Hammer of Doom IX in der Posthalle in Würzburg am 14. + 15.11.2014
(Text & Fotos © Chris)
Es gibt kaum ein Metal-Festival, auf welches ich mich so freue, wie auf das HAMMER OF DOOM. Während ich die ganze Woche so vor mich hin kränkelte, hatte ich mitunter schon schlimme Ahnungen, dass ich es nicht schaffen würde… aber zack, dem Schnitter noch mal von der Schippe gesprungen und am Freitag morgen bin ich völlig aufgedreht. Das allein ist doch mal eine gelungene Abwechslung zum schnöden Alltag, der einen in Lethargie versinken lässt.
Nach der Arbeit geht es zum Bahnhof und, wie sollte es anders sein, erst mal mit den Verspätungen klarkommen… irgendwie schaffen wir es dennoch pünktlich zum Anpfiff an der Halle zu sein. Bereits als wir den abschüssigen Gang zum Ticketschalter hinuntergehen, erfüllt uns das Gefühl, angekommen zu sein. Viele bekannte Gesichter, extrem freundliche Security und die wohlbekannte Halle sorgen somit für ein warmes Willkommen.
In der Halle hat sich (zum Glück) nicht viel verändert: die Händlermeile ist im hinteren Bereich untergebracht und wird im Laufe des Wochenendes für leere Geldbeutel und volle CD-Regale sorgen; das Essens- und Trinkangebot ist vielfältig und klassisch: Frikadellen, Hot Dogs, Schnitzel, Bretzel und viel Bier und feine Mischgetränke warten darauf, konsumiert zu werden. Eine Neuerung gibt es dennoch: eine Sitzecke mit Tischen und Stühlen, auf denen man es sich zur Erholung bequem machen kann.
Gesprächsstoff Nummer Eins ist natürlich unser Wino. Der lässt sich irgendwo in Skandinavien mit Drogen erwischen und wird nicht nur des Landes, sondern gleich eines ganzen Kontinents verwiesen. Wow… nun stellt sich die Gretchenfrage, über die die Meinungen weit auseinandergehen. Unprofessioneller Idiot oder Rock′n′Roll König? Meine persönliche Meinung: im Vorfeld finde ich es extrem schade, dass Wino nicht mit seiner Band auftreten wird, aber in Zeiten, in denen der Rock′n′Roll-Messias Lemmy nicht mehr hektoliterweise Jacky-Cola zu sich nimmt und ganz allein eine Zigarettenfabrik am Leben erhält, braucht man Leute, die ihr Ding durchziehen. Wino nimmt Drogen? Soll er doch; ist ja kein allzu großes Geheimnis. In unserer unglaublich glattgebügelten, höflichen Welt wirkt dieser Eklat beinahe so unmoralisch wie in den Siebzigern auf dem Platten Land in Deutschland… Schade, dass er nicht dabei ist, aber nicht zu ändern. Zu ST. VITUS werde ich aber noch ausführlich kommen…
Kommen wir aber nun zum Wesentlichen: Musik!
Freitag, 14.11.2014
Den Auftakt bestreiten WOLVESPIRIT aus Würzburg. Ihr erdiger Hard / Psychedelic Rock passt gut ins Bild und die Band nebelt die Bühne mit einem Weihrauchschälchen ordentlich ein und sorgt für ein gewisses Ambiente. Frontfrau Debbie hat eine tolle Rock-Röhre und der Vintagesound geht gut ins Ohr, klingt verdammt relaxt groovy… so soll es sein und wenn eine namentlich nicht näher genannte Dame bereits (fast) unalkoholisiert beim Opener ein Tänzchen aufs Parkett legt, darf man sicher sein, dass die Band rockt.
Eine weite Anreise hat die Band REINO ERMITANO hinter sich: aus Lima, Peru stammt diese Band, die ich heute erst entdecken darf. Der charismatische Gesang von Frontfrau Tania wechselt zwischen klassischem Rockgesang und ihrer Hexenstimme… nicht umsonst nennen sie ihre Musik Heavy Witch Doom! Wenn sie anfängt zu kreischen bekomme ich das Bild nicht aus dem Kopf, dass sie eine der „drei Mütter“ von Argento zu sein scheint… großartig! Die Präsenz auf der großen Bühne stimmt ebenfalls und ich kann den Gig komplett genießen. Ihre Musik pendelt zwischen klassischem Doom-Rock und unglaublicher Heavyness hin und her und und die 45 Minuten vergehen wie im Fluge. Sehr starke Band, mit der ich mich definitiv noch etwas tiefergehend beschäftigen werde.
Dass im 70s-Vintage-Retro-Psychedelic-Doom-Rock Frauen als Frontmänner durchaus gesellschaftsfähig sind, wird spätestens klar, als die dritte Band die Bühne betritt: JESS AND THE ANCIENT ONES. Drei Bands, drei Frontfrauen. Da braucht mir keiner erzählen, Heavy Metal / Hard Rock wäre sexistisch… Insgesamt sind auf diesem Fest 7 von 15 Bands female fronted, wie man neudeutsch so sagt… das ist schon mal ein ordentliches Ergebnis für die Gleichberechtigung und Alice Schwarzer würde applaudieren, wenn sie die Hände nicht voller Schwarzgeld hätte.
JESS AND THE ANCIENT ONES steigen mit drei Gitarristen auf die Bühne und schon keimt in mir die Hoffnung auf, ähnlich geniale Musik erleben zu dürfen, wie bei YEAR OF THE GOAT, aber retrospektiv betrachtet finde ich persönlich den Auftritt solide. Leider nicht mehr, aber auch nicht weniger. Gute Unterhaltung, aber ich werde nicht wirklich gefesselt. Die barfüßige Frontdame Jess versteht es mit ihrer rauen Stimme durchaus Akzente zu setzen und untermalt den leicht okkult angehauchten Rock mit beschwörerischen Gesten, aber ich würde schummeln, wenn mich der Auftritt über Gebühr begeistert hätte.
Das sieht bei TROUBLE dann schon wieder etwas anders aus. Im Vorfeld hatte ich die ganz leise Hoffnung, dass ich eines morgens aufwache und sie verkünden, dass die spezielle „Psaml 9“-Show mit Eric Wagner stattfinden wird… aber der Zug ist wohl auf ewig abgefahren. Nachdem ich sie vor einigen Jahren mit Kory Clarke gesehen hatte, ist es diesmal Kyle Thomas, der am Mikro steht. Ja, Kyle Thomas, der mit EXHORDER einen Meilenstein des Thrashs eingebrüllt hat. Ich habe mir bewusst bisher nie ein Video von dieser Konstellation angesehen und daher kommt die Überraschung wie ein Hammerschlag… der Typ rockt! Die ganze Band rockt! Verdammte kacke… der Gig ist genial! Ich möchte euch nun bitten, dass ihr euch hinkniet und den Rest in Demut über euch ergehen zu lassen und der Band den Respekt zukommen zu lassen, den sie verdient. Das Album „Psalm 9“ wird ausführlich gehuldigt, aber man spielt auch andere Nummern und ich kann mich der Magie nicht entziehen, die Rick Wartell und Bruce Franklin auf der Bühne kreieren. Die Riffs und die Art, wie die beiden harmonieren ist einfach nur geil. Wenn sie dann noch auf der Bühne zusammenrücken, um ihre grandiosen Soli zu zocken, ist es endgültig um mich geschehen. Dazu kommt noch Kyle Thomas, der die Songs großartig interpretiert und ihnen wirklich Leben einhaucht. Wäre der Gig mit Wagner besser gewesen? Keine Ahnung, denn dafür bräuchte man eine Zeitmaschine. Die Frage darf ohnehin nicht sein, was hätte sein können, sondern ob dieser Gig Spaß gemacht hat… und das hat er ohne Frage! „The tempter, he taketh your brain“… Als hätten TROUBLE nicht genügend eigene Klassiker am Start, rifft man sich noch durch „Supernaut“ von BLACK SABBATH… geile Geschichte.
Nach dem Gig gesellen sich Rick und Kyle noch vor die Bühne und werden schnell von einigen Fans erkannt, die höflich plaudern, Bilder machen oder sich ihre Kutten signieren lassen. Die beiden scheint das in keiner Weise zu stören und sie genießen die Liebesbekundungen sichtlich. Fannähe ist halt durch nichts zu ersetzen.
Der Grund, warum die beiden vor der Bühne auftauchen, ist KADAVAR. Wenn eine Band quasi aus dem Nichts auftaucht, das nächste große Ding wird und beim Branchenriesen Nuclear Blast unterschreibt, bin ich generell erst mal dezent vorsichtig, denn der Hype lauert ja bekanntlich überall. Aber ungeachtet meiner Vorurteile darf ich bestätigen, dass KADAVAR eine großartige Liveband ist! Ihr Psychedelic Rock wird mit einer großartigen Power von der Bühne aus ins Publikum abgefeuert, das diese Energie dankbar aufsaugt und und so beginnt das muntere Wechselspiel, welches einen guten Auftritt von einem durchschnittlichen Auftritt unterscheidet. Lupus Lindemann ist gut bei Stimme, Bassist Simon hat alle Hände voll zu tun und der Blickfang ist Tiger an den durchsichtigen Drums, der trommelt, als gäbe es kein morgen mehr und dessen Drumkit ganz vorne an der Bühne steht, so dass die drei Mucker tatsächlich eine Einheit bilden. 80 Minuten lang gibt es die volle 70s-Dröhnung mit klasse Songs und tollen Soloparts von Lupus.
Nach diesem Gig wanke ich glücklich Richtung Hotel und sinniere noch über das „Festival-Phänomen“ nach: als ausgesprochener Fan von Livemusik kann ich zum Beispiel am heutigen Tage (fast) allen Bands bescheinigen, dass sie geil gerockt haben, aber der Unterschied zwischen „Vorbands“ und „Headlinern“ trifft dich früher oder später mit voller Wucht… allerdings schmälert diese Erkenntnis niemals die Leistung der „kleinen“ Bands, sondern macht einfach deutlich, dass einen gewissen Unterschied gibt… heute war jedenfalls ein großartiger Festivaltag…
Samstag, 15.11.2014
Da hat man alle Zeit der Welt, um auszuschlafen, frühstücken und schafft es doch nicht, pünktlich zur ersten Band auf′s Festival… Pfui Deibel. Daher verpasse ich bis auf wenige Minuten den Auftritt von WUCAN und belausche in der Umbaupause ein Gespräch zwischen zwei immer noch / schon wieder Verstrahlten: „Wär spieldn hier als näxtes?“ – „MIST“ – „Hör se dir doch ersma an…“
Jaja… in meinem Hinterstübchen hatte sich irgendwie eingenistet, dass es sich bei MIST um eine komplett weibliche Mannschaft aus Slowenien handelt, aber sie haben auch einen Gitarristen dabei, der die Männerquote hochzuhalten versucht. Die Mädels rocken tief und hart und zum ersten Mal auf dem Festival kommt ein wenig Epic Doom-Feeling auf, wenn sie „Under the Night Sky“ oder das CANDLEMASS-Cover „Bewitched“ raushauen. Optisch passiert, wie bei den meisten Bands, nicht viel von dem kleinen Rehkopf mal abgesehen, aber die Band hat wirklich viel Potential und verdient es, gehört zu werden.
Episch geht es auch mit der nächsten Band weiter: DOOMOCRACY aus Griechenland. Ihr Demo „The End is Written“ kassiert überall Lob und damit steigen die Erwartungen schon mal recht hoch. Mich persönlich kann man aber nur bedingt begeistern, denn auch wenn die Grundausrichtung alles mitbringt, was nötig ist, um die Doomheads zu begeistern, ist es vor allem der Gesang, der mir in den folgenden 45 Minuten etwas Probleme bereitet und etwas zu gleichförmig daherkommt. Ansonsten treten die Griechen mächtig Arsch und zaubern feinsten Epic Doom in die Atmosphäre, der mich gerne mal an SOLITUDE AETERNUS erinnert.
Nachdem bis jetzt auf der Bühne optisch nicht viel passiert ist, kommen EPITAPH aus der Gruft gekrochen. Die italienische Band hat mir auf CD schon gut gefallen, aber mit dem, was jetzt kommt, hatte ich nicht gerechnet. Der Vergleich mit PENTAGRAM hält musikalisch sicherlich Stand, aber optisch auf jeden Fall! Frontmann Emiliano ist wie Bobby Liebling ein kleiner Schauspieler, der seine Songs mit viel Mimik und Gestik untermalt und somit mein persönliches Konzerthighlight bietet. Er stampft über die Bühne, kämpft gegen seine böse Hand, trinkt ein mystisches Gebräu aus einem kleinen Fläschchen, welches er vorher erhitzt, wirft dem Publikum irre Blicke zu und liest aus einem Buch, welches ihn in den Wahnsinn zu treiben scheint… er ist der geborene Frontmann. Dazu kommt noch Bassmann Nico Murari, der als Priester die Bühne betritt und die dezente Bühnendeko oder die beiden Mönche, die das Logo der Band nachstellen. Ich stehe darauf, wenn man Musik mit theatralischen Zutaten ergänzt, egal, wie reduziert das auch sein mag; daher stehe ich wohl auch so auf PENTAGRAM oder den Meister ALICE COOPER. EPITAPH fesselt mich musikalisch und optisch zu jeder Sekunde und das Songmaterial ist einfach klasse, rockt staubtrocken aus den Boxen und huldigt den Urvätern des Doom Rock in eindrucksvoller Weise. Für mich ist EPITAPH definitiv eines der Highlights des Festivals!
MOUNT SALEM fallen einer gewerkschaftlich verordneten Pause zum Opfer und so geht es mit HAMFERD weiter… und wie! Oh Gott, 10 Bands lang musste ich auf das warten, was mir jetzt eine Gänsehaut nach der anderen verschafft: tieftrauriger Doom aus den Tiefen der Seele. Die Band von den Faröer Inseln kommt geschniegelt und gebügelt in schwarzen Anzügen und sehr würdevoll auf die Bühne, so dass ich das Gefühl habe, Teil einer Trauerprozession zu sein. Und genau das wird auch die nächste Dreiviertelstunde: er Lehrstück in Sachen Doom Death. Die tiefen Growls geben den grandiosen Songmaterial eine zusätzliche Dimension, wogegen der klagende Klargesang deine Seele berührt und dich beinahe zu zerreißen droht. Die Melodien, die die Gitarristen John Egholm und Theodor Kapnas erschaffen, sind von aller Traurigkeit erfüllt und Sänger Jón Aldará schafft es in beiden Gesangsstilen vollends zu überzeugen. Die tolle Lichtshow verstärkt den Eindruck noch und ich darf sagen, dass HAMFERD ganz weit oben auf der Liste der zu erforschenden Bands steht.
Warum denke ich immer an „Dantes Inferno“, wenn ich THE RUINS OF BEVERAST sehe?! Ich denke, dass die Auftritte der Band mit „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren“ überschrieben gehören. Für mich ist ein Konzert der Band kein Konzert mit Songs im klassischen Sinne, vielmehr ist es ein Gesamtkunstwerk der brutalsten Art. Es steht in meiner Wahrnehmung auch keine „Band“ auf der Bühne, sondern ein Kollektiv der Dunkelheit, wenn ihr versteht, was ich meine. Die Musik ist so schwer greifbar und die Atmosphäre so undurchdringlich, dass es mitunter wehtut, sich der Dunkelheit zu stellen. Auch dieser Auftritt des Kollektivs um Alexander von Meilenwald ist eine Kutschfahrt durch deine eigenen neun Höllenkreise und Hoffnung ist nicht in Sicht. Falls Hoffnung überhaupt existiert. Brutal gut.
Ja, und nun kommt AVATARIUM… vielleicht bin ich noch zu sehr von THE RUINS OF BEVERAST beeindruckt, aber ich weiß nicht, was das Gewese um diese Band zu bedeuten hat! Leid Edling (CANDLEMASS) hatte diese Band ursprünglich gegründet, Mikael Akkerfeld sollte singen und was passiert: Akkerfeld hat keine Zeit und Edling ist aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei. Dafür aber Marcus Jidell (EVERGREY, ROYAL HUNT, g), Lars Sköld (TIAMAT, d), Carl Westholm (u.a. KRUX), Ander Iwers (TIAMAT, b) zusammen mit der Frontelfe Jennie-Ann Smith (v). Ich bin ja ein von Natur aus wohlwollender Rezensent, aber mit der Musik und besonders dem Gesang kann ich einfach gar nichts anfangen und dass, obwohl zwei Mitglieder von TIAMAT dabei sind, die auf Immer und Ewig zu meinen Lieblingsbands zählen werden… Bevor ich noch mehr Zeit verliere, wende ich mich lieber der nächsten Band zu:
ORANGE GOBLIN. Wieder eine Band, die ich in der Vergangenheit konsequent und unbeabsichtigt ignoriert habe. Warum weiß ich nicht, aber irgendwie habe ich nie wirklich was von denen gehört. Aber seit diesem Auftritt hat sich der Name in mein Hirn gebrannt… da ist es wieder, das Headliner-Phänomen. Diese Band ist für die Bühne gebaut worden. So viel Energie und Hingabe habe ich noch bei keiner Band an diesem Wochenende erlebt und Ben Ward darf sich zurecht Frontmann nennen. Er ist zu 100% unter Strom und animiert das Publikum, welches ihm aus der Hand frisst. Seine Röhre ist grandios und es macht einfach Spaß zuzuschauen, was auch für Gitarrist Joe Hoare gilt. Die Riffs sind monsterfett und er hat sichtlich Spaß an seiner „Arbeit“, was sich wieder auf das Publikum überträgt. Die Mucke, wieder ein Mix aus guten alten Stoner-Elementen und einer ordentlichen Portion Metal, Fast Forward Rock′n′Roll und Biker-Attitüde trifft voll ins Schwarze. Wenn man bedenkt, dass dieser Auftritt der letzte einer mehr als einmonatigen Europatour ist, bin ich absolut erstaunt, wie fit de Band ist. Respekt.
Last but not least… SAINT VITUS sind an der Reihe und ich bin wirklich gespannt, was die Band für uns in petto hat. Wie eingangs erwähnt und von dem grandiosen Veranstalterteam des HAMMER OF DOOMs im Vorfeld kommunizierten Ausfall des Frontmannes, darf man schon gespannt sein, was jetzt kommen mag… und um mein Fazit schon gleich zu Beginn vorweg zu nehmen: ich bin begeistert! Was die Band aus dieser doch durchaus beschissenen Situation gemacht hat, ist aller Ehren wert. Man hat sich nicht für jeden Song einen Gastsänger geholt, sondern Meister Dave Chandler knörrt die Songs selbst in Mikro, was aber absolut authentisch rüber kommt. Lediglich für „War is our destiny“ und „White Stallion“ holt sich die Band Gerrit P. Mutz auf die Bühne und die Sache passt schon verdammt gut. Gerrit ist voller Enthusiasmus dabei, schließlich ist er zwar selbst eine deutsche Metalinstitution, aber mit seinen Helden aufzutreten muss ein unglaubliches Gefühl sein. Er bringt die Songs grandios rüber und für ein oder zwei Songs hätte er gern noch bleiben dürfen… allerdings ist Mr. Chandler ein toller Ersatz und seine raue Stimme passt ja auch perfekt zu seinen Songs und eigentlich ist er ein geiler Sänger. Nebenbei erzählt er einige kurze Anekdoten und spielt die Gitarre mit seinen Zähnen… für Unterhaltung ist also gesorgt. Bei der Songsauswahl gibt es auch nicht viel zu mosern: „War Starter“, „The lost feeling“, „H.A.A.G.“, „Dying inside“ (mit John Perez von SOLITUDE AETERNUS beim Refrain!), „Clear Windowpane“ (gesungen von Drummer Henry Vasquez).
Nachdem die Band mehrfach und absolut glaubwürdig ihre Dankbarkeit gegenüber den Fans zum Ausdruck gebracht hat, geht es natürlich mit DEM Doom-Song weiter: „Born too late“. Ich würde lügen, wenn ich nicht das ganze Wochenende auf diesen Song gewartet hätte, aber was mich total aus den Socken haut, sind wieder mal die Fans… Dave Chandler fordert die Fans auf, den Refrain zu singen und die ganze Halle macht mit… das war so ein großartiger Moment; für solche Momente lohnt sich alles… nach der Zugabe „Saint Vitus“ ist allerdings auch schon Schluss und anstatt nach den geplanten 90 Minuten wird der Sarg bereits nach 75 Minuten zugeklappt. In Anbetracht der Umstände kann ich damit aber leben, denn schließlich haben SAINT VITUS mir den schönsten Festival-Moment geschenkt; ähnlich wie WHILE HEAVEN WEPT bei der 2013er Ausgabe des HAMMER OF DOOM.
Ich darf mich im Namen aller bei den Organisatoren Anja, Heiko und Oli bedanken, die es uns ermöglichen, so entspannt gemeinsam zu feiern. Es war wieder einmal ein großartiges Festival und ich freu mich jetzt schon auf den nächsten November. Den einzigen „Verbesserungsvorschlag“, den ich als Fans habe, wäre, dass man den hohen Anteil an 70s-Psychedelic-Doom-Rock-Bands etwas reduziert und stattdessen vielleicht mehr Bands einlädt, die dem traurigen Doom huldigen, wie dieses Jahr HAMFERD oder in der Vergangenheit GRIFTEGARD. Aber das ist nur ein Wunsch von Einem unter Tausenden. (chris)