LIVEBERICHT

15. M’ERA LUNA FESTIVAL :: Rekordverdächtig

Festivalbericht
15. M’ERA LUNA FESTIVAL in Hildesheim / Drispenstedt vom 08.08.14 – 10.08.14
mit dabei sind Within Temptation, And One, Marilyn Manson, In Extremo, Deine Lakaien, Combichrist, Hocico, uvm.

Fotos by Caro & Michi / Text by Michi

Auf geht’s mal wieder. Egal wie oft man schon dort war, es wird nie langweilig und schon Tage zuvor wird man zunehmend hibbelig. Das Auto ist schon bis unters Dach voll gestopft und so steht der Anreise nichts im Wege. Man konnte im Vorfeld lesen, dass man dieses Jahr auf keinen Fall vor Freitag 12 Uhr anreisen darf, ob dies nur eine taktische Anweisung war und irgendwas mit der Realität zu tun hat, wird sich zeigen, auf jeden Fall ist zu Beginn immer ein gewisser Stressfaktor zu gegen bis man einen schönen Platz fürs Zelten gefunden hat.

Beim Eintreffen am Festivalgelände ist schnell zu erkennen, dass man die Parkplatzflächen etwas nach außen verschoben hat und einstige Autostellflächen nun für die Ausweitung der Campingflächen umfunktioniert wurden. Ebenso schnell ist klar, dass die angedrohte strickte Einlasszeit nur ein Bluff war, denn bereits gegen 15 Uhr ist die Zeltstadt sehr stark ausgeprägt und größere Grünflächen für mehrere Zelte schon ziemlich rar sind. Letztlich aber ist die Platzerweiterung auf jeden Fall eine gelungene und sinnvolle Aktion, denn das entspannt die in den letzten Jahren vorherrschende kritische Zeltdichte schon sehr gut. Der Freitag wird weitestgehend ruhig und chillig am Zelt verbracht, ein Besuch in der Hangar Disko wurde in meiner Gruppe bereits im Vorfeld ausgeschlossen, zu enttäuschend waren musikalisch die Besuche in den letzten Jahren und im fortgeschrittenen Alter weiß man ja die ruhigen Momente auch mal zu genießen.

SAMSTAG

Der Samstagmorgen beginnt zuerst ebenso gemütlich wie der Freitagabend endete. Nach dem Augen öffnenden 3€ Kaffee vom Festivalversorger findet ein ausgedehntes Frühstück statt, die ersten Bands des Tages sind aber zu Sichtung nicht realisierbar. So ist HENKE der erste Akt, der ein bisschen beobachtet wird. Die Band von Oswald Henke, der ja vor allem durch Goethes Erben bekannt wurde, zeigt ein rockig energisches Konzert, dass aber natürlich von der Präsenz und der Magie des charismatischen Sängers lebt. Eine ausführliche Berichterstattung gibt es an dieser Stelle aber nicht, denn man beschäftigt sich ja traditionell erstmal mit dem Sichten des Geländes, der zur Verfügung stehenden kulinarischen Stände und der Shopping Meile. Auffällig sind sofort die beiden riesigen Leinwände, eine rückseitig am Soundturm und einer am Hangar. Scheinbar ist man auf die Idee gekommen auch den Besuchern ein Bild auf die Bühne zu gewähren, die nicht ganz nach vorn möchten oder wie leider so oft im Hangar wegen Überfüllung nicht mehr hinein können. Ist schon ein Zeichen für die Veränderung dieses Festivals. Wo über viele Jahre hinweg grad so der 20.000 Zuschauer Level gehalten wurde, war es ja letztes Jahr mit 25.000 ausverkauft, und obwohl man dies angeblich nicht anstrebte, schon mal die Zuschauerzahl noch einmal hat aufstocken können. Es kam am Freitag die Meldung, Festival ist ausverkauft, aber mit welcher Zahl ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Auch der Auftritt von THE BEAUTY OF GEMINA in die Kategorie „nebenbei gehört und mal kurz mal vorbeigeschaut“, aber es ist anzumerken, dass die Zuschauermenge vor der Bühne schon sehr beachtlich ist. Die aus der Schweiz stammende Band um Sänger Michael Sele bietet eine tolle akustische Leistung und bekommt entsprechend Support aus der Menge.

Nicht der ständig zwischen Sonne und drohenden Unwetter wechselnde Himmel ist nun Grund den Hangar zu betreten sondern die Band RABIA SORDA, das Nebenprojekt von Hocico Kopf Erk Aicrag. Dieses Projekt zeigt sich ja etwas punkiger und rockiger wie die bekanntere Aggrotech Formation aus Mexiko und auch der Bekanntheitsgrad ist nicht ganz so ausgeprägt. Trotzdem haben sich schon sehr viele Besucher in den Hangar bewegt um dem immer wieder sehr dynamisch und energisch agierenden Erk Tribut zu zollen. Der Sound ist wuchtig, laut und schnell hat man die Menge in Bewegung bekommen. Bemerkenswert ist immer wieder welche Strecke Erk Aicrag auf der Bühne zurücklegt, weil stillstehen tut er eigentlich nie.

Lacrimas Profundere

Der Weg führt nun wieder raus ins Freie, weil dort ein Dauergast der letzten Jahre LACRIMAS PROFUNDERE die Bühne betritt. Doch leichter gesagt als getan, denn schon zu so früher Zeit muss der Zuschauerstrom in den Hangar durch Ordner gedrosselt und geregelt werden. Die Dark Rock Band aus Oberbayern zeigt sich auch dieses Jahr gewohnt stilsicher auf der Bühne. Optisch zwar recht unauffällig, dafür haben die Songs einen tollen rockigen Sound, der durch sehr eingängige Melodien untermalt ist und durch den kräftigen Gesang viel Nachdruck bekommt. Letztlich hat es die Band leider bisher nicht über diesen Vor Akt Charakter hinaus geschafft eine spätere und damit auch längere Spielzeit zu bekommen, schade eigentlich.

Nun kommen wir zu der Band STAHLMANN, die meines Wissens zum ersten Mal auf diesem Festival spielt, obwohl man ja regional ansässig ist. STAHLMANN ist ja ein Vertreter des Genres „Neue Deutsche Härte“ also quasi ein Rammstein Ableger der zu einer Zeit entstanden ist, als die entsprechende Welle schon wieder abebbte. Aber Live funktioniert diese Musik immer wieder beachtlich gut auch wenn man diese als recht austauschbar empfinden kann. Sänger Martin Soer und seine gewohnt in Silber angemalten Mitstreiter bieten eine Show aus harten Gitarrenriffs und kernigem Wortgut. Stücke wie „Hass mich…lieb mich“, „Stahlwittchen“ oder „Süchtig“ sind musikalisch brachial und hart und textlich immer wieder provokant. Viele Zuschauer feiern die noch junge Band die ihre Sache sehr gut und auch professionell durchzieht. Immer wieder richtet Martin Soer sympathisch das Wort an die Zuschauer was auch dazu beiträgt, dass man STAHLMANN schlussendlich zu einen gelungenen Auftritt gratulieren kann, vor allem weil man dieses Jahr als alleiniger Vertreter des Genres, die ungeteilte Aufmerksam der Fans dieser Musik auf seiner Seite hatte.

Jetzt aber kommen wir zu einer Kultband, die im Prinzip die Definition des Begriffes „deutsche Todeskunst“ sind. Die Rede ist von DAS ICH, die aufgrund einer Erkrankung von Sänger Stefan Ackermann lange Zeit von den Bühnen fern bleiben musste und generell die Zukunft ungewiss war. Nun aber ist der wieder mit seinem Begleiter der ersten Stunde Bruno Kramm auf der M‘era Luna Stage im Hangar. Brunos Kopf zieren wie schon seit längeren rote Hörner aus seine Haaren geformt und Stefan ist auffällig mager, mehr noch wie früher. Das hindert ihn aber nicht richtig Gas zu geben auf der Bühne. Als Opener bringen sie den Klassiker „Kain und Abel“ danach folgt ein neues Stück „Kannibale“. Der Sound im Hangar ist laut und dicht und man kann sich schnell in der genialen Musik dieser Szene Helden verlieren. Die Halle ist sehr gut gefüllt, auch bei dieser Band muss schon der Zulauf durch die Ordner geregelt werden. Groß ist die Interesse diese Band wieder einmal in Aktion zu erleben.

Im Freien auf der Main Stage kommen nun PARADISE LOST, eine Band die als Vorreiter des Gothic Metals gilt. Die Briten aus Halifax um Sänger Nick Holmes ist einer der überraschenden Höhepunkte des Festivals. Von Beginn an fasziniert mich der Dark Metal der Band, die vor allem Anfang der 90er mit dem Album „Gothic“ zu meinen Favoriten zählte. Los geht’s mit „Sorrow“ und „So much is lost“, bei diesen Titel können die kräftigen Gitarren die Open Air Fläche mit einem gewaltigen Sound einnehmen. Frontmann Nick ist auffällig cool mit Kurzhaarfrisur und Sonnenbrille, ist aber durch seine einmalig wandelbare Stimme der auffällig präsente Kern der Musik. Als dann eine Phase mit den alten Songs aus dem „Gothic“ Album anbricht ist es zusehends um viele Besucher geschehen. Die Keyboard Flächen und die weiblichen Backvocals beim Stück “Gothic” sind einfach der Hammer und ein kalter Schauer aus fast vergessenen Zeiten läuft mir über den Rücken.

Eine Kurzvisite bei Claus Larsen und der dänischen EBM Legende LEÆTHER STRIP im Hangar sei noch kurz erwähnt. Vor verhältnismäßig wenig Besuchern gibt es den gewohnt dynamischen und intensiven Old School EBM. Der Auftritt ist gespickt mit Klassikern, die wirklich Spaß machen. Optisch ist das ganze aber eher langweilig und so zieht es mich schnell wieder in die Sonne zu einer Band der ich allerdings noch nie groß Interesse gespendet habe. Dabei handelt es sich um SUBWAY TO SALLY welche so auch heute nur als Beschallung zum erneuten Durchstreifen der Shopping Meile dient. Auch der Auftritt der NDW Helden DAF bleibt heute weitestgehend unbeobachtet bis auf ein paar Blicke auf die Leinwand am Hangar. Hits wie „Mussolini“ oder „Verschwende deine Jugend“ sind schon cool, aber die Energie muss ja schon gut eingeteilt werden.

Im Jahre 2000 war er noch der uneingeschränkte Headliner, heute ist MARILYN MANSON nur noch an zweiter Stelle des Tagesranking auf der Main Stage. Natürlich ist die Interesse am Industrial Rocker trotzdem riesengroß und so hat sich inzwischen wohl auch der letzte Besucher vom Zeltplatz aufs rappenvolle Gelände gequetscht. Nun ist auch die Rechtfertigung für die große Leinwand gegeben. Ein bisschen Tamtam muss bei MANSON sein, auch wenn der Erfolg in den letzten Jahren ziemlich verblichen ist. Die Bühne ist zuerst komplett abgehangen, das Intro läuft und mit dem Start von “Angel With The Scrabbed Wings” fällt der Vorhang. MANSON ist optisch auffällig unauffällig, die Musik der Band ist geil, sein Gesang ist stilistisch als eher kreischend einzuordnen, auf jeden Fall erzeugt das ein ordentliches Aggressionspotential in der Musik.

„Disposable Teens“ folgt, MANSON hat ein hübsches Mirko mit Schlagring welches auch als Messer „verkleidet“ werden kann und kann damit einiges an Gestik betreiben. Nett aber auch nicht sonderlich spektakulär. Meine wenig begeisterte Ausführung spiegelt aber nicht die Meinung jedes Zuschauers wieder. Die Stimmung vor der Bühne ist richtig gut und intensiv und über mangelnde Unterstützung und Verherrlichung muss sich die Band nicht beklagen. Richtig gut funktioniert das „Depeche Mode“ Cover „Personal Jesus“, wo dann doch bei jedem scheinbar der Funke überschlägt. Man soll ja gehen wenn’s am Schönsten ist und die drohende Dichte im Hangar bei der folgenden Band zwingt nun dazu das offene Gelände zu verlassen. Hab mir aber noch sagen lassen, dass „Sweet Dreams“ und „Dope Show“ noch richtig gut waren… Fazit allerseits…war gut aber weit weniger intensiv, provokant und spektakulär als noch bei seinem ersten Auftritt beim M‘era Luna.

Nun aber fix in den Hangar und eine gute Ausgangsposition sichern für den Auftritt von COMBICHRIST, denn hier ist der starke Zustrom schon spürbar. Aber Plan geht auf und eine Portion in den vorderen Reihen ist gesichert. Und schon geht’s auch los mit einem Intro Theme von „What the Fuck Is Wrong With You“, das Erscheinen der Band wird vom Hangar Publikum frenetisch abgefeiert und mit “We Were Made To Love You” ist die Halle am kochen. Sänger Andy strahlt in gewohnter Form sofort so eine Power aus wie es wohl nur er zu tun vermag. Aber auch die ganze Band ist sensationell, der Drummer leistet wahnsinnige Arbeit, die Gitarristen sind ungemein präsent und auch aus den Tasten wird alles heraus geholt.

Für mich sind es immer noch die frühen Titel wie „Blut Royal“ oder „Reign of Blood“ die COMBICHRIST definieren und auch heute gespielt werden. Aber auch neuere und mehr rockige Stücke wie „Throat full of glass“ oder „Maggots At The Party“ kommen Live sehr intensiv rüber. Letztlich bleibt niemand davor verschont seinen Körper in Bewegung zu setzen, aber wie will man sich auch Tracks wie „Body Beat, „Shut Up And Swallow“ oder „Razorblade Love“ entziehen? „Fuck That Shit“ ist dann das Finale, gefühlt viel zu früh obwohl viele körperlich am Ende sind. Leider gewährt die Orga keine Zugabe, trotzdem kommt Andy nochmal auf die Bühne und verabschiedet sich artig.


Erschöpft und berauscht geht es folgend zurück ins Freie. Auf der Main Stage treiben gerade WITHIN TEMPTATION ihre Show voran. Klingt gewohnt professionell was die Niederländer da machen. Tolle und gewaltig opulente Musik von der Band, der Gesang ist eindringend und schafft es die Geister zu scheiden. Mein Interesse ist nicht zu wecken und so ist der fast rund leuchtende Mond Zeuge wie es zum Zelt zurückgeht, auf dem Weg wird nochmal der Hunger gestillt und der Durst ertränkt. Schön war der Tag, die Erschöpfung ist aber allgegenwärtig und so ist es dann auch keine Schande dem Jungvolk das Partymachen zu überlassen und lieber noch ein paar schöne Momente in angenehmer Gesellschaft am Zelt zu verbringen bis die Müdigkeit gewinnt und den Tag beendet.

 

SONNTAG

Das Aufstehen fällt schwer, die ganze Nacht haben Ohrenkneifer Party im Zelt gemacht und eine Maus hat verzweifelt versucht aus einem Loch unter dem Zeltboden herauszukommen. Da hilft dann wieder nur das schwarze Gold um die Lebensgeister zu erwecken. Das alljährliche Sonntagmorgen Programm hat den ungeliebten Punkt des Abbauens der Zelte und den des leidigen Herumschleppen zurück ins Auto. Ist diese Last aber erledigt, kann man sich wieder dem gemütlichen und angenehmen Dingen des Tages widmen.

Bis das erste Mal von mir das Gelände betreten wird sind einige Bands ungeachtet verstrichen, aktuell ist mal wieder der Klang vom Mittelaltermusik zu vernehmen. FEUERSCHWANZ singen etwas von „Bück dich Fee“ und eine Figur mit einem rosa Hasenkostüm hüpft über die Bühne. Man das kann einen am frühen Morgen aber schon verwirren….

Aber mein Ziel ist der Hangar, denn dort steht der Auftritt der Weißrussischen „Digital Hardcore“ Combo AMBASSADOR21 an und da kann dann auch dafür gesorgt werden, dass die Gehirngänge wieder freigeblasen werden. Natasha und Alexey Protasov heißen die beiden, die ähnlich Atari Teenage Riot musikalisch und politisch mächtig Krawall machen. Mit spürbarer intensiver Energie stürmen die beiden auf die Bühne und blasen zum Angriff. Rasende wuchtige Beats, wechselnde Shouts und aggressive Gesänge schlagen einem entgegen und die anwesenden Zuschauer danken es mit sichtbarer Begeisterung für solch herrlichen Krach! “Riot Generation” oder “Fuck All System” heißen die Titel, so viel Druck, so viel Energie und so eine gute Interaktion der beiden Musiker macht wirklich Spaß beim Zuschauen und definitiv Lust auf mehr in der Zukunft.

Die nächsten Bands dienen als Begleitmusik zum entspannten chillen, der nächste Auftritt der die Interesse auf sich zieht ist der von DIE KRUPPS. Die Band von Jürgen Engler gibt es seit sage und schreibe 1980, also fast 35 Jahre und dementsprechend ehrfürchtig finde ich es wenn man so ein geiles Album hinlegt wie die Düsseldorfer es mit „The Machinists of Joy“ getan haben. Entsprechend freue ich mich auf den Auftritt von DIE KRUPPS.

Los geht’s mit „Dawning of Doom“ einem Stück aus den späten 90ern, danach folgt aber gleich mit „Risikofaktor“ ein Track vom neuem Album, geil diese Old School EBM Sounds! Auf diese Weise geht’s dann weiter „Der Amboss“ sorgt für jede Menge Bewegung im Publikum und die Stahlrohre als Klangerzeuger kommen immer wieder genial! Neben diversen neuen Stücken, die sich Live richtig gut machen, fehlen natürlich die großen Klassiker und Hits der band nicht, „Metal Machine Music“; „To The Hilt“ und „Fatherland“ runden diesen echt guten Auftritt ab.

Eigentlich hätte ich mir gern auch die EBM Kracher aus Schweden von SPETSNAZ angeschaut, doch es ist grad so gemütlich sich auf dem Rasen auszuruhen, zudem ist die Sicht gut auf die Leinwand. Schaut ganz gut aus was da im Hangar passiert, ab und scheint es einige Rhythmusprobleme zwischen Sequenzer und Live Drums zu geben, kann aber auch eine akustische Täuschung sein, die über die Entfernung erzeugt wird.

In der Nähe von München sind FAUN beheimatet. Die Band deren Musik dem Pagan Volk zuzuordnen ist, sind die nächsten die auf der Hauptbühne zu sehen sind. Die Bühnendeko ist ganz hübsch, zum Beispiel sind die Mikroständer sind mit grünen Zweigen geschmückt, aber auch die zum Teil außergewöhnlich erscheinenden Instrumente sind immer wieder ein netter Blickfang.

Der erste Song ist ein recht langes instrumentales Stück, trotzdem verbreiten FAUN dabei eine tolle akustische Atmosphäre, die sich schnell auf die Fans dieser Band ausbreitet. Zum schönen deutschen Stück „Diese kalte Nacht“ fallen irgendwie passend kurzzeitig ein paar dicke Tropfen vom Himmel und erfrischen die Zuschauer spürbar. Aber nicht weiter wild und kein bisschen störend. FAUN machen wirklich schöne Musik, aber über einen längeren Zeitraum hält die Aufmerksamkeitsspanne nicht und so ist wieder eher die Gemütlichkeit auf dem Rasen das Ziel des Moments.

Leider ist der Moment schnell verpasst zum richtigen Zeitpunkt den Hangar stressfrei zu betreten, um HOCICO zu sehen. Und so bleibt nur das Aggrotech Treiben der Mexikaner von außen auf der Leinwand zu verfolgen. Die Show scheint sehr der zu ähneln, von der ich kürzlich aus Berlin berichtet hatte zum Motto „Los días caminando en el fuego“.  Anfang und Ende des Konzertes wird zur allgemeinen Freude durch drei als Mariachi verkleidete Musiker gestaltet, die klassische folklore Lieder spielen und HOCICO Stücke in akustischer Form. Danach folgt das gewohnte Gewitter aus mächtigen zimmernden Beats, die die Masse schnell zum Kochen bringt. Also die Kollegen, die es in die Halle geschafft haben waren glücklich über die schwitzige, körperbetonte Enge in den vorderen Reihen.

Aber so kann ich mich auf DEINE LAKAIEN konzentrieren. Und „Gott sei Dank“ spielen die heute eine elektronische Show. Nix Akustik, nix Orchester. Alles schön und gut aber für ein Open Air Konzert erachte ich dies aus unbrauchbar,… Aber heute sind es DAINE LAKAIEN wie sie klingen müssen. Ernst Horn beackert die Elektronik, dazu Stand-Up-Drums und ein Gitarrist. Naja und über die Stimme von Alexander Veljanov muss man ja nicht viele Worte verlieren. Auch heute ist er adrett und charmant, limitiert in seiner Bewegung aber trotzdem immer absolut präsent. Die Wortwahl zwischen den Titeln ist gewählt und man merkt einfach, das hier jemand ganz großes der „Schwarzen Musikszene“ auf der Bühne steht.

Die Titelwahl ist sehr gut, älteres Liedgut wie „Day by Day“, „Reincarnation“, oder „Dark Star“ sind unverzichtbar, spätere Hits wie „Into my arms“ und „Over and done“ sorgen auch für viel Emotionen aber auch neuere Titel wie „Farewell“ zeigen, dass DEINE LAKAIEN immer noch zurecht einen Sonderstaus haben. Das Zuschauerinteresse ist absolut immens, bis weit hinter den Soundtower wird der Auftritt verfolgt

Die Hauptbühne wird für die Mittelalterpioniere von IN EXTREMO umgerüstet. Muss ja zugeben, dass ich die Band schon seit vielen Jahre nicht mehr verfolge. Viel zu aufgesetzt wirkt mir alles und dem Charme der ersten frühen Alben ist eine sehr kommerziell wirkende Grundausrichtung gewichen. Was auf der Bühne passiert ist optisch wirklich mächtig mit viel pompösen Gemache. Permanent gibt es Pyrotechnik, hier knallt es, dort kommen Flammen… Alles gut für eine optisch wirkungsvolle Show wird souverän geliefert, der Musikalische Wert steht inzwischen hinten an. So ist es dann auch kaum verwunderlich, dass der finale Track „Küss mich“ der einzige ist, der mir in Erinnerung bleibt von diesem Auftritt. Aber tausende sehen die anderes, sonst hätten die diese Band hier und heute nicht dermaßen abgefeiert. Freut mich für euch, dass ihr dabei so viel Spaß habt!

COVENANT im gut besuchten HANGAR erspare ich mir heute und hebe mir den letzten Tropfen Energie für AND ONE und Steve Naghavi auf. Im Vorfeld wurde ja mal wieder viel getrommelt. Man höre bald auf „blabla“, letzte Festival Auftritte „blabla“. Dieser Mensch braucht Aufmerksamkeit, ob dies alles tatsächlich so stimmt kann ich nicht glauben, denn dieser Künstler braucht die Bühne, da ist das was er kann und wofür ihn alle lieben. Für die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit ist das alles aber gut. Und schließlich ist frisch das neue Album erschienen „Trilogie 1“, dazu gibt’s Touren,….dann kommt 2,…3 oder keine Ahnung was noch so…..

Ganz egal was drum herum getrommelt wird, die Musik ist einfach nur geil und hat fast jeden Electro Fan in den letzten 20 Jahren geprägt. Entsprechend ist kaum ein Abwandern zu verspüren, alle wollen AND ONE sehen und Steve bietet tatsächlich eine wahre Supershow ab, welche kaum in Worte zu fassen ist. Das eine sind die Stücke, die gespielt werden. „Für“ ist der viel gefeierte Opener, mit „Getting Closer“ und „Sometimes“ geht der Hitreigen weiter, dann folgt nach einem Aufruf zum kollektiven Kaufen des neuen Albums, eine Phase mit neuen Stücken. Es ist echt spannend welche Dynamik dieser Mensch auf der Bühne hat, die ständige Interaktion mit der Menge, das permanente hüpfen und herumflitzen von rechts nach links. Echt der Hammer!!

Die Menschen lieben das und folgen den Anweisungen des Meisters blind. Es wird kollektiv mit den Armen gewunken, es wird auf Kommando geschrien und textsicher ist eh jeder bei den Songs. Das Stück „High“ funktioniert zum Beispiel prächtig bei dessen Refrain wirklich alle auf dem Platz mitsingen, bei Klassikern die „Second Voice“ oder natürlich „Techno Man“ ist kein Halten mehr.

Das Ende ist dann nach „Shouts Of Joy“ besiegelt. Das M’era Luna ist damit zu Ende, der Auftritt von AND ONE ebenfalls, war es der letzte Auftritt? Keine Ahnung, kann ich irgendwie nicht glauben. Die Zeit wird es zeigen. Und das Fazit für das Festival in Summe? Alles super eigentlich, gutes Wetter, tolle Bandmischung nur wird es mir langsam zu voll. Man redet von 30.000 Besuchern dieses Jahr. Manches mal war kaum noch Bewegung möglich und wenn ich nicht die Möglichkeit habe eine Band zu sehen weil der Hangar voll ist, dann ist ein kritischer Grad erreicht. Es gab einige Momente wo ich mich ein paar Jahre zurück gewünscht habe, wo man sich noch relativ frei bewegen konnte. Toll fand ich die Bilder, welche auf den Monitoren zu sehen waren, doch was bedeutet diese technische Aufrüstung für die nächsten Jahre? Wieso werden die Flanken der Bühne mit Werbung zu gehängt, sodass man als Zuschauer von außen nur noch sehr eingeschränkte Sicht hat? Auch die Kameraleute, die zugegeben tolle Bilder eingefangen haben, sorgen oft für schlechte Sichtverhältnisse. Dafür aber gibt es inzwischen sogar Live Mitschnitte im TV und ausführliche Reportagen. Nun, wenn das alles dafür sorgt, dass dieses Festival noch viele Jahre überlebt und an diesem Standort bleibt, dann ist ja alles gut und ich will gar nicht weiter meckern. Gibt ja schließlich Leute die davon leben oder reich werden möchten, sollen sie ja auch.

All diese Gedanken sind der Begleiter auf dem Weg zum Auto und der Heimfahrt. War letztlich ein wunderschönes Wochenende mit Freunden, mit toller Musik und jeder Menge Gleichgesinnten. Auch für das kommende Jahr steht der Termin schon, es sind schon jede Menge Bands bestätigt, also folgt auf die Trauer über das Ende des M‘era Luna 2014 schon wieder die Freude auf das M‘era Luna 2015. (michi)

Final gibt es nun noch ein paar Impressionen vom Festivalgelände und den Zuschauern: