Originaltitel: „Sette note in nero“ aka „The Psychic“
Produktion: Italien, 1977
Blu-Ray-Veröffentlichung: 15.12.2014
Wertung: gut
Regie: Lucio Fulci
FSK: 18
Darsteller: u.a. Jennifer O′Neill, Gianni Garko, Gabriele Ferzetti, Marc Porel, Evelyn Stewart…
Genre: Giallo
Studio: ′84 Entertainment
Inhalt:
Seit dem Selbstmord ihrer Mutter hat Virginia immer wieder merkwürdige Visionen. Eines Tages verfolgen sie plötzlich grauenhafte Bilder einer ermordeten Frau und seltsame Erinnerungssplitter, die sie nicht zuordnen kann. Inzwischen lebt sie an der Seite eines reichen Ehemanns in Italien und beschließt, dessen seit Jahren leer stehendes Landhaus zu renovieren. Doch genau dort finden sich die ersten verräterischen Gemeinsamkeiten zu den unheimlichen Bildern aus ihrem Kopf. Niemand will ihr glauben, nur ihr Psychologe und Freund Luca Fattori hilft ihr dabei, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Stück für Stück kommen die beiden einem grauenhaften Geheimnis aus der Vergangenheit gefährlich nahe.
ACHTUNG! DER TEXT VERRÄT EINIGES ÜBER DEN FILM, WAS MAN NICHT WISSEN SOLLTE, WENN MAN IHN GANZ UNVOREINGENOMMEN GENIESSEN MÖCHTE! SPOILER-ALARM!
Die Freude ist riesig, als ′84 Entertainment den „neuen“ Fulci ankündigt… schließlich weilt Herr Fulci seit 18 Jahren nicht mehr unter uns. Des Rätsels Lösung: „Die sieben schwarzen Noten erscheinen erstmals auf Deutsch und in HD. Oftmals hat es einen Grund, warum Filme, die 37 Jahre auf dem Buckel haben, noch nicht in Deutschland erschienen sind und oftmals ist die Qualität des Filmes dieser Grund.
Warum sich allerdings niemand um „Die sieben schwarzen Noten“ gekümmert hat, ist mir ein Rätsel! Der Film ist ein super Giallo, der alles hat, was man von diesem Genre erwarten, außer ein Rasiermesser. Wenn ich mal die Splatter-Streifen von Fulci ausklammere, katapultiert sich dieser Film sofort auf die Pole Position meiner Lieblings-Fulci-Streifen.
Fulci hat es mit „Die sieben schwarzen Noten“ meisterhaft verstanden, den Zuschauer an der Nase herumzuführen, wie es sonst nur Hitchcock oder Argento gelingt. Überhaupt ist die Art sehr an einen typischen, frühen Argento angelehnt, denn die Protagonistin „erinnert“ sich an Fragmente, die sie aber nicht schlüssig deuten kann und so rätselt man als Zuschauer fieberhaft mit und begleitet sie auf dem Weg, einen längst vergangenen Mord zu lösen.
Dies gelingt ihr auch, doch entpuppen sich die vermeintlichen Visionen der Vergangenheit Schritt für Schritt als Zukunftsvisionen. Hilfreich ist unserer Virginia dabei der Psychologe und seine pfiffig-doofe Assistentin, die immer mehr Puzzleteile zusammentragen, bis schließlich deutlich wird, was Virginia sieht und worauf die Geschichte hinausläuft.
Ich liebe diesen Twist in der Geschichte, denn die Fakten, die man aufgrund der gedanklichen Ausrichtung auf die Vergangenheit sammelt, machen Sinn, bis es irgendwann nicht weitergeht und die Logik nicht mehr funktioniert. So merkt man als Zuschauer „ganz plötzlich“, dass es nicht um die Vergangenheit geht und das sorgt für eine große Portion Spannung, denn wir erleben, dass Virginia in größter Gefahr schwebt. Falsche Fährten und falsche Schlüsse gibt es zuhauf, aber es macht aufgrund der soliden schauspielerischen Leistungen und der dramaturgischen Finesse einfach Spaß, sich in die Irre führen zu lassen.
Die Farben in diesem Giallo sind mal eher blass, aber gerade in den Visionen mitunter kräftig wie ein Schlag mit einem Baseballschläger auf den Hinterkopf und der Soundtrack ist erstklassig. Nicht umsonst hat sich Quentin Tarantino hier für sein „Kill Bill Vol. 1“ bedient, was die Musiker völlig zu recht stolz sein lässt. Die Melodie „der sieben schwarzen Noten“ wird wohl unter den Fans einen feinen Klingelton abgeben.
Das Bild auf der neuen Blu-Ray von ′84 Entertainment kann sich sehen lassen. In der Anfangssequenz scheint es mir nicht ganz so sauber zu sein, aber im Laufe des Filmes findet man die perfekte Balance an Schärfe, Kontrast und Farben, ohne den Film kaputt zu komprimieren.
Wenn ich richtig recherchiert habe, gibt es gleich zwei Premieren: es ist die erste Veröffentlichung dieses Filmes als Blu-Ray UND in deutsch! ′84 Entertainment haben eigens eine deutsche Synchronisation angefertigt, die aber in meinen Ohren perfekt nach den 70ern klingt, dass man, wenn man es nicht weiß, davon ausgehen wird, dass es sich um die originale Tonspur aus den 70ern handelt. Klasse gemacht; authentisch und dem Werk angemessen.
Die Veröffentlichung als Media Book ist auf 2000 Stück limitiert und man bekommt neben der Blu-Ray auch die DVD-Version und eine Bonus-Disc mit tonnenweise Specials. Das 16-seitige Booklet enthält einen informativen Text und ein Interview mit dem Musiker Fabio Frizzi.
Mir hat „Die sieben schwarzen Noten“ sehr viel Spaß gemacht und ich habe schon etliche Gialli gesehen, die nicht an diese erzählerische Dichte herangekommen sind.
Jetzt bin ich schon aufgeregt, wenn ich daran denke, dass ′84 Entertainment „Don′t torture a duckling“ von Fulci eindeutschen lässt und 2015 auf die Menschheit loslässt. Da klopft also schon der nächste Klassiker an die Tür… (chris)
Die nackten Fakten:
Laufzeit BD: ca. 96 Minuten (ungeschnittene Fassung)
Laufzeit DVD: ca. 93 Minuten (ungeschnittene Fassung)
Bildformat BD: 1.85:1 (1080/24p)
Bildformat DVD: 1.85:1 (16:9 Widescreen)
Tonformate BD: Deutsch, Englisch DTS-HD MA 2.0, Audiokommentar Dolby Digital 2.0
Tonformate DVD: Deutsch, Englisch Dolby Digital 2.0, Audiokommentar Dolby Digital 2.0
Untertitel: Deutsch (optional)
Extras:
• Audiokommentar von Dr. Marcus Stiglegger
• Trailer
• Teaser
• Italienischer Vor- & Abspann
• Fabio Frizzi – Die frühen Jahre & Entstehung eines Soundtracks
• Gianni Garko – Erinnerungen an eine Karriere
• Paolo Albiero: Inside The Psychic
• Stimmen in Schwarz
• Fabio Traversari,
• Das Remake
• 16-seitiges Booklet mit Text von Sabrina Mikolajewski
• DVD-Version