „Silent Hill“ könnten als Inspirationen gedient haben.
Die Szenen im dunklen Haus und dessen Keller sind sehr obskur und voller Gewalt, ein wirklich bedrohliches Horrorkabinett. Überall Körperteile und Blut, in jeder Ecke geschehen körperliche Gewaltexzesse. Hier kann der Film abermals optisch total überzeugen. Alpträume, Visionen, Nahtoterfahrungen,…all diese Wortfetzen passen zu dem, was man in dieser surrealen Erzählung sehen kann.
Ob einem der Handlungsstrang nun vollends schlüssig erscheinen muss, sei mal dahingestellt. Ich habe irgendwann aufgehört nach dem Sinn des Ganzen zu forschen und habe mich einfach der voluminösen Optik hingegeben. Und da muss man sagen, wirklich toll gemacht und das alles ohne Computertechnik. Der Kurzfilm weicht optisch nicht von kompletten Film ab, hat aber nicht das Problem Längen in der Handlung zu haben.
Liebhaber des abstrakten Horror mit vielen visuellen Effekten kommen hier voll auf ihre Kosten. Handlungsfanatiker werden dagegen nicht sonderlich erfüllt werden. Für ein abendfüllendes Debüt ist dieser Film sicherlich aber bemerkenswert hochwertig. Ist auf jeden Fall einen Blick wert. (michi)