LIVEBERICHT

TRIVIUM :: Abwechslungsreicher Tourauftakt in der Kölner Live Music Hall

Livebericht TRIVIUM vom 11.03.2018 in Köln, Live Music Hall

Die aktuelle Europa-/UK-Tour von TRIVIUM führt die 4er-Combo um Bandkopf Matt Heafy in 34 Städte und 18 Länder. Das heutige Konzert in der Kölner Live Music Hall sollte eigentlich der Kick-off der Tour sein, doch einen Tag zuvor gab es bereits einen Auftritt im niederländischen Haarlem, welcher aber auf keinem Tourplakat auftaucht. Anlass der Tour ist das aktuelle und bereits 8. Studioalbum „The Sin And The Sentence“, welches im vergangenen Jahr erschien. Seit 2003 veröffentlicht Matt Heafy mit seiner Band verlässlich gute bis sehr gute und vor allem musikalisch hoch qualitative Metal Alben. Das Tourpackage mit VENOM PRISON und POWER TRIP versprach im Vorfeld eine interessante Mischung. Bei den UK-Dates sind außerdem noch CODE ORANGE mit auf dem Billing.

Den Auftakt machten pünktlich um 19:30 Uhr die Waliser VENOM PRISON.
Mir persönlich war die Band zuvor noch nie begegnet, doch das Quintett um Frontfrau Larissa Stupar kann schon eine lange Tourhistorie als Vorband für Bands wie Suicide Silence oder Gorguts aufweisen. Zudem gewann die Band im Juni 2017 den Metal Hammer Award in der Kategorie „Best Newcomer“. 2016 erschien ihre erste Langrille „Animus“. Musikalisch boten die Waliser den Gästen keine einfache Kost. Die Musik erinnerte mich stark an das Debut-Album von Bring Me The Horizon, wobei der Death Metal Anteil bei VENOM PRISON gegenüber den Hardcore-Einflüssen stark überwiegt. Die Songstrukturen der Band waren darüber hinaus sehr vertrakt. Mir persönlich gefiel der Auftritt der Band ganz gut, was vor allem an dem Sound, welcher für einen Opener ganz ordentlich war und an der Performance von Sängerin Larissa lag. Ihr Gesangsspektrum, welches von tiefen Growls über Hardcore-Shouts bis hin zu fiesem Keifen alles bot, war sehr beachtlich. Dies war für die meisten Zuschauer doch etwas zu viel. Ich sah in kopfschüttelnde Gesichter. Viele Besucher blieben gleich ganz draußen. Am Ende der ca. 30 Minuten erntete die Band doch etwas Applaus. Aber eines war jetzt schon klar: Für Trivium-Anhänger waren VENOM PRISON nicht gerade ein musikalischer Leckerbissen.

Umso mehr war ich gespannt wie die Thrash-Crossover Granaten POWER TRIP aus Dallas Texas beim Publikum ankommen würden. Die Band war im Januar noch bei der Eastpack Persistence Tour mit Hatebreed, Madball und Terror in deutschen Gefilden, nun also als direkter Support für Trivium. In den Staaten waren POWER TRIP zudem mit Cannibal Corpse auf Tour. Die Band ist es also gewohnt vor Publikum zu spielen, was nicht zwingend auf Thrash Metal steht. Vor der Bühne wurde es allerdings merklich voller und die beiden Opener „Soul Sacrifice“ und „Executioner´s Tax (Swing Of The Axe)“, wussten sofort beim Publikum zu überzeugen. POWER TRIP sind richtige Riffgranaten. Im Publikum sah man einige Haare fliegen, zum erhofften Circle Pit von Sänger Riley Gale kam es aber leider nicht. Die Band durfte ca. 45 Minuten ihre messerscharfen Thrash Riffs dem Kölner Publikum präsentieren und sie machten ihre Sache sehr gut. Der Sound war kräftig und ausdifferenziert und die Bühnenperformance war vor allem vom Bassisten und Rhythmusgitarristen alles was man von einer Thrash Metal Band erwartet. Leadgitarrist Blake Ibanez streute ab und an wunderbare Thrashsoli ein und man mochte annehmen, dass ein kleiner Kerry King auf der Bühne steht. Weitere Kracher waren „Firing Squad“ und das abschließende „Manifest Decimation“. Leider wurde „Suffer No Fool“ von der Split mit Integrity nicht gespielt. Nichtsdestotrotz war der Auftritt rundum super und ich glaube, dass POWER TRIP mit ihrer Performance heute einige neue Fans für sich gewinnen konnte!

Pünktlich um 21:30 Uhr ging das Licht auf der Bühne aus und es knallte „Run To The Hills“ von Iron Maiden als Einheizer durch die Boxen. TRIVIUM betraten die Bühne, welche mit vielen großen Bühnenlichtern bestückt war, und starteten ihr 90-minütiges Set mit dem Titeltrack „The Sin And The Sentence“ vom gleichnamigen aktuellen Album. Dieser Track zeigt eigentlich die ganze Bandbreite der Band: hochmelodische treffen auf rasende Parts gespickt mit cleanen Vocals von Matt Heafy und den kraftvollen Shouts von Corey Beaulieu und zwischendurch gibt es wunderbare Twinleads von Matt und Corey. Insgesamt wurde mit sechs Songs natürlich das aktuelle Album mächtig promotet. Auf diesem ist zum ersten Mal Drummer Alex Bent am Start, welcher direkt eine Duftmarke mit seinem teilweise hochexplosiven und treibenden Drumming hinterlassen konnte. Kein Wunder spielt Alex Bent doch in Bands wie Brain Drill oder als Live Drummer für Decrepit Birth.
Insgesamt ließen TRIVIUM aber bis auf Songs vom Debut Album „Ember To Inferno“ kein Album ihres musikalischen Schaffens außen vor. Höhepunkt der Show war für mich das Gänsehaut fabrizierende „Until The World Goes Cold“ (Matt Heafy witzelte hinterher, er wollte den Songtitel zunächst in „Until The World Goes Köln“ umbenennen) und das anschließende „Becoming The Dragon“ im Mittelteil des Sets. TRIVIUM schafft es wie keine zweite Band solch unterschiedliche Songs zu schreiben ohne ihre eigene musikalische Identität außer Acht zu lassen. Großartig! Mit „Beyond Oblivion“ verließ die Band erstmals die Bühne um für drei weitere Tracks nochmal Vollgas zu geben. „Shattering The Skies Above“ (was für ein Live Monster!!), „Pull Harder On The Strings Of Your Martyr“ und das abschließende „In Waves“ waren ein großartiges Ende eines großartigen Konzertes. Hier passte heute einfach alles: druckvoller und ausdifferenzierter Bühnensound, eine bestens aufgelegte Band, eine gute Lightshow, Emotionen und ein dankbares Publikum was auch noch bis zum Schluss alles gab.
Alles in allem war der heutige Abend ein musikalisch abwechslungsreicher und teilweise hochanspruchsvoller. Die Zuschauer konnten zufrieden nach Hause gehen und dankten TRIVIUM am Ende mit frenetischem Applaus! (philipp)