LIVEBERICHT

MR. IRISH BASTARD + PADDY′S FUNERAL :: Eine Liebesgeschichte


Eine Hommge an MR. IRISH BASTARD und PADDY′S FUNERAL anlässlich der Show im Exil in Göttingen am 06.10.2012
(Fotos und Text von Chris)

Ich fühl mich heute nicht gut. Ein Freund von mir ist von uns gegangen und ich komme gerade von Paddy′s Funeral. Bei unseren Späßen vergossen wir eine Menge Blood Sweat and Beers. Nur einmal in unserer jahrzehntelangen gemeinsamen Zeit gab es Ärger, da hatten wir beide ein Auge auf Lady Shatterly geworfen, was unsere Freundschaft arg beeinträchtigte, aber da Freundschaft wichtiger als Frauen ist, dachten wir uns, das Whiskey das Band unserer Verbundenheit neu knüpft. Schließlich braucht man Whiskey when you′re down and when you′re high. Und nun stehe ich da und raise my glass im Gedenken an absent friends. Ashes to ashes.

Ich entscheide mich, vor dem Schmerz und der Erinnerung fortzulaufen. Irgendwohin. Auf dem Weg zum Bahnhof treffe ich einige Münsteraner Exil-Iren, die mir ansehen, dass was nicht stimmt.
The Irish Bastard spricht mich an: „Was ist los, Junge? Du siehst aus, als hättest du gerade Paddys last tango getanzt! Hat dir jemand in deinen Whiskey gespuckt?“
„Ja“, sage ich. „Ich fühle mich wie ein Refugee from hell und gehe jetzt in Another mans country, Hauptsache weg aus dieser dirty old town. I′m surrounded by demons and most of them are mine. What has the world done for me lately?“
Lady Lily nimmt mich vorsichtig an die Seite und sagt: „Everything must die, mein Lieber. Komm, walk with me.“
„Vielen Dank, ich suche lieber mein Fortune & Glory allein“, entgegne ich resigniert und doch berührt durch der Geste des Mitgefühls.
Der stattliche Beouff Strongenuff schlägt mir auf die Schulter und meint: „Es ist nicht das End of the world. Hier: Ivo K′Nivo, Gran E. Smith, Moe Leicester, P und ich haben für dich arme Wurst zusammengelegt. Nimm diese Thirty Pieces of Silver von uns. Everything you wanted, every single dream is right here in your hands. Gute Reise.“

Ich setze meinen ziellosen Weg fort und besteige den Ghosttrain und als ich an die Bande zurückdenke, denke ich „Why can′t I be you?!“, verdrücke eine Träne und bereise von nun an die Gypsy road to nowhere.
Die Einsamkeit beim Weglaufen vor den eigenen Dämonen ist kaum zu ertragen und mir ist schnell nach Gesellschaft, aber nicht Freunden zumute. So treffe ich den verzweifelten Entschluss, im Temple of love einzukehren. Ich verlasse den Zug in der nächsten Stadt und laufe eine Stunde durch die dunklen Straßen, vorbei an neonbeleuchteten Kneipen, Bars und Etablissements, bis ich mein Ziel erreiche. Nachdem mich der Türsteher mit einem abwertenden Blick gemustert hat, darf ich eintreten und lerne die rote Zora kennen, wir nehmen einen Drink und gehen auf ihr Zimmer.

Als ich nach zwölf Stunden K.O.-Tropfen-bedingten komatösen Schlafes aufwache, fasse ich mir ein meine neumodellierte Nase, denke „Hmmm, I smell the blood…zwar nicht eines Irishman, aber meines. Die Lippe ist auch dick und das Auge geschwollen. Das war wohl ein wilder Ritt! Upps, warum liege ich hier in der Gosse und wo sind meine Thirty Pieces of Silver? Hoffentlich haben wir überhaupt… ja klar, ich habe Blumenkohl am Pullermann. Wenigstens Beischlaf gehabt.“ Tiefer kann ich nicht mehr fallen.

Denke ich, bis der Obdachlose, der sich in den Einkaufwagen am angrenzenden Netto-Markt sein 3-Zimmer-Appartement eingerichtet hat, ankommt, schallend lacht, bis ihm der billige Fusel aus der Nase läuft und atemlos vor irrer Freude ruft, so dass ich es kaum verstehen kann: Huarrgghhh…it′s the curse of the red-haired woman! And everyone knows she′s the bitch from hell.“ Er bietet mir seinen billigen Fusel an, mit dem ich mir allerdings den Schritt desinfiziere, was höllisch brennt. Aber das kennt ihr ja sicherlich alle. Ich blicke den wahrscheinlich ehemals verheirateten, wohlsituierten und jetzt abgestürzten, fleischgewordenen Rand der Gesellschaft an, denke nur „Stupid Bastard!“ und schleppe mich mehr trippelnd als gehend in die Stadt.

In welcher Stadt ich den Ghosttrain verlassen habe, weiß ich nicht mehr, aber als ich an einem Laden namens „Exil“ vorbeikomme stehen da die Münsteraner Iren und als Itchy Quetchy mich sieht, zieht sie eine Augenbraue hoch, nickt anerkennend und meint sarkastisch: „Respekt. Nach nur 24 Stunden siehst du aus wie Skin & Bones, aber komm mit uns zur Fourty Something Street, wir päppeln dich heute Abend auf.“ Lady Lily kommt hinzu und sie winken die anderen heran und sagen: „Isn′t it grand, boys? Unser Refugee from hell ist zurück. Und so wie er aussieht, hatte er ein schönes Christmas in hell! Hohoho…“

Ich darf mit der Bande umherziehen und zu meiner Überraschung sind es nicht nur wohlerzogene Streuner, sondern großartige Musiker und Künstler! Nach einigen Liedern, die das Blut und den Lebenswillen in mir in Wallung bringen und vielen hochprozentigen Getränken, die die andere Waagschale der Seele mit Trauer beschweren, sage ich: „Vielen Dank, Leute! The waves around me come crashing down but one day I′ll walk my way back home!

Der weise, alte Irish Bastard kommt zu mir, schaut mir in die Augen und sagt: „Everything you′ve done, I′ve done before. And everything you′ve seen, I′ve seen before. But you got to let go! Komm her, last pint′s on me!

Nach dem letzten Pint verabschiede ich mich von meinen neuen Freunden. Die gesamte Mannschaft versammelt sich vor dem Exil und Beouff Strongenuff tippt mit seinem Zeigefinger an seinen Hut und ruft mir hinterher: „I wish you fortune and I wish you glory and a happy end to your story! Dann verzieht er den Mund etwas und fügt an: „Unternimm was wegen des Blumenkohls, du Ferkel.“

Ich mache mich auf den Weg zu meinem Zuhause und unterwegs trifft mich der Grund, warum ich überhaupt weglaufen und ein Zigeunerleben führen wollte, wie ein erneuter Faustschlag ins Gesicht. Meine Wohnung, in der Paddy und ich viele Stunden lang geredet, gefeiert und eine gute Zeit gehabt haben und die mir wegen des Verlustes nur schwerlich wie ein heimeliges Heim aussehen mag, riecht wie immer. Ich lasse das Licht aus und als ich mich auf′s Sofa fallen lasse, sitzt er einen kurzen Moment neben mir, einen Whiskey in der Hand. „Whiskey when you′re down, Whiskey when you′re high. Come on, drink with me another Whiskey.“ Wir stoßen an und er ist verschwunden. Mein letzter Gedanke, bevor der Schlaf mich zu sich holt, ist „One day I′ll drink to victory, when my spirits roam free“. (chris)