OST+FRONT Live am 14.05.2016 im Klub Kartell in Goslar. Support: 9MM, HEMESATH, IN GOOD FAITH
Text und Bilder von Michi
Inmitten der historischen Altstadt von Goslar, einem UNESCO Weltkulturerbe, gibt es noch ein kleines Plätzchen für Jugendkultur. Ein sehr lobenswertes Projekt, von dem man nur hoffen kann, das es genug Zuspruch gibt. Am heutigen Abend ist die NEUE DEUTSCHE HÄRTE Band OST+FRONT angesagt, zudem hat man noch drei Bands als Support gewonnen, was diesen Abend fast schon zu einem kleinen Festival macht und das alles für schlappe 16€, Respekt!!
Beginn ist für halb acht angesagt, durch einige Soundchecks hat sich der Auftritt der ersten Band IN GOOD FAITH um etwa eine Stunde verzögert. Die Band aus Salzgitter ist schon seit dem Jahre 1998 in der Szene unterwegs und hat sich dem Dark Electro oder Synthie Pop verschrieben. Bei der Begrüßung von Sänger Kai Vincenz Németh kündigt er den heute einzigen elektronischen Auftritt des Abends an, denn bei allen anderen Bands stehen die Gitarren im Vordergrund.
Die zwei Mannen von IN GOOD FAITH haben zu Beginn doch mit einigen Soundproblemchen zu kämpfen. Doch sie schlagen sich wacker und schaffen es sogar die Zuschauer zu begeistern, was ja nicht ganz selbstverständlich ist wenn man die restlichen Bands und somit die generelle Erwartungshaltung der Zuschauer betrachtet. Die Musik ist wie zu erwarten nicht der absolute Stimmungsmacher, sondern eher etwas zum Lauschen und Zuhören.
Der Umbau zu HEMESATH geht schnell von statten und nicht mal eine Bierlänge später geht es schon weiter. Die Band aus dem Münsterland bezeichnet ihren Sound als „Harter deutscher Rock“ und das kann man so sofort unterzeichnen. Von der ersten Minute an ist die Truppe der agil und energisch auf der Bühne und es macht Spaß die „älteren Herren“ zu beobachten. Jeder ist voll dabei und verkörpert komplett das Rocker Gen. Geile Gitarrenriffs, filigrane Solis und ein bissig kräftiger Gesang verkörpern fast schon eine NDH Stimmung. Stücke wie „Vater“, „Hannibal“ oder „Feuer Frei“ machen wirklich viel Spaß und die Menge vor der Bühne ist spürbar angetan von der Leistung von HEMESATH.
Die dritte Vorband ist 9MM, eine Truppe die sich selber mit „Assi Rock`n`Roll“ bezeichnet und vermarktet. Und mit dieser Band wird es jetzt so richtig laut, denn Sänger „Rock Rotten“ und seine Mitstreiter lassen von der ersten Sekunde an kein Stein auf dem anderen. Nach einem Intro kommt „Eine handvoll Dollar mehr“ und sofort kocht der Laden. Sänger, Gitarrist und Bassist haben wunderschöne Assi Lederklamotten, die langen Locken vom Gitarristen Tobi fliegen angetrieben durch einen Gebläse optisch eindrucksvoll und Drummer Sebbi ist im schwarzen Overall mit silberner Skullmaske auch einen Blick wert. Jede Sekunde ist von Energie geprägt, der Sound kracht, die Haare fliegen und in jeder möglichen Situation wird das Publikum zum Mitsingen animiert. Die Jungs wissen was die da machen und verkörpern die Assi-Masche in Perfektion. Es sind Stücke wie „Nitro Killer“ oder „Kampfschwein“ die früh begeistern. Doch die kollektive Party Sstimmung steigt beim DIMPLE MINDS Cover „Durstige Männer“ das ja wohl jeder kennt und hier auch supportet.
Sehr gut finde ich die in spanisch gesungenen Stücke, klingen nicht ganz so prollig machen aber genauso viel gute Stimmung. Beispiel hier ist „Amigos para siembre“ bei dem die Menge nochmal richtig in Wallung kommt. Das Finale des wirklich guten Auftritts heute ist „der Häuptling der Indianer“, ein geil gecovertes Stück, dass heute wohl jeden nochmal ein Schmunzeln ins Gesicht treibt.
Inzwischen ist es schon nach halb Zwölf, man konnte also die frühe Verspätung nicht wieder rein holen. Doch nun steht der Auftritt der Berliner OST+FRONT auf dem Programm. Dichte Nebelschwaden kündigen zu einem Intro die Band an und mit dem Erscheinen von „Wilhelm Rotlauf“, „Eva Edelweiß“, „Siegfried Helm“, „Otto Schmalzmann“, „Fritz Knacker“ und letztlich Sänger „Herrmann Ostfront“ ist wohl jeder Gast dicht gedrängt vor der Bühne angekommen. Schon eindrucksvoll welche Macht die Musiker in ihren bedrohlichen Outfits ausstrahlen. Mit „Sternenkinder“ wird das Konzert noch recht verhalten begonnen doch als es dann mit „Tschernobyl“ weitergeht, kracht es so richtig los. Die Gitarren sind eine unglaubliche dichte Macht, die Drums krachen und schäppern ohne Ende und man ist umgehend gefangen im Sound von OST+FRONT.
Beim Stück „Feuerwasser“ reicht „Eva Edelweiß“ ein blutrotes Gesöff für die Zuschauer aus einem Blutbeutel, was auch sehr dankend angenommen wird. Generell spürt man, dass jetzt die Stimmung auf dem Höhepunkt des Abends ist. Geil kommt auch das Hammerstück „Fleisch“, nicht unbedingt ein Lieblingsstück für Pflanzenfresser! Bei „Fiesta De Sexo“ ist Animateur „Eva Edelweiß“ wieder im Mittelpunkt mit seinem riesigen Sombrero liefert der Gasmasken tragende Keyboarder schon ein sehr geiles Bild ab. Aber es sind die bekannten Kracher die auch heute auffallen, „Dunkellied“ mit seiner Fritz Haarmann Adaption, „Fick dich“ oder „Gang Bang“ gehören ganz sicher zu den beliebtesten Stücken der Band.
Es ist schon nach 1Uhr als der absolut gelungene Auftritt von OST+FRONT endet. Am Ende kommen nochmal Kracher wie „911“ und „Bitte schlag mich“ um die Fans zu beglücken. OST+FRONT haben alles heute geboten was man von einer NDH Band erwartet. Geile absolut harte Musik, viel optischen Reizstoff und somit verbunden mit dem Textwerk viel Platz für Kontroversen für diejenigen die sich drauf einlassen wollen. Doch es ist nur Kunst und so versteht man die Band auch. Alles richtig gemacht am heutigen Abend. Tolle Bands, tolle Lokation, super Preise und nettes Personal. Klub Kartell, bitte so weiter machen!! (michi)