LIVEBERICHT

ALCEST und LANTLOS :: Filigraner und ästhetischer Hörgenuss

Livebericht
Alcest und Lantlôs Live im Musikzentrum Hannover am 10. September 2015
Fotos by Caro  / Text by Michi

 

Am heutigen Abend ist der Auftritt zweier Bands im hannoverschen Musikzentrum zu begutachten, die bis dato in dieser Region noch nie oder sehr selten zu sehen waren.  Dabei handelt es sich um die deutsche Post-Rock / Blackgaze Band Lantlôs und die aus dem französischen Avignon stammenden Alcest. Beide Bands sind sehr gut befreundet, Sänger Neige von Alcest war bis vor nicht allzu langer Zeit selber noch bei Lantlôs tätig. Auch das beide Bands beim Label Prophecy Productions unter Vertrag stehen macht eine gemeinsame Tour naheliegend.

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Das Musikzentrum ist mit Beginn des Konzertes ordentlich gefüllt auch wenn das Fassungsvermögen bei weitem nicht ausgereizt ist. Die Band Lantlôs macht heute den Anfang. Neben Sänger und Gitarrist Markus „Herbst“ Siegenhort hat man sich für die Live Performance neben Drummer und Bassist noch mit zwei weiteren Gitarristen aufgestellt. Dies macht sich auch sofort bemerkbar denn der Gitarrensound hat eine sehr starke Präsenz und akustische Breite. Markus „Herbst“ Siegenhort lässt dabei den Gesang in typischen Schreien erklingen, doch es ist bewundernswert wie harmonisch und melodische dieses Soundkonstrukt wird. Immer wieder durchkreuzen Breaks die schier ewig wirkenden Riffs und jazzige Elemente werden vor allem von den Drums eingebracht. Diese dunkle Variation des Shoegaze ist wirklich gelungen und gerade die Songs der frühen Alben wie „Bliss“ haben eine sehr düster / melancholische Aura.

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Mit den Stücken des letzten Albums „Melting Sun“ setzt dann auch der vorrangig clean vorgetragene Gesang ein, die Stücke sind weniger ungeschliffen und eher massentauglich, frei von den älteren Black Metal Einflüssen. Doch zum Ende des knapp einstündigen Auftritts kommen wieder diese fordernden und klagenden Schreie, die so grandios im Kontext der Instrumente erklingen. Das Finale wird mit dem älteren und Black Metal lastigen Stück „Coma“ gebildet und man hinterlässt sichtlich zufriedene und begeisterte Zuschauer.

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Der Umbau geht bemerkenswert schnell vonstatten und keine 15 Minuten nach Ende des Gigs von Lantlôs ist schon alles bereit für den Auftritt von Alcest. Dieser beginnt dann mit dem Stück „Opale“ vom aktuellen Album „Shelter“ und sofort ist der Sound unverkennbar. Diese herrlich flirrenden Gitarren, die lässigen Drums und Neiges unglaublich fein dosierter Gesang bilden eine sensationelle Klangkulisse. Es ist bemerkenswert wie man sehr lange, schnelle und melodiegetränkte Passagen gespielt, die Arbeit an den Saiten ist dabei grandios. Mit „Écailles De Lune“ folgt dann ein älteres Stück, welches etwas schroffere Gitarrenanschläge nutzt, aber trotzdem diese melancholische Note versprüht, spätestens wenn Neiges Gesang einsetzt. Fast lustig anzusehen ist der kräftige und bärtige Gitarrist dem man eher grollende Backvocals zutraut, doch ganz im Gegenteil singt er sehr hell und filigran als Unterstützung von Neige. Bei diesem Stück können die fließenden Gitarren ihre bisher stärkste Ausstrahlung zeigen, toll im Zusammenspiel sind auch die Drums die sehr anspruchsvolle Gegenrhythmen fabrizieren. Handwerklich wahrlich meisterhaft.

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Sehr schön und filigran ist der verspielte und anmutige Beginn von „Souvenirs D’Un Autre Monde“ das besonders schöne Gesangslinien zelebriert. Wenn man die Songs von Platte hört haben diese meiste eine enorme Länge von oft knapp 10 Minuten. Live muss man sagen spürt man diese Spielzeiten nicht, weil man durch die optischen Reize eines Livekonzertes und der perfekten Lautstärke komplett gefangen ist im Schaffen der Musiker.

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Mit „Là où naissent les couleurs nouvelles“ ist auch ein Stück dabei, bei dem Neige erstmals seine raue und brutale Gesangsart nutzt und dies lässt einem sofort einen Schauer über den Rücken laufen. Grandios dann auch die explosiven Blasts die die Band abfeuert um dann von einem Moment zum nächsten wieder in die hypnotisch schwebenden Klänge zurück zu driften. Mit „Sur L’Océan Couleur De Fer“ und „Percees de lumiere“ folgen weitere Stücke die eindrucksvolle und ergreifende Klänge erschaffen, egal ob Gitarre, Drums, Bass oder natürlich Neiges Gesang, alles ist in einem sensationellen Einklang.

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Irgendwann und natürlich gefühlt viel zu früh gehen dann die Musiker von der Bühne und gaukeln den Besuchern das Ende des Auftritts vor. Doch ohne eine Zugabe geht hier heute keiner nach Hause. Mit „Audre Temps“ kommt ein Stück, dass zu den bekanntesten und beliebtesten der Band gehört, wieder eine unverschämt eingängige Melodielinie. Das definitive und unabwendbare Ende ist dann mit „Deliverance“ gekommen und besiegelt.

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Auch wenn man sich innerhalb einer Arbeitswoche schwer tut 80km zu einem Konzert zu fahren muss ich heute sagen, dass mit dem ersten Anschlag an der Gitarre diese Gedanken sofort wie weg gepustet waren. Sehr schöne Musik, die wirklich begeistern konnte und Alcest und auch Lantlôs haben auch bewiesen, dass ihre überwältigende Musik auch Live eine sensationelle Aura verbreitet.

Weblinks:

Prophecy Productions

Lantlôs

Alcest

Musikzentrum Hannover

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