Livebericht W:O:A 2014
25-jähriges Jubiläum, dafür muss man definitiv nach Wacken! Auch wenn das Line-Up nicht so ausfiel, wie viele es sich erhofft hatten, war für mich einiges dabei, was mich den Weg nach Schleswig-Holstein antreten ließ!
(Hendrik Meiners + Bastian Messerschmidt, Fotos: Hendrik Meiners)
Donnerstag:
Als erste Band des Festivals schauten wir uns Hammerfall an und ich muss sagen, dass sie mich überzeugen konnten, obwohl ich sonst nicht so mit dieser Band daccord bin, wie es so schön heißt. Dieser Gig war ein besonderer, denn das Debüt „Glory To The Brave“ wurde komplett live gespielt. Die Reihenfolge war etwas abgeändert, aber das störte nicht. Und um die alten Tage in vollen Zügen nochmal aufleben zu lassen, wurde die Band bei „Unchained“ von Patrick Räfling und bei „The Dragon Lies Bleeding“ von Jesper Strömblad am Schlagzeug unterstützt. Nach dem Debüt wurde unter anderem mit „Bushido“ noch ein neuer Song als Livepremiere und mit „Hearts On Fire“ ein absoluter Kracher kredenzt. Das Publikum was massenhaft angetreten war, feierte die Band ordentlich ab!
Von Steel Panther hatte ich vorher schon viel gehört, nur die Band selbst noch nicht. Entgehen lassen wollte ich mir ihre Wacken Premiere aber natürlich nicht. Glam Metal der die 80´er zurückkommen lässt. Die Hälfte des Sets bestand aus Songs des Debüts „Feel The Steel“, aber was hier mindestens genauso wichtig war wie die hervorragend dargebotenen Songs, war die Bühnenshow und das aberwitzige Gelaber der Truppe. Nach 2 Songs erstmal eine 10-minütige Ansprache zu halten braucht schon Selbstvertrauen, dabei aber dann noch das Publikum so geil zu unterhalten, zeugt von Entertainer Qualitäten. Dann im Hintergrund immer noch Bassist Lexxi Foxxx, der sich ständig den Lipgloss nachzog und Haarspray nachlegte. Einfach geil, zu diesem Zeitpunkt definitiv schon einer der besten Auftritte des Festivals!
Nachdem die zaubernden Ehrlich Brothers, von denen viele Zuschauer um mich herum derbe genervt waren, die Bühne verlassen hatten, machte Saxon mobil! Auf ihrer Jubiläumstour zum 35-jährigen Bestehen, durfte das Wacken natürlich nicht fehlen. 50% des Sets bestand aus Songs von „Wheels Of Steel“, „Strong Arm Of The Law“ und „Denim And Leather“, was bei dieser Band aber auch wohl unumgänglich ist. Die Stimmung war gut, die Show kein Knaller, aber solide. That´s Heavy Metal from the 80s, Junge!
Freitag:
Die Hardrocker von Skid Row haben ihre erfolgreichsten Jahre schon eine Weile hinter sich. Nachdem sich Band und damaliger Fronter SEBASTIAN BACH 1996 trennten, konnten sie nie wieder an den Glanz vergangener Tage anknüpfen. Trotzdem sind SKID ROW bis heute eine gern und gut gebuchte Liveband.
Auch auf dem Wacken können sie weitgehend überzeugen. Es fällt allerdings auf, dass alte Stücke wie „18 and Life“ „Youth gone wild“ und „Monkey Business“ deutlich lauter mitgesungen werden, als neuere. Die Band selbst scheint das genau zu wissen. Denn von den beiden aktuellsten Alben „Revolutions per Minute“ und „Thickskin“ wird nur ein einziger Song gebracht. Davon einmal abgesehen, ist es ziemlich beeindruckend, wie viele Menschen aller Alters- und Gewichtsklassen sich um 11:55 Uhr, quasi mitten in der Nacht, vor die Bühne begeben haben, um die SKID ROW zu sehen.
Endstille sind live immer eine Bank. Wenn sie spielen, gehe ich hin. Und was bitte gibt es geileres als Black Metal zum Frühstück? Die Kieler knatterten bei sengender Hitze mittags um 13h los und nahmen keine Gefangenen. Das bekannte Bühnenbild, welches dem Zuschauer suggeriert, dass die Band mitten in einer zerbombten Stadt während eines Krieges spielt, ist für mich als Black Metal-Fan immer noch eine wahre Freude. Und Songs wie „Endstilles Reich“, „Dominanz“ oder auch „Frühlingserwachen“ tun dann ihr übriges. So muss ein Festivaltag starten!
Nach dem Black Metal Frühstück gingen wir dann zur anderen Bühne hinüber, wo mit Five Finger Deathpunch DAS nächste große Ding für Europa auf der Bühne stehen sollte. Aufgrund der brütenden Sonne habe ich nicht die ganze Show verfolgt, aber die Amis hatten ihr Publikum im Griff. Die Masse hat sich gut bewegt. Was an diesen Jungs so besonders sein soll, verstehe ich allerdings nicht. Energievolle Show, kraftvolle Songs, ok. Aber die Jungs machen jetzt nichts anderes als die meisten Truppen des Genres auch. Warten wir mal ab, ob sie das nächste große Ding werden. Das Publikum vom Wacken war jedenfalls begeistert.
Die Thüringer HEAVEN SHALL BURN gehören zu den wichtigsten und besten Vertretern des deutschen Metalcore. Der Andrang auf die besten Plätze ist also wieder groß. Und auch hier muss ich wieder ein Lob an die Technik aussprechen: richtig fetter Sound. Und auch Christian Bass, der neue Mann am Schlagzeug, der aufgrund gesundheitlicher Probleme seines Vorgängers Teil der Band wurde, schlägt sich erstklassig. Nebelfontänen und Feuersäulen unterstützen die Wirkung zusätzlich. Die Musiker selbst geben sich – bis auf Sänger Marcus Bischoff – aber eher bewegungsarm. Trotzdem verfügen HEAVEN SHALL BURN über eine große Bühnenpräsenz und reißen das Publikum das ganze Set hindurch mit. Egal ob „Godiva“ oder „The Martyrs‘ Blood“, viele Fans sind textsicher und singen laut mit.
Um 21:00 Uhr brennt die BLACK STAGE. Sie haben es tatsächlich geschafft: Wenn das Wacken ruft, stehen MOTÖRHEAD bereit. Aber richtig gut sieht LEMMY KILMISTER nicht aus. Undeutlich lallt er den Leitsatz der Band ins Mikro: „We are Motörhead, and we play Rock ’n Roll“. Das Publikum jubelt lautstark, aber innerlich wird sich der ein oder andere fragen, wie lange das noch gut geht.
Seit 39 Jahren steht Lemmy wie ein Fels in der Brandung, doch spätestens seit letztem Jahr gerät er ins Schwanken. Vor ihm auf dem Boden liegt ein riesiger Schlauch, der ihm Luft ins Gesicht pustet und den scheint er auch zu brauchen. Fast wie eine lebendige Statue wirkt der Sänger. Kein Schritt zu viel, kaum eine Kopfbewegung. Man muss leider sagen, dass man viele Songtexte nur noch erkennt, weil Lieder wie „Damage Case“ und „Over the Top“ mittlerweile Klassiker sind und man sie schon einige Male gehört hat. Aber er schlägt sich wacker und hält die kompletten 75 Minuten durch. Wir erinnern uns: Im letzten Jahr musste der Auftritt vorzeitig abgebrochen werden.
Slayer zu sehen ist auch jedes Mal eine Freude. Es gab eine Phase in der die Auftritte weniger als durchschnittlich waren, aber der Auftritt beim Metalfest 2013 hat mich völlig umgehauen und auch dieser Gig sollte sehr geil werden. Songtechnisch kann die Band ja fast nichts falsch machen, außer dass „Show No Mercy“ meiner Meinung nach immer etwas stiefmütterlich behandelt wird. Zugegebenermaßen muss man bei der Fülle von Songs aber auch irgendwo Abstriche machen. Die Lichtshow hatte ihre bekannte Stärke und war diesmal wieder (wie auch beim Metalfest) sehr positiv auffiel war der Mördersound. Anscheinend sitzt jemand Neues an den Reglern. Durch diesen Punkt haben die Shows von Slayer wieder mächtig an Schub gewonnen und die Band haut mich einfach wieder um. Diese Show ging aber leider etwas an mir vorüber, da ich mich auf DEN Auftritt des Festivals vorbereiten musste.
King Diamond! Zur Person brauche ich wohl nichts mehr zu sagen und zum Einfluss auf den Metal auch nicht. Dies sollte jedoch meine erste Show des Dänen sein.
Nachdem ich ein 1 Tag vorm Wacken einen Post von ihm bei Facebook gelesen hatte, dass eine Show in Holland, begründet mit einem ärztlichen Attest, wegen Heiserkeit von Herrn Diamond ausfiel, bekam ich etwas Angst. Habe mich aber einfach darauf verlassen, dass eine Band wie King Diamond so etwas Großes wie das Wacken nicht einfach sausen lässt.
Die Bühnenshow ist einfach überwältigend und von vorne bis hinten durchdacht.
Musikalisch ließ sich die Band nichts vormachen und von der Heiserkeit war nichts mehr zu hören. Die Songauswahl war eine gute Mischung aus alten und neueren Sachen. Auch die beiden Mercyful Fate Songs „Evil“ und „Come To The Sabbath“ durften nicht fehlen. Ich freute mich am meisten über den Opener „The Candle“ und über den Schlußsong „Black Horsemen“ aber auch das Medley „Tea/To The Morgue/Digging Graves/A Visit From The Dead“ in der Mitte des Sets war wirklich gut. Geile Show, beeindruckende Band. King Diamond haben mich gepackt!
Samstag:
Zum Auftakt von Tag 3 gab es dann guten alten deutschen Thrash zum Frühstück! Sodom ballerten ordentlich einen raus und spielten bis auf 2 Songs ein recht altes Set. Beim letzten Song „Ausgebombt“ wurde zur Unterstützung noch der Gitarrist von Killshot mit auf die Bühne geholt. Guter Einstieg, der Lust auf mehr machte!
Rüber zur Black Stage, wo die polnischen Behemoth ihre schwarze Messe abhalten sollten. Soundtechnisch ein echtes Ohreninferno, wurde man spätestens jetzt und hier so richtig wach. Das weiße Backdrop (welches später gegen das gleiche in schwarz getauscht wurde) machte einen guten Eindruck und zeigte auch das diese Black/Death Band nicht wie jede andere ist.
Mit 4 Songs war die aktuelle Scheibe erwartungsgemäß am stärksten vertreten und der Rest war eine gute Mischung der restlichen Alben, die im aktuellen Stil sind. Die zwischenzeitlichen Anbetungen, die mit Feuer bekräftigt wurden, gaben dem Ganzen noch den richtigen Touch, sodass Behemoth definitiv zu einer der besseren Bands des Festival wurde.
Devin Townsend Project ist nicht wirklich meine bevorzugte Musik, aber den verrückten Kanadier auf der Bühne zu sehen ist immer wieder eine Freude. Musikalisch wird einem hier auf sehr hohem Niveau Musik geboten. Zwar immer schade, dass keine Songs von Strapping Young Lad gespielt werden, aber na gut. Zum aberwitzigen Gequatsche kamen teils noch wirre Videos auf der großen Leinwand hinter der Band zum Einsatz, dass man teilweise nur lächelnd mit dem Kopf schütteln konnte. 5 der 11 Songs kamen vom Devin Townsend Project, 5 von Devin Townsend und einer von der Devin Townsend Band, wobei „Seventh Wave“ zum Einstieg schon mein liebster Song war. Auch Ziltoid war im Publikum vertreten. Etwas Spaß zwischen den beiden Black Acts des Tages kann ja nicht schaden!
Dann ging es mit einem DER Auftritte des Festivals weiter. Emperor feierten 20 Jahre Geburtstag mit „In The Nightside Eclipse“ und waren mit Faust an den Drums unterwegs. Emperor fast im Original Line-Up DER Scheibe, wann bekommt man das wohl wieder, eher nie! Schade, dass Tchort nicht noch am Bass dazukam. „In The Nightside Eclipse“ wurde dann auch Song für Song durchgeballert und direkt beim Intro und der ersten Minute von „Into The Infinity Of Thoughts“ bekam ich eine mega Gänsehaut. Leider wartete ich da noch auf meine Zeit im Fotograben, weswegen ich das Ganze nur schräg von der Seite wahrnehmen konnte, was den Sound gut eintrübte. Später im Publikum jedoch war der Sound großartig. Nach dem Debüt wurde noch „Ancient Queen“ von der ersten EP und „Wrath Of The Tyrant“ vom Demo dargeboten, bevor man mit „A Fine Day To Die“ von Bathory den Auftritt beschloss. Rauch und Feuer rundeten das Ganze optisch top ab, sodass es ein besonderer Auftritt war und bleiben wird. Gut, dass ich da war!