ATARI TEENAGE RIOT am 12.02.2012 im Kulturzentrum Faust, Hannover
„Is This Hyperreal?“-Tour 2012 mit Support: DJ JNS (Fake Moustache Records)
(Pictures & words @ Michi)
Eigentlich hatte ich mit vor einigen Jahren schon damit abgefunden, dass ich ATARI TEENAGE RIOT niemals live sehen werde, zumal man zu dieser Zeit nicht mal an eine Re-Union dieser Band gedacht hatte, ich zumindest nicht. Doch 2009 kamen die ersten Hoffnungskeime auf, vor allem als auf einem ALEC EMPIRE Konzert auch Titel von ATR gespielt wurden. Tja, der Rest ist bekannt, 2010 gab es das erste Konzert in London und von da an hatten Alec Empire wie auch die restlichen Ataris wieder Blut geleckt. Ein neues Album, eine Welttournee und ein Live-Album folgten. Jetzt sind ATARI TEENAGE RIOT wieder in Deutschland, am heutigen Abend steht der Auftritt, in der 60’er Jahre Halle des Kulturzentrum Faust, auf dem Plan.
Ein besonderer Anreiz ist dabei heute allerdings zusätzlich noch, dass ich vor dem Konzert die Möglichkeit bekommen habe, mit Alec Empire himself, ein Interview zu führen, dessen interessante Resultate in Kürze auch unter unserer Interview Rubrik zu finden sind.
ATARI TEENAGE RIOT haben an diesem Abend keinen Support Act, im eigentlichen Sinne. Allerdings beginnt DJ JNS nach dem Öffnen der Tore, die ersten Zuschauer einzuheizen, die sich schon zeitig in der Lokation angefunden haben. Leider kann ich nicht viel dazu sagen, da ich gerade zu diesem Zeitpunkt außerhalb des Gebäudes mit Alec das Interview geführt habe. Allerdings fällt nach der Rückkehr in die 60er Jahre Halle auf, dass sich innerhalb kürzester Zeit die Lokalität sehr gut gefüllt hat und zeigt, dass ATARI TEENAGE RIOT in Hannover und Umfeld eine ziemlich große Fanbase haben.
Nachdem DJ JNS die Bühne verlassen hat dauert es auch nicht mehr lange bis der Gig von ATARI TEENAGE RIOT beginnt und zwar in der Form, wie es auf allen letzten Konzerten der Fall war und zwar mit dem Opener des letzten Albums „Activate!“ Dies ist aber auch umgehend der Startschuss für die Menschenmasse sich ziemlich körperbetont vor der Bühne in Bewegung zu setzen. Per Pogo, Hüpfen und Mitgröhlen feuern die Zuschauer Alec Empire, Nic Endo und MC Rowdy an und jeder in der Halle ist sofort auf Betriebstemperatur. Dabei wechseln immer wieder die Frontpositionen, je nachdem ob nun Alec oder Nik die Hauptaufgabe am Mikro hat. Aber auch derjenige, der hinter dem allmächtigen Atari-Computer Platz nimmt hat jede Menge an Power zu versprühen. Die Intensität der Show ist allerdings ganz besonders bei ATARI TEENAGE RIOT von der Zusammenstellung der Songs anhängig, allerdings gibt’s Live nur eh nur eine Richtung. Mit „Black Flags“ beginnt man die Menge so richtig in Rage zu bringen und mit „Into The Death“; „To Death For Me“ oder „Sick Of Death“ kommt ein fetter Block an Stücken, bei der zum einen die Band, aber auch der Pulk vor der Bühne an seine Grenzen geht. Unter den wilden Stroboskop-Blitzlichtgewittern hämmern die Beats auf alle Anwesenden ein, und die finden es geil und feiern das Geschehen ab!
Nun ist erst einmal kurze Verschnaufpause angesagt, denn Alec pusht die Menge mit Anti-Polizei und Anti-Staats Parolen auf, worauf die Menge natürlich zustimmend mitmacht. Passend hierzu kommen natürlich danach die Stücke „Re-arrange Your Synapses“ und „Is This Hyperreal?“, bei dem vor allem die Zeile »Achtung, Achtung, hier spricht Atari Teenage Riot! Wir haben uns verbündet und wir werden zusammen zum Bundestag marschieren. Und wir sagen: Hände hoch! Kommen Sie sich mit erhobenen Händen heraus. Sie sind verhaftet!« mächtig für Zustimmung unter den Fans sorgt. Inzwischen schon mächtig ausgepowert, gibt es für mich aber keine Gelegenheit zum Verschnaufen und Wundenlecken, denn „Codebreaker“ und Speed“, bei dem es sich MC Rowdy nicht nehmen lässt ins Publikum zu springen und dort abzutanzen, müssen einfach mit ordentlich körperlicher Entfaltung zelebriert werden.
Tja und auf einmal ist die Bühne leer und die Menge ist angehalten ein paar obligatorische Zugabe-Rufe von sich zu geben. Natürlich ist dies auch von Erfolg gekrönt und die drei Krachmacher stehen wieder auf der Bühne. Nach einem wahren Noise-Intermezzo gibt es eine weitere Ansprache von Alec, bezüglich ihres kürzlich in Dresden abgehaltenen Konzerts, das als Gegendemo zu einem großen Nazi Aufmarsch stattgefunden hatte. Dementsprechend folgt mit „Hetzjagt auf Nazis“ natürlich ein Klassiker aus ganz frühen Tagen, der wohl noch solange immer wieder gespielt wird, bis auch der letzte braune Sack seine Idiotie über Bord geworfen hat. Der Zugabeblock enthält natürlich noch weitere unverzichtbare Stücke,… „Start The Riot“ zum kollektiven Ausrasten; „Collapse Of History“, zum mitsingen und letztendlich „Revolution Action“ als den Klassiker aus alten Tagen schlechthin.
Dann ist aber auch Schluss mit dem Auftritt von ATARI TEENAGE RIOT und das ist auch ok so. Ein solch mächtiges Package an geilen Stücken muss man nicht noch mehr in die Länge ziehen, denn so war es einfach perfekt. Die Band hatte ihren Spaß und das überraschender Weise ziemlich junge Publikum, hatte ebenfalls nichts außer Begeisterung in den Augen stehen.
So bleibt mir nach diesem Abend eigentlich nur noch zu danken und zwar an denjenigen, der mir mit seinem Ellenbogen diesen wunderschönen schmerzhaften Bluterguss verpasst hat, Claire von Digital Hardcore, die mir dies alles ermöglicht hat und selbstverständlich auch großen Dank an Alec für die Zeit, die du dir vor dem Konzert genommen hast und natürlich für das geile Konzert. (michi)