LIVEBERICHT

WASTED HELL :: Wo kommen all die Monster her?

Wasted Hell Festival feat. BZFOS, Thee Flanders & The 3 Kings am 03. März 2017 in der Factory, Magdeburg
Text & Bilder by Michi

Recht kurzentschlossen führt der Weg in die Factory nach Magdeburg wo ein mir bis Dato unbekanntes kleines Rock`n`Roll / Psychobilly Festival stattfindet. Doch nach dem sehr unrühmlichen Jahr 2016, in dem ich kein einziges Konzert der BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE genießen konnte, musste diese Schmach schnell wettgemacht werden. Also ab nach Magdeburg in die Factory,…ein Club den ich erstmals vor ziemlich genau 20 Jahren besuchte,…krass wie die Zeit vergeht.

Wie das so ist lernt man dann auch mal ganz zufällig im Hotel nette Gleichgesinnte kennen aus der „Army Of Zombies“, mit denen man sich für den Rest des Abends gleich mal verbündet. Beim Eintreffen an der Factory ist von einem größeren Andrang noch nichts zu spüren. So fühlt man sich zuerst einmal recht einsam in der sehr schönen, aber auch recht großen Konzerthalle. Doch kaum drinnen trifft man die Jungs von den BZFOS und quatscht ungezwungen bei einem Glaserl und ner Zigarette. Besser kann der Abend doch gar nicht beginnen.

Die erste Band des Abends sind die 3 KINGS, eine lokale Rock`n`Roll Band, welche die Aufgabe hat die Besucher einzuheizen. Der Sound ist sofort super und die Jungs machen ihre Sache richtig gut. Sehr cool wie der Kontrabass den Takt vorgibt und wie die Gitarre raffinierten Rock Spirit verbreitet. Einige coole eigene Songs können genauso viel Spaß verbreiten wie die guten Cover Songs. Vor allem aber „Looking for Freedom“ von David Hasselhoff und „Folsom Prison“ von Johnny Cash machen richtig Laune und locken aus den ersten Besuchern Bewegung aus den Tanzbeinen.

Die zweite Bands des Abends ist niemand geringeres als die Kult-Psychobilly Band THEE FLANDERS aus Potsdam und deren Erscheinen auf der Bühne zieht sofort mehr Zuschauer vor die Bühne. Schon beim kurzen finalen Soundcheck ist zu spüren welch intensiver Sound der Factory sogleich bevorsteht.

Was sich beim Soundcheck angedeutet hat, ist auch wenige Momente später beim Gig der THEE FLANDERS zu spüren. Lauter, schneller, aggressiver und intensiver kracht der Song „Amok“ als Opener los und sorgt umgehend für viel Energie vor der Bühne. Besonders der Kontrabass klinkt sehr markant als Taktgeber und Normans Gesang ist gewohnt griffig und antreibend. Der Psychobilly ist also am heutigen Abend eingekehrt. Besonders viel Spaß haben Band und Gäste an den vielen Cover Stücken die schon traditionell von den THEE FLANDERS gespielt werden. Cindy Laupers „She Bob“, Depeche Modes „Enjoy The Silence“ und neuerdings auch “You Spin me round” von Dead Or Alive zeigen wie cool die Titel im Psychogewand klingen können. Mit „Perverses Schwein“, „Erna P“ und letztlich final „The Witch“ werden noch unverzichtbare Stücke aus dem Portfolio gespielt.

Nach dieser guten Show der THEE FLANDERS wird die Bühne für den Hauptakt des Abends hergerichtet. Denn nun ist es endlich soweit, die BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE aus Wien werden uns mit ihrer Horrorshow beglücken. Alles was sich in der Factory an Besuchern versammelt hat, drängt nun in den Bereich vor die Bühne, welche wirklich schaurig-schön ausschaut. Nebel schwebt um die Bildnisse von Horrorfiguren und als die Band die Bühne betritt ist der Jubel groß bei den Fans.

Wer schon mal ein Konzert der BZFOS gesehen hat wird wissen, dass „Giant Spider“ und „I Wanna Hear Your You Scream“ bewährte Opener für die Shows dieser Band sind. So geschieht es auch heute. Man merkt den Jungs an, das man richtig Bock hat sich auf der Bühne auszutoben und Gas zu geben. Vor allem Sänger Richy „Dead Gein“ und Bassist Hermann Schreck sind sehr agil bei ihrem Tun auf der Bühne.  

Das Falco Cover „Vienna Calling“ klingt Live noch viel geiler als in der schon sehr coolen Studio Version und sorgt für viel Freude und Bewegung bei den Zuschauern. Schon traditionell bekommen die Musiker auf der Bühne Besuch von einigen klassischen Film Monstern. So torkelt mal eine Mumie über die Planken, dann wird der liebreizenden Linda Blair vom Exorzisten das Böse ausgetrieben und einen Werwolf konnte man auch sichten. Welche Songs dazu gehören, haben die Experten sicherlich schnell erraten. Sehr grauenhaft geht es beim „Der Kopf deiner Mutter“ zu, als ein Schweinekopf-Schlachter mit einem abgetrennten Kopf auf der Bühne erscheint. Diese Aktionen sorgen immer für einen super optischen Reiz, ein bisschen überflüssig finde ich dagegen die Pyro-Einlagen mittels Flammenwerfer im hinteren Bereich der Bühne. Die Musik und die Show an sich haben schon genügend spannende Argumente, aber das ist Geschmackssache.

Generell muss man positiv erwähnen, dass man es geschafft hat neue Stücke und frühe Klassiker sehr gut in einer Show zu vereinen. Alles klingt stimmig wie aus einem Guss und nur der versierte Fan weiß welche Stücke aus welcher Epoche stammen. So stehen die neuen Titel den alten Tracks in nichts nach und das merkt man auch an der Zuschauerresonanz die durchwegs alle Stücke ausgelassen feiern.

Klasse kommt Live auch der Wiener Schmankerl „A Schene Leich“. Hier ist die Präsentation des Stückes natürlich absolut genial bei der Richy hinter seinem Sarg-förmigen Pult steht und mittels Kräuerschnaps zusammen mit den reichlich beschenkten Zuschauern anstößt. Dieses Stück gehört für mich dramaturgisch und von der Stimmung her zu den Höhepunkten dieses Abends.

Nach solch einem bedächtigen Moment bedarf es dann aber auch wieder einiger schwungvoller Momente. Schließlich möchte der gemeine Horrorbilly auch seinen Körper ausdrucksstark bewegen. Dies ist dann bei „Horrormovie Addict“ oder auch „Radioactive“ gegeben und wird auch ausreichend zelebriert.

Dass die Band folgend von der Bühne verschwindet, sorgt kurzfristig dazu das Zugaben eingefordert werden. Doch lange lassen sich BZFOS nicht bitten und das letzte Kapitel des Abends wird dann nochmal mit unverzichtbaren Songs wie „Moonlight Sonata“, „Monster Mutant Boogie“ und dem endgeilen Alice Cooper Cover „Poison“ geboten. Hier bleibt dann auch kein Bein in der Halle still stehen. Immer wieder schön anzuhören ist, wie die Band mit einem Madley aus Kiss, Iron Maiden, Pixies und anderen bekannten Nummern ein grandioses Finale bereitet.

Hach, das war schön. Auf der Bühne haben die Jungs wirklich eine sensationelle Leistung abgerufen. Auch gut finde ich es das man das Programm inzwischen gut variiert hat und einige einstige Dauerbrenner mal eine verdiente Pause bekommen haben. Voller Begeisterung verwickelt man sich noch in ein paar Gespräche, die Tanzfläche füllt sich mit tanzenden Leibern zu Szene Klassikern vom DJ und unser Weg führt dann irgendwann wieder ins Freie. Toller Abend, tolle Musik, nette Menschen getroffen. Was will man mehr? Dank natürlich auch an die Bands für ihre grandiosen Leistungen am heutigen Abend! (michi)