LIVEBERICHT, TOP THEMA

PARTY.SAN 2022 :: Endlich geht es wieder rund!

Endlich wieder PARTY.SAN!

Nach 2 Jahren Zwangspause ging es wieder zu unserem „Klassentreffen“. Die Fahrt ging gut durch und auch am Akkreditierungsstand ging es fix, sodass wir ratzfatz auf unserem Zeltplatz waren und aufgebaut haben. Allerdings war uns da noch nicht bewusst, dass der Trinkwasserverbrauch in diesem Jahr bei uns so hoch wie noch nie sein sollte. Auch dass ein unverschuldeter Autounfall (zum Glück nur Sachschaden) über die Unfallbeteiligten hinaus Stress verursachen kann, sollten wir leider noch feststellen. Aber zum Glück hat dann doch noch alles geklappt!

So versammelten sich ca. 9000 zahlende Gäste, plus das Drumherum, erneut auf dem Flugplatz, der die Welt bedeutet. Aufgrund der Hitze und der daraus resultierenden Trockenheit  (ein paar Tage vorher gab es große Flächenbrände in Thüringen) war kurz vorher die Ansage rausgegangen, dass die Grills eine Mindesthöhe von 50cm aufzuweisen haben, woran sich laut Nachfragen bei Jarne alle gehalten haben. Die gefühlt hohen Essenspreise waren der Preisentwicklung geschuldet, Jarne versicherte mir, dass das Festival damit keinen Cent verdient. Bezüglich Corona lief laut Jarne alles perfekt. Trotz der Hitze gab es keine nennenswerten Notfalleinsätze, was sicherlich auch mit den zur Verfügung gestellten Abkühlungs- und Wasserstellen zu tun hatte.

Auf dem Zeltplatz ging das Gerücht herum, dass es ab der kommenden Ausgabe eine „Pay-to-play“-Möglichkeit gäbe, also die Situation, dass Bands sich einen Spot auf dem Festival kaufen können! Jarnes Antwort dazu: NIEMALS! Vielen Dank extra dafür!

Für diesen Bericht haben wir in 2 Monaten ca. 30 Arbeitsstunden benötigt!
Jeder hat in der Ich-Form geschrieben und die einzelnen Abschnitte werden nicht zugeordnet! (hendrik, raphael, yves, lothar)

Mittwoch

Nach dem Aufbau und den ersten Getränken, wurden wir von einem Bekannten gefragt, ob wir nicht beim Aufbau des Standes von Supreme Chaos Records helfen wollten. Na klar, keine Frage! Eigentlich heißt es ja „Viele Hände, schnelles Ende“, aber das war hier nicht so der Fall. Als Robby die Hände über dem Kopf zusammenschlug, haben wir uns dezent ein paar Schritte vom Stand zurückgezogen. Von ihm persönlich weiß ich aber, dass er den Aufbau rückblickend als extrem lustig empfunden hat. Und an besagtem Stand sollte es im Verlauf des Fetivals für mich völlig überraschend zu einer sehr tollen Begegnung kommen.

Donnerstag

BIRDFLESH eröffneten die 26. Ausgabe des PARTY.SAN auf der Hauptbühne. Die Schweden bieten jetzt seit 30 Jahren coolen Grindcore mit Masken und ohne doofen Gesangseffekt, was hier sehr gut ist. Ich stehe endlich wieder im Fotograben und genieße die rumpeligen Grooves. Jeder schlechte Witz wird ausgesprochen und ich bekomme das Gefühl, als wäre es schon Freitag. Auch wenn die Band bei mir ankommt, ziehe ich mich recht schnell nach den Fotos zurück, da es sich trotz 29°C jetzt schon ganz schön krass anfühlt. Was das wohl noch gibt?

 

Vor 10 Jahren hat REVEL IN FLESH auf der Zeltbühne überzeugt, heute bringen sie ordentlich Bewegung vor die Hauptbühne. Für Fans von altem Schwedentod war das hier eine Pflichtveranstaltung. Auf Platte nicht ganz mein Ding, konnten sie live mit viel Energie überzeugen. Die obligatorische Coverversion, dieses Mal „Rock Out“ von Motörhead kam auch gut an. Jetzt ist mir klar, warum die Baden-Würthemberger zur Speerspitze des deutschen Old School Death Metals gehören.

 

Die Thüringer HANGATYR, die mittlerweile ohne menschliches Drumming ihre Auftritte absolvieren, sind die erste Band auf der Zeltbühne in diesem Jahr. Sie haben sich seit 2006 einen guten Namen auch außerhalb von Thüringen erspielt und werden vom Publikum gut angenommen. Die Spielfreude ist ihnen anzusehen und sie können das auch aufs Publikum übertragen.

Im Vorfeld höre ich mir alle Bands online an, um auf dem Festival nichts zu verpassen, was ich später bereuen könnte. GAEREA waren auf Scheibe zwar interessant, konnten live aber wesentlich mehr punkten. Ein tolles Bühnenbild, ihre Kapuzen und komplett schwarze Kleidung inclusive schwarz angemalter Arme sowie ein wirklich guter Sound hinterließen bei mir mehr Eindruck als die Musik zu Hause. Die muss ich mir auf jeden Fall nochmal anhören. Der erste Black Metal Act auf der Hauptbühne hat somit geliefert.

 

Eine der Bands, auf die ich mich im Vorfeld am meisten gefreut habe, war NYKTOPHOBIA. Mehr als die Hälfte der Jungs kommt zumindest gebürtig aus der Nähe und die Alben konnten alle überzeugen. Trotz der Helligkeit im Zelt, hat die Lightshow so einiges herausgeholt, da auf der Bühne eher wenig los war, was aber natürlich auch kein MUSS ist. Um mehr zu spielen, wurde kräftig an den Ansagen gespart, was mir meistens entgegenkommt. Die Resonanz des Publikums war wirklich gut und auch der Sound war in meinen Ohren wirklich gut. Somit war meine Vorfreude absolut angebracht!

 

Bei gefühlt krassen Temperaturen, die durch den Wind erst erträglich wurden, spielten dann HIGH SPIRITS auf. Heavy Metal-„Ausreißer“ gibt es ja jedes Jahr auf dem Party.San. Dass die Jungs aus Chicago mit ihrer grenzenlos positiven Musik so positive Rückmeldung bekommen würden, hatte ich gehofft, aber nicht erwartet. Die Ansagen, welche zwar geplant aber nicht gekünstelt wirkten, waren ziemlich cool und das Publikum wurde sehr gut animiert. Die gute Laune der Band sprang definitiv auf das Publikum über. Bei Katatonia wurde ich dann von jemandem angesprochen, der es sehr toll fand zu sehen, wie ich mich über die Band gefreut habe. Tja, meine Erwartungen an meinen ersten Gig von HIGH SPIRITS waren hoch und wurden fast vollkommen erfüllt. Ich hätte ja eine andere Setlist geschrieben, aber das geht schon klar.
Setlist: When the Lights Go Down, Restless, Full Power, Wanted Dead, Another Night in the City, Flying High, Thank You, High Spirits, Torture

 

Der krasse Gegensatz folgte auf dem Fuße. Von Gute-Laune-Heavy Metal auf der Hauptbühne direkt zu misanthropischem Black Metal auf der Zeltbühne. Der Bandname TOTAL HATE ist dabei Programm. Sänger Adrastos kam mit einer Dose Jackie-Cola auf die Bühne, hat sich das Teil in 30 Sekunden während des Intros in den Kopf geschraubt und dann landete das Ding im Fotograben direkt vor meinen Füßen. Ab geht die Fahrt in die Hölle. Hier gab es mit Nieten, Corpsepaint und mehr Bewegung auf der Bühne als beim Vorgänger auf diesen Brettern, aber trotzdem holte die Lightshow auch hier noch einiges zusätzlich heraus. Die Band wurde ziemlich ausgiebig beklatscht und ich hätte gern länger zugesehen, aber ich musste die Bühne wechseln.

Einen kleinen Schwenk am offiziellen Merch vorbei, da der Andrang schon den ganzen Tag sehr groß war. Ich wollte aber auf keinen Fall das limitierte Dismember-Shirt verpassen. Ich wusste ja auch nicht genau, ab wann es zu haben war. Aber Glück gehabt, die Schlangen waren noch lang, das Shirt aber noch nicht da.

Auf die nächste Band habe ich mich auch sehr gefreut. SECRETS OF THE MOON hatten diese Show aber leider als ihre letzte Festivalshow ever angekündigt, da sie sich auflösen werden. Umso wichtiger war es, dabei zu sein. Alle Auftritte, die ich bis jetzt gesehen habe, haben mir gefallen, aber das hier war wohl der Beste. Mag auch an der Playlist gelegen haben. „Seven Bells“ als Opener ist schon mal eine Ansage. Durch die Länge der Songs mussten die Osnabrücker sich leider auf 5 beschränken, aber dafür gab es dann auch Tracks von 5 Alben zu hören, wobei „Miasma“ von „Carved In Stigmata Wounds“ schon sehr wohlwollend aufgenommen wurde. Ich persönlich hätte gerne noch „Mute God“ gehört, aber man kann halt nicht alles haben. Wie gesagt war es der beste Auftritt, den ich von der Band gesehen haben. Leider auch der letzte! Schade, denn das Line-Up seit 2014 war echt stark!
Setlist: Seven Bells, Miasma, Earth Hour, Man Behind the Sun, Queen Among Rats

 

Auf komplexen und technischen Death Metal stehe ich ja sonst nicht so unbedingt, aber wie SINNERS BLEED aus Berlin das Ganze präsentieren, haut mich um. Die Band hatte einen geilen Sound, die Jungs hatten echt Bock und kamen dabei sehr sympathisch rüber. Zudem haben sie arschtight gespielt. Einige Bekannte der Band schienen im Publikum zu sein, das konnte man an ihrem Verhalten bemerken. Das Fotografieren hat mächtig Spaß gemacht und auch der Rest vom Auftritt hat mich gepackt. Ihre Comebackscheibe von 2019 fand ich ja schon echt gut, aber jetze bin ick verliebt, Jungs! Rückblickend war es auch einer der besten Auftritte des Festivals für mich.
Setlist: Age Of The Crow, Gleaming Black, Devouring Hatred, Dawn Of Infinitiy, Bound, Behind The Veil, The Second Being

Auf EXHORDER habe ich mich vor allem gefreut, weil Waldemar Sorychta (damals Gitarrist von Grip Inc. mit Dave Lombardo) an der Gitarre eingesprungen ist (bei anderen Terminen bedient Pat O´Brien, ehemals Cannibal Corpse, die 6 Saiten). Ansonsten ist die Band eher nicht so meins, da ich auch wenig Thrash höre. Also ab in den Fotograben und geknipst. Und in den drei Songs haben die alten Recken mich eines Besseren belehrt. Die Ansage, dass sie nur alte Sachen spielen werden, weil das im Moment alles ist, was sie haben, war schon cool. Auch wenn vom 2019´er Album Tracks vertreten sind, wird hauptsächlich vom ´90er Debüt kredenzt. Das schien dem Publikum auch entgegenzukommen, da trotz der Hitze vor der Bühne gut was los war und selbst Circle Pits entstanden. Die Truppe hat alles richtig gemacht.
Die vorangegangene Autogrammstunde habe ich leider verpasst und dabei hatte ich doch extra Grip Inc. Booklets eingepackt.

Post-Black von ANOMALIE stand zur Abendbrotszeit auf der Zeltbühne an. 35 Minuten waren bei der üblichen Songlänge der Österreicher etwas zu knapp bemessen, aber überzeugen konnte die Truppe trotzdem. Chef Marrok hat sich eine große Truppe für die Bühne organisiert, damit es ein Live-Erlebnis wie dieses geben kann und das hat sich wirklich gelohnt.
Setlist: Trance I: The Tree, Trance II: Relics, Vision IV: Illumination, Aurora, Vision I: Towards the Sun

Da Handykontakt auf dem Gelände während des Festivals manchmal sehr schwierig sein kann, suchte ich einen Kollegen aus unserer Truppe auf dem Gelände. Das führte dann glücklicherweise zu der oben schon beschriebenen Situation beim Stand von Surpreme Chaos Records. Als ich auf der Suche war und auch dort nachgesehen habe, entdeckte ich jemanden, der LPs signiert hat. Erst beim zweiten hinsehen wurde mir klar, dass Attila von Mayhem dort grad eine Autogrammstunde gibt. Ich legte mir direkt „Esoteric Warfare“ als Doppel-LP zu, die ich eh noch haben wollte und ließ sie von Attila signieren, zusätzlich war er noch bereit, ein Foto mit mir machen zu lassen. Das hat den Streß mit dem Unfall und die Befürchtung, dass unser Kollege evtl. gar nicht zu uns stoßen könnte, für eine ganze Zeit weggeblasen. Ich werde jetzt wohl einen Bilderrahmen anlegen müssen mit der Vinyl, dem Foto, den anderen Unterschrifte,n die ich bereits von der Band habe und einem sehr gelungenen Foto, dass ich beim letzten Auftritt der Band auf dem Party.San gemacht habe.
Ich habe Robby nach dem Festival nochmal gefragt, wie es dazu kommt, dass Attila bei seinem Stand Autogramme gibt, wo es doch keine offizielle Autogrammstunde der Band gibt und es ist so, dass die beiden bezüglich einiger Sachen zusammenarbeiten werden. Attila wird ein Klassik-Album bei SCR veröffentlichen und ein gemeinsamer Likör ist in Planung. Mehr dazu kann man in nächster Zeit erfahren. Auf jeden Fall ist Attila so ein sympathischer Typ, hätte irgendwie mit etwas anderem gerechnet. Man kann sich wirklich verquasseln mit ihm. So musste Robby ihn auch darauf hinweisen, dass er in einer Stunde auf der Bühne zu stehen hat und sich jetzt vielleicht besser auf den Weg macht!

 

Mit DER WEG EINER FREIHEIT habe ich persönlich immer so meine Probleme. Das selbstbetitelte Debüt hat mich damals völlig umgeblasen und ich höre es auch heute noch gerne. Auch der Auftritt auf dem Extremefest 2013 (Link hier) war richtig gut. Alles was danach passierte, lief allerdings total an mir vorbei. Weder live noch auf Scheibe konnte die Band mich seitdem überzeugen. Das Publikum, welches sich zahlreich in der Abendsonne versammelt hat, sieht das zum Glück ganz anders und die Band kommt gut an. Schade, dass es sich bei mir anders anfühlt!

Die Norweger WHOREDOM RIFE zählten auch zu den Bands, die ich unbedingt sehen wollte. Zu meinem Glück spielten sie im Zelt, da dort meiner Meinung nach, grad für Black Metal, oft mehr Stimmung aufkommt. Und so war es auch hier. Die Keyboardunterstützung kam zwar vom Band (zumindest habe ich niemanden am Keyboard entdecken können), aber das störte gar nicht. Die Band hatte einen super Sound, auch wenn der Gesang im ersten Moment nicht aus den Boxen dröhnte. Das wurde aber schnell behoben und das volle Zelt dankte es der Band mit wirklich viel Applaus. Meine Vorfreude wurde vollends bedient und somit hatte sowohl der beste Death Metal (Sinners Bleed) wie auch der beste Black Metal Gig (WHOREDOM RIFE) für mich heute im Zelt stattgefunden.

 

ALCEST, die französischen Vorreiter des Blackgaze, fand ich auf Scheibe interessant, aber nicht packend. Deswegen habe ich mir meine rotzige Black Metal Dröhnung im Zelt abgeholt. Aber als ich das Zelt verließ, um von weiter hinten ALCEST zuzusehen, wurde ich umgehauen. Vielleicht war es die Uhrzeit mit der entsprechenden Helligkeit und der damit einhergehenden Abkühlung, vielleicht der Alkohol, vielleicht war die Band auch einfach nur super, denn sie war überraschenderweise live sehr viel packender als auf Scheibe (ja, ich habe es danach nochmal versucht!) und ich wurde regelrecht überfahren. Der sehr atmosphärische Sound war an unserem Standpunkt wirklich top, die Lichtshow passte sehr gut zu den Songs und der ergreifende Cleangesang traf mich tief. Wir waren uns einig, dass die Band mächtig abgeräumt hat, bei diesem Auftritt! Sie haben uns so gepackt, dass wir uns Carnation im Zelt deswegen komplett geklemmt haben.

 

Nachdem ich Attila bei Surpreme Chaos getroffen habe, hatte ich noch mehr Bock auf den Auftritt von MAYHEM, auch wenn sie sowieso eine der wichtigsten Black Metal Bands für mich ist. Ich war gespannt, was dieses Mal auf der Bühne aufgebaut werden würde. So imposant wie beim letzten Mal mit der Knochenkanzel wurde es zwar nicht, aber abartig interessant war es trotzdem. Teloch an der Gitarre und Attila hatten Corpsepaint (wie früher Euronymous und Dead), der Rest der Band nicht. Attila trug zudem ein Gewand, dass ihn wie einen „schwarzen“ Priester wirken ließ. Seine teils gruseligen Gesangsgeräusche und seine Verrenkungen ließen an Besessenheit erinnern. Nach einem Backdrop- und Bühnenkluftwechesel war das Gewand verschwunden und es wurden ältere Songs gespielt. „De Mysteriis Dom Sathanas“ wurde leider nur mit 2 Songs bedacht, „Freezing Moon“ und „Life Eternal“ waren zwar gut, aber „Funeral Fog“ habe ich schon schwer vermisst. Beachtenswert war allerdings, dass Attila durch einen menschlichen Schädel als Effekt ins Mikro gesungen hat. Nach einem weiteren Kluftwechsel gab es dann frühe Songs aus der Deathcrush-Ära, der Sound wurde wohl etwas angepasst und „Pure Fucking Armageddon“ war dann der Rausschmeißer eines für mich wirklich guten MAYHEM-Auftritts. Ich habe sie definitiv schon sehr viel langweiliger gesehen.


CANNIBAL CORPSE
beschlossen dann solide den ersten Festivaltag. Musikalisch immer eine Bank, ballern sie routiniert durch ihr Set, Spielfreude lässt sich allerdings nicht wirklich erkennen. Ok, nach so langer Zeit und ständig on the road, hört das definitiv irgendwann auf und die Jungs machen eher einen Job, als das sie noch wie 20-jährige auf jedem Auftritt sich selbst abreißen, aber ihren Ruf als erfolgreichste Death Metal Band der Welt haben sie schon nicht ohne Grund. Der Corpsegrinder reißt mit seinen teils lustigen Ansagen da einiges raus, was die Auftritte der Band davor rettet, langweilig zu werden. Sein Headbanging ist wie immer großartig und sein Shirt mit seinem Gesicht und dem Satz „Respect The Neck“ ist sehr cool. Der Headbangcontest mit den Gästen ist schon obligatorisch. Die ganze Setlist ist mir leider nicht bekannt, aber über „The Wretched Spawn“ habe ich mich sehr gefreut, „Kill Or Become“ höre ich auch immer gerne und „Fucked With A Knife“ war wie immer vertreten. Als letzten angekündigten Song widmeten sie dem verstorbenen Trevor Strnad von The Black Dahlia Murder dann noch „Stripped, Raped And Strangled“. Kein „Hammer Smashed Face“? Doch, der wurde dann noch nachgeschoben.


FREITAG 

Der zweite Tag sollte temperaturtechnisch gefühlt etwas angenehmer, dafür viel mir auf dem Gelände der stärkere Wind auf. Wenn man direkt neben der Zeltbühne stand, zischte er einem gerne mal Staub oder „Rasen“ von der trockenen Erde entweder ins Auge, lieber aber noch in den Bierbecher.

Die KADAVERFICKER hatten den typischen Grindfrühstücksslot ergattert. Gewohnt viel war vor der Bühne los, auch in puncto Verkleidungen und lustigen Mitbringseln. Bernd von Slaughterday hatte einen Gastauftritt und auch der Gothic-Song „Feel Dead Hit Of The Summer“ wurde dargeboten. Applaus gab es reichlich. Unser Geschmack wurde dieses Jahr nicht bedient, aber das wird sich wohl wieder ändern.

Die schwedischen Todesmetallrecken der alten Schule LIK haben uns 2016 schon im Zelt voll überzeugt. Die Jungs waren super und locker drauf und kamen sehr sympathisch rüber. Nicht jede Band in diesem Sektor macht auch auf Bühne als Person auf brutal. Ziemlich viele Leute hatten sich für diese Uhrzeit schon vor die Bühne geschleppt und wurden dafür meiner Meinung nach mit gutem Old School Death belohnt. Das aktuelle Album wurde mit mehr als 50% der Songs bedacht, aber gespielt wurde von allen drei Alben. Mir hat der Gig so viel Freude bereitet, dass es bis dato der einzige war, den ich komplett gesehen habe. Eine kleine Unterbrechung gab es, da ich beim Fotografieren jemanden auf der Bühne gesehen habe, der das limitierte Dismember-Shirt trug, also musste ich eben schnell zum Merch, um auch zuzugreifen und wurde von einem kleinen Mädchen auf Rollschuhen bedient. Ein Kauf der mir in Erinnerung bleiben wird.
Setlist: The Weird, Decay, Funeral Anthem, Ghoul, The Deranged, Corrosive Survival, Flesh Frenzy, Celebration of the Twisted, Necromancer, Le Morte Homme, Becoming

 

1914, aus der Ukraine konnten aufgrund der aktuellen Situation in ihrem Land nur mit einer Sondergenehmigung ihrer Regierung ausreisen, damit sie spielen können. Sänger Dmytro Kumar, der unter dem Pseudonym „2.Division, Infanterie-Regiment Nr.147, Oberleutnant – Ditmar Kumarberg“ auftritt, kam mit der ukrainischen Flagge auf die Bühne. Ob der aktuellen Situation, hatte der Auftritt einen Beigeschmack, der mich zwischendurch schaudern ließ. Vom Sänger wurde bei genauem Hinsehen auch ein sogenanntes Kriegszittern imitiert, während er sichtlich geschockt durch „erlebte“ Kriegsgreuel mit gesenktem Kopf langsam über die Bühne marschierte. Auch politische Ansprachen ließen nicht lange auf sich warten, die in der entsprechenden Kriegskleidung vor bereits über 100 Jahren, ein anderes Gewicht bekamen. Aussagen wie „Wir töten jeden russischen Eindringling“ sind krass, aber auch irgendwie nachvollziehbar, wenn das eigene Land in solch einer Art und Weise überfallen wird. Die deutsche Politik kam auch nicht besonders gut weg. „We are fighting for the whole world, for our and your future!“ relativierte die erste Aussage wieder etwas. Die Musik trat bei dem Ganzen drumherum aber nicht komplett in den Hintergrund. Mir persönlich hat die Band live wesentlich besser gefallen als auf Scheibe. Ich werde die Truppe im Auge behalten.


MALEVOLENT CREATION
hatte ich schon lange auf dem Plan, aber die meisten Alben konnten mich nicht richtig packen. „Envenomed“ (2000) und „The Will To Kill“ (2002) gefielen mir ganz gut und „The 13th Beast“ (2019) ist bei mir gelandet. Allerdings war es etwas seltsam so eine Institution zu sehen, die übrigens auf ihrem Banner dem Langzeitsänger Brett Hoffman gedachte, wobei die 3 Mitglieder auf der Bühne zusammen(!) keine 10 Jahre in der Band sind. Aber ok, ist halt so. Die eine „fehlende“ Gitarre fiel sound- aber nicht drucktechnisch auf. Gitarrist und Sänger Ryan Taylor (10 Jahre nach Bandgründung geboren) kommt anscheinend aus der Hardcoreecke, war zumindest dementsprechend gekleidet und hat dadurch das Erscheinungsbild interessant geprägt. Auch wenn der Sound an unserem Standort ein wenig verweht wurde, klang das Ganze ziemlich fett und die Band kam bei mir sehr viel besser an als erwartet. Es hat sich gelohnt!

NORNIR hatte ich ehrlich gesagt nicht so richtig auf dem Zettel. Fehler definitiv auf meiner Seite, denn was die Freiberger Sachsen uns boten, war absolut nicht zu verachten. Melodischer Black Metal mit starkem ´90er-Einschlag und einer wirklichen guten Frontfrau die auch noch Gitarre spielt ist heutzutage ja nicht grad der Standard. Vor allem weil ihre Vocals wirklich sehr gut waren. Nieten und Corpsepaint inclusive. Mal wieder eine Band im Zelt, die mich unerwartet völlig überfahren hat. Danke, Party.San! Auch vom Rest des Publikums wurde die Band sehr gut angenommen. Falls nochmal wieder, aber bitte wieder Tentstage, da ist für diese Musik einfach bessere Stimmung!
Setlist: Transzendenz, Above The Mountains, Isvinden I Nord, Natt, Pest

Die Engländer ONSLAUGHT stehen heute, wegen einer OP von Gitarrist Nige Rockett, nur zu viert auf der Hauptbühne. Fällt aber nicht so sehr ins Gewicht, dass man sagen könnte, so geht das nicht! 1982 mit Hardcore-Punk gestartet, ist man schnell mit Thrash Metal bekannt geworden. Der neue Sänger geht aber in die andere Richtung und so fällt das Set dann auch aus. Das Publikum nimmt es gut an und feiert die Jungs!

Nach Black Metal im Zelt wurde der Haken zu altem Speed-Metal geschlagen. Die Belgier BÜTCHER mögen es schnell und dreckig. Ein wenig Black Metal kommt dazu und zu meiner Freude spielten sie auch den überlangen Titeltrack von ihrem aktuellen Album „666 Goats Carry My Chariot“, den ich auf Scheibe überragend finde, da er einen kräftigen Dissection-Einschlag hat. Kam live leider nicht ganz so rüber, aber trotzdem großartig. Viele andere wussten wahrscheinlich noch besser Bescheid als ich, denn BÜTCHER hatten bis jetzt, meiner Ansicht nach, die größte Masse vor die Zeltbühne gelockt und auch dementsprechend lauten Applaus geerntet. Anscheinend haben sie nicht nur mich überzeugt!
Setlist: Metallström/Face the Bütcher, 45 rpm Metal, 666 Goats Carry My Chariot, Iron Bitch, Viking Funeral, Blakk Krusader

 

MISERY INDEX waren beim diesjährigen Party.San eine der Bands, auf die ich mich am meisten gefreut habe, zumal ich, obwohl großer Fanboy, die Band noch nie live erleben durfte. Also vor an die Bühne, erste Reihe, leicht links, sodass ich direkt vorm Basser und Sänger Jason Netherton stand. Und dann ging es auch schon los. Freude steigt auf, als sich der Tonteppich mit voller Wucht in die Menge schwingt und eine Urgewalt entfesselt. Was ist denn bitte das? Ja, so will ich das haben. Geil, das knallt.
Gespielt wurden abwechselnd altbekannte Songs und neues Album. Jeder Song hat wahnsinnig Spaß gemacht, denn die Jungs können ihr Livehandwerk. Die Band hatte Bock, das ließen sie das Publikum wissen. Das Drumming von Adam Jarvis war tight und der Drumsound druckvoll und gut gepegelt und trieb dadurch enorm nach vorne. Die Vocals, sowohl vom Basser Jason, als auch vom Gitarristen Mark Kloeppel, welche bekanntermaßen die Vocalparts häufig wechelspielend singen waren enorm kraftvoll, wütend, grindig und dadurch absolut authentisch. Genau das, was man in Bezug auf die thematische Ausrichtung von MISERY INDEX erwartet. Den Gitarren von Mark Kloeppel und Darin Morris zuzuhören war ein Fest. Guter, ehrlicher Sound, Druck und dennoch gingen keine Nuancen verloren. Die Gitarren ergänzten sich im Sound und ließen einen einfach grinsend genießen. Der Basssound hingegen hätte ruhig etwas differenzierter sein können. Keine Frage, er war da und hat Teppich gelegt, aber bei den ganzen Fingerverknotungsriffs hätte der Bassmann verdient, dass mehr von seinen Spielereien die Ohren der Zuschauer erreicht und man sie nicht nur wahrnimmt, weil man zusieht, was er auf dem Griffbrett zaubert. Aber ich stand wie gesagt auch ganz vorne in der ersten Reihe, es mag sein, dass weiter hinten der Basssound besser war. Who knows?
Alles in Allem war der Auftritt von MISERY INDEX für mich definitiv einer der Topacts dieses Jahr. Abwechslungsreich, ehrlich, gut gemischte Setlist und Bock gepaart mit Spielfreude und einem Druck der einen mitreißt und während des gesamten Sets nicht wieder loslässt. Selbst als die letzten Töne des Klassikers „Traitors“ verklingen und einem bewusst wird, dass das Set damit sein Ende findet, will man einfach noch mehr, was nicht bei jeder Band bei mir auf diesem Festival der Fall war. Ich werde MISERY INDEX als Liveband von nun an ebenso empfehlen, wie ich sie auf Album empfehle.

 

Weiter geht es auf der Zeltbühne mit THRON, Black Metal aus Südwestdeutschland! Selbst das Dosenbier von Sänger Samca scheint es kaum erwarten zu können und schäumt ebenso über, wie der Sänger vor Energie! Und die fordert er auch vom zahlreichen Publikum unermüdlich ein! Die Band funktioniert gut im Zelt und wird entsprechend mit Applaus bedacht!

Nachdem die old-school-Death-Thrash-Recken von MESSIAH aus der Schweiz eine fast 25-jährige Pause eingelegt haben, erschienen sie vor 3 Jahren wieder auf der Bildfläche! Ihr Kultalbum „Extreme Cold Weather“ hätte ruhig einen Funken an diese 3 Tage abgeben können! Nach Misery Index hat es sich leider merklich geleert, aber das hält die Band nicht davon ab, Gas zu geben. Immer wieder schön, dass das Party.San alte Perlen hervorkramt!

Von treibend, über Midtempo bis hin zu doomig können die Franzosen IRON FLESH alles im Old School Death bieten. Langsam macht sich wohl das Wetter etwas bemerkbar und die Reihen im Zelt lichten sich etwas, aber es sind genug Leute vor der Bühne, die ihre Haare schütteln. Die Band gibt trotzdem Vollgas!

Aufgrund des Wetters ziehen wir uns etwas zurück und tanken während HEIDEVOLK und SPACE CHASER nicht nur unseren Akku auf!

Der melodisch-atmosphärische Black Metal der Amis von UADA, die fast ohne Ansagen auskamen, zog uns dann wieder vor die Bühne. Es gab einen schönen Queerschnitt ihrer 3 Alben, die bis jetzt im 2-Jahresrhythmus erschienen sind, also müsste dieses Jahr noch was kommen! 😉 Sound- und Lichtshow unterstützen die Truppe sehr gut und somit haben sie wieder ein Stück daran gearbeitet, zu beweisen, dass sie die Position des Geheimtipps hinter sich gelassen haben.

Fast 20 Jahre hat es gedauert, bis PROFANITY wieder die Bühne eines Party.San entern. Das Zelt ist bei der deutschen Technical-Death-Metal-Truppe gut gefüllt und das Publikum scheint zufrieden mit den Bayern!

Die absoluten Sympathieträger aus unserem Nachbarland, ASPHYX, sollten auf der Hauptbühne folgen! Während des Soundchecks wies Martin van Drunen darauf hin, dass im Moment eine Band im Zelt spielen würde und sie schließlich nur Soundcheck machen würden, das Publikum sollte ruhig noch solange zur Zeltband gehen. Vor „Death… The Brutal Way“ erklärt, er dass es die Band ohne das Party.San nach der Trennung nicht wieder gegeben hätte, deswegen wäre die erste Zeile des ersten danach geschriebene Songs auch „Crushing At The Party.San“. Außerdem gab es einen großen Dank an das ganze Team vom Festival, von den Menschen für den Sound bis hin zu denen, die das Bier zapfen, denn ohne diese Leute würde es auch das Festival nicht geben.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es bei mir ewig gedauert hat, bis die Band bei mir gezündet hat. Somit war es der erste, von vielen ASPHYX-Gigs die ich schon auf Festivals gesehen habe, auf den ich mich bewusst gefreut habe. Und was soll ich sagen? Ich war begeistert! Die Setlist war gut gewählt, die Sympathie springt einen ja förmlich an, die Pyros wurden ausgereizt und ich wurde mit voller Zufriedenheit entlassen. So darf es jetzt immer mit uns laufen, Familie ASPHYX!
Setlist: The Quest for Absurdity, Botox Implosion, Molten Black Earth, Death the Brutal Way, Asphyx (Forgotten War), Deathhammer, Knights Templar Stand, Scorbutics, Wasteland of Terror, The Nameless Elite, Forerunners of the Apocalypse, The Rack, Last One on Earth

 

Zwischen Asphyx und Katatonia brauchten wir ein wenig Regeneration und haben uns deshalb die Holländer GRACELESS langsamen Schrittes entlang der Zeltbühne auf dem Weg zum Camp und etwas zu Essen zu Gute geführt.
Midtempodeath inclusive doomigen Passagen zieht einiges an Publikum ins Zelt, dass somit deutlich mehr als halb gefüllt ist.

Über die Bestätigung von KATATONIA habe wahrscheinlich nicht nur ich mich gefreut. 2014 haben sie ja schon beeindruckend auf dem Party.San debütiert und mich völlig umgehauen. Nicht weniger habe ich dieses Mal auch erwartet und wurde nicht enttäuscht. Auf der Bühne geht nicht grad die Luzie ab, aber das wird stimmungstechnisch mehr als wieder ausgeglichen. Zu meinem Leidwesen war der älteste Song zwar von „Viva Emptiness“, aber man kann als Band natürlich nicht jeden zufriedenstellen. Das große „The Great Cold Distance“ war mit 5 Songs mit Abstand am meisten vertreten. „Behind The Blood“ im Fotograben zu erleben war schon sehr schön. Später weiter hinten im Publikum, wurde mir erst bewusst, wie viele Leute sich zu KATATONIA eingefunden haben. Passend zur Atmosphäre der Band konnte man überall den Geruch von Gras vernehmen. Ich stand weit vorne am Rand und genoss die atmosphärische Musik der Schweden barfuß tanzend mit geschlossenen Augen und meinem Getränk in der Hand. Der Sound war an unserem Platz nicht optimal, aber dafür war Platz zum Tanzen und das war mir wichtiger. Grüße gehen an dieser Stelle an Manuel, der auch getanzt hat, aber eher unfreiwillig. Ich hätte mir natürlich noch was von „Brave Murder Day“ oder „Last Fair Deal Gone Down“ gewünscht, war aber auch so völlig zufrieden mit der Vorstellung.
Setlist: Behind the Blood, Deliberation, Old Heart Falls, Forsaker, Leaders, Buildings, Soil’s Song, The Winter of Our Passing, Ghost of the Sun, My Twin, July, Lethean

 

CARCASS und ich sind so ein Thema! Bis auf die „Reek Of Putrifaction“ kann ich mit keiner ihrer Scheiben so richtig etwas anfangen, auch wenn ich ihre Größe neidlos anerkenne und nachvollziehen kann warum sie so groß sind! Bill Steer finde ich mega sympathisch, er ist ein wirklich guter Gitarrist, altert seit 20 Jahren nicht und schließlich hat er mal bei Napalm Death gespielt, meiner Lieblingsband! Ich habe sie schon ein paar Mal live gesehen und probiere es immer wieder aber es zündet nicht! Das Publikum feiert den Tagesheadliner aber mächtig und ich habe meinen Spaß beim Fotografieren. Zwischen den Songs gibt es nur wenige Ansagen und laut meiner Erinnerung nur eine wirkliche Pause, es geht mehr weniger alles ineinander über! Da ich Donnerstag mit Mayhem und am Samstag mit Dismember aber gute Heads habe, komm ich völlig damit klar!


SAMSTAG

CAROOZER aus Leipzig und die Thüringer MOTOROWL haben dieses Jahr die beiden Frühstücksslots am Samstagmorgen im Zelt ergattert. Doomig geht es dieses Jahr zu, erst groovig doomig mit Rock´n´Roll Anleihen, dann wird Doom mit psychedelischem Rock kombiniert. Wir haben dieses Jahr aber den frühen Vogel schon abends vorher in Schnaps ersäuft.

SLAUGHTERDAY standen auch oben auf meiner Liste der Bands, die ich sehen wollte. Seit Bernd und Jens ihren Podcast P.A.G.A.N. (Podacst Against Goodness And Normalcy) haben (Link hier) erscheinen sie mir noch sympathischer als vorher schon aus den Interviews, die ich gelesen habe. Auch das Backdrop im Stile vom Köstritzer Bier mit dem kleinen Zusatz „Gespielt nach dem amerikanischen Reifertgebot“ macht das Ganze echt sympathisch. Mit 3 Sessionmusikern, unter anderem Tom von Graveyard Ghoul aus Oldenburg mit seinem SLAUGHTERDAY-Live-Debüt am Schlagzeug, der der Redaktion bekannt ist 😉 und anderen, für die Bühne bereit eröffneten die Jungs den dritten Tag auf der Hautpbühne. Eine ordentliche Kelle altem Death Metal in Form einer Verbeugung vor Autopsy aber auch Death mit doomigem Einschlag weckte den letzten auf und überzeugte restlos. Sympathische, bärtige Glatzköpfe, sympathischer Auftritt, gute Musik. Was will man mehr? Ich bin gespannt auf das bald erscheinende Album Nummer 4! (Review ist mittlerweile geschrieben, Link hier)
Setlist: Ancient Death Triumph, Expulsed From Decay, Abattoir, Cult Of The Dreaming Dead, Church Of Dread, Cosmic Horror

 

Die mehr oder weniger Hausband des Party.San, PURGATORY, hatten ihren 4. Auftritt auf dem Festival. René ist aber auch jedes Jahr im Merchstand anzutreffen und Bandmerch kann man auch erwerben, wenn die Band nicht auf dem Festival spielt! Eigentlich als kurzfristiger Ersatz für 1914 geplant, bei denen es erst so aussah, als ob sie keine Reisepapiere bekommen würden, blieben sie auch nach deren Zusage im Programm! So muss das gehen!

PANZERFAUST aus Kanada habe ich erst beim Probehören der Festivalbands kennengelernt. Es war auf jeden Fall interessant genug, dass ich unbedingt vor die Bühne wollte. Was mir dann geboten wurde, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Vocals waren ca. 50/50 zwischen Gitarrist und Sänger aufgeteilt, wobei auch oft beide gleichzeitig die Trommelfelle malträtieren, was dann sehr mächtig klingt. Der Sänger ohne Gitarre stand die meiste Zeit hinter einem großen Kasten hinter dem Schlagzeuger, was ich persönlich ziemlich cool fand, aber nicht jedem gefallen hat. Zudem trug er unter seiner Kutte mit Kapuze ein Maske mit 3 Gesichtern, wobei sich die äußeren Augen jeweils überschnitten. Sah sehr cool aus. Musikalisch waren sie recht eigenständig und dieses Gesamtpaket hat mir ganz gut gefallen, selbst wenn  sich PANZERFAUST jetzt nicht tief in meine Gehirnwindungen einbrennen konnten. Im späteren Verlauf hat sich ihr aktuelles Album aber als Lohne sweet herausgestellt.
Setlist: The Day After ‚Trinity‘; Stalingrad, Massengrab; The Decapitator’s Prayer; Tabula Rasa; The Snare of the Fowler; Promethean Fire

Aus der Ur-Besetzung von NUNSLAUGHTER ist nur noch Sänger und Kuttenträger Don am Start, der Rest der Band wirkt auch wesentlich jünger.
Trotzdem weiß die Truppe, die es neben 4 Studioalben auf sage und schreibe 44(!) Live-Alben bringt, auch hier live zu zeigen was sie kann!

 

Die Darmstädter Jungs von BÖSEDEATH starteten als Grindcoretruppe, haben sich aber zu einer fetten, alles niederwalzenden groovigen Slam-Death-Planierraupe entwickelt und sind heute einfach mal im Zick-Zack-Kurs durchs Publikum geballert!

Meine Erwartungen an SAOR waren recht hoch, vor allem weil man die Band ja nicht stänidg überall sehen kann, nur diese wurden leider nicht ganz erfüllt. Ihr atmosphärischer Black Metal, der von schottischer Folklore durchzogen ist, gefällt mir auf Scheibe recht gut, nur konnte eben diese dichte Atmosphäre leider nicht ganz auf die Live-Bühne transportiert werden. So gab es einen guten Auftritt zu erleben, von dem ich persönlich allerdings mehr erwartet hatte. Der Großteil des Publikums hat das, zum Glück für die Band, anders gesehen.

 

„The Smokeless Fires“, das vorletzte Album der Siegener LUNAR SHADOW konnte mich in der Vorbereitung auf das Festival durchaus packen, ist auch nicht ganz meine Musik. Auf dem diesjährigen Party.San spielten sie ihren letzten Gig, auch wenn sie sich nicht auflösen. Auf der Bühne, kam das tolle Feeling der Scheibe aber leider nicht so bei mir an. Das zahlreiche Publikum sah es aus Sicht der Band zum Glück anders!

 

Ich hätte Anfang des Jahres beinahe im Vorprogramm bei einem Abendfestival im Vechtaer Gulfhaus vor FLESHCRAWL auf der Bühne gestanden, leider konnte wir den Abend nicht spielen. Die großen Aufsteller mit dem Konterfei vom verstorbenen Sänger Sven Groß, machten uns allen ein seltsames Gefühl während des Gigs. Trotzdem finde ich gut, dass die Band weiter macht, dass hätte Sven sicherlich gefallen! Borisz Sarafutgyinov hat zwar übergroße Fußstapfen zu füllen, aber das hat er ganz gut gemacht. Eine der ältesten deutschen Death Metal Bands zog einiges an Publikum vor die Bühne und wurde gut gefeiert. Auftrag erfüllt würde ich sagen!

 

Sänger Throsten von SCALPTURE ist die Anspannung vor dem Auftritt sichtlich anzumerken, tigert er doch wie getrieben über den VIP-Campingplatz. Die ersten Reihen des Publikums konnten es evtl. auch während der ersten 2 Songs bemerken, dann war die Anspannung allerdings weg und es konnte gelöst rumgebrüllt werden. Ich finde so etwas ja immer mehr als sympathisch! Die Jungs machen ganz gut was los auf der Bühne und das Publikum lässt sich anstecken. Die Bielefelder kassieren zu Recht viel Applaus. Live hat mir das Ganze auch einiges mehr gegeben als auf Platte.

Aufgrund des noch langen Tages schenkten wir uns die Viking-/Folk-Blacks von MANEGARM, die trotz Wolken und einem frischen Lüftchen nicht so viel Publikum bewegen konnten und die thüringischen melodischen Deather von PATH OF DESTINY, die viel Publikum ins Zelt bewegen konnten.

Dann kommen BLOOD INCANTATION und 5 Minuten vor Beginn der Show war im Tunnel, wo die Fotografen warten, dass sie in den Graben gelassen werden, noch gar nichts los. Ich war total verwirrt, aber es hat sich dann sehr schnell gefüllt. Vor wenigen Wochen habe ich sie erst in Berlin im Cassiopeia gesehen, kleinerer Club, viel Atmosphäre, schwitzig … Stimmung ohne Ende. Und da sollen sie nun heute auf der Main Stage spielen. Ich war tatsächlich skeptisch, ob sie auf großer Bühne bei Tageslicht überzeugen können und ankommen und ich kann diese Frage ruhigen Gewissens mit JA beantworten. BLOOD INCANTATION haben ihren technisch hochwertigen und anspruchsvollen, progressiv durchtränkten Death Metal gekonnt an die Zuhörer übertragen und der Sound ließ jede Spielerei durch- und ankommen. Das aktuelle Album wurde in der Setlist ausgelassen, was durchaus Sinn ergibt, da der Ambient-Stil der letzten Platte in solch einem Rahmen bei vielen durchaus für Unmut gesorgt hätte. Dafür wurden die knalligen Vorgänger in der Setlist berücksichtigt und sogar vom Demo gespielt. Die Leute hatten sichtlich Spaß und auch wenn Blood Incantation wahrlich keinen leicht zugänglichen Metal spielen, waren definitiv viele Zuschauer vor der Bühne, mehr als ich erwartet hatte. Aber die Band hat genau das verdient und bewiesen, dass sie auch auf großer Festivalbühne durchaus Berechtigung hat.


EIS
aus Bielefeld, vorher bekannt als Geist, die sich kurz vor der Pandemie eine Auszeit genommen haben, sind wieder zurück! Man bedankt sich artig, mit einem Augenzwinkern dafür, dass man so früh in der 17-jährigen Bandgeschichte vom Festival gebucht wird. Bei Songs in Überlänge reicht es dann auch nur für 5 der selbigen. Kalter Black Metal, gepaart mit postigen Soundcollagen und deutschen Texten über Einsamkeit und Verzweiflung sind ein intensives Erlebnis.

IMPALED NAZARENE, die für mich aufgrund ihrer fragwürdigen Auswüchse immer einen Beigeschmack haben, gehören trotzdem zu meiner Black Metal Sozialisation! Und nachdem die aktuelle Scheibe von 2021 bei mir ordentlich punkten konnte, musste ich mir sie auch ansehen, habe ich sie doch auf der 2008er-Version des Party.San das letzte Mal gesehen. Die Band hat ihren 30-jährigen längst hinter sich gelassen und tritt mit echtem old-school-Corpsepaint auf, das ohne weiße Farbe auskommt! Die abwechslungsreiche Setlist ließ wenige Wünsche offen, „Karmageddon Warriors“ wäre schon schön gewesen, und die Band schien Bock zu haben. Mir hats gefallen!

Die Sachsen CYTOTOXIN bieten uns brutalen Deathgrind der sich textlich auf die Tschernobylkatastrophe und ihre Auswirkungen konzentriert. Man heizt dem Publikum so derbe ein, dass bereits beim vierten Song eine Wall Of Death stattfindet. Die Gasmaskenträger liefern wieder mal einen massiven Auftritt hin.

Die Schweden von DARK FUNERAL gehören für mich zum Black Metal meiner ersten Stunde. Ich habe sie schon einige Male gesehen, der letzte Gig dem ich beigewohnt habe liegt aber schon lange zurück, da mich die letzten Releases weniger überzeugen konnten auch wenn sie auf hohem Niveau sind und somit ist es der erste im aktuellen Line-Up! Und ist es wirklich schon 13 Jahre her, dass DARK FUNERAL zuletzt ein Party.San gespielt haben?
Der Bühnenaufbau macht einiges her und die Lichtshow unterstützt alles ziemlich gut, das passt auf jeden Fall schonmal. Die Show ist solide, wenn auch wenig überraschend. Bei „Nail Them To The Cross“ holte Heljarmadr, den ich das erste Mal mit der Band auf der Bühne sehe, obwohl er schon 8 Jahre dabei ist, ein Kreuz mit Jesusfigur hervor, leckt es ab, reibt es in seinem Schritt, um es anschließend zu bespucken. Na ja, kann man machen. Ist halt Black Metal der alten Schule, hat aber nicht den Effekt, der wahrscheinlich gewünscht ist. Beim abschließenden „Where Shadows Forever Reign“ holt er zum Schluss eine große viereckige DARK FUNERAL Flagge heraus und schwenkt sie. In meinem Wohnzimmer hätte ich sie auch gerne gehabt, auf der Bühne macht sie jedoch einen seltsamen Eindruck und in unserer alkoholgeschwängerten Laune machten wir uns darüber lustig, dass es mehr Eindruck gemacht hätte, wenn er auf einem Einrad mit brennenden Fackeln jongliert hätte! Die Setlist ließ für mich „Vobiscum Satanas“ leider völlig außen vor, die EP und das Debüt wurden aber mit je einem Song bedacht. Die Menge war anscheinend begeisterter als wir und beklatschte die Truppe ziemlich ausgiebig am Ende des Sets. Unsere Dark Funeral Zeit scheint allerdings vorüber zu sein, wir halten uns dann mal an die alten Geschichten. Es kann eben nicht immer jeder zufrieden gestellt werden. Dafür hat mir das fotografieren bei DARK FUNERAL riesigen Spaß bereitet, so hat jeder seins bekommen!
Setlist: Unchain My Soul, The Arrival of Satan’s Empire, My Funeral, Leviathan, Open the Gates, When I’m Gone, The Secrets of the Black Arts, Nail Them to the Cross, Let the Devil In, Where Shadows Forever Reign

 

Nach pfeilschnellem kommt das Kontrastprogramm in Form von Funeral Doom namens SHAPE OF DESPAIR! Die Finnen beschließen das Fest auf der Zeltbühne! Headbanging in dem Tempo ist jedenfalls ziemlich anstrengend. Trotz oder grade wegen des Kontrastes zum Großteil des Programms, ist das Zelt sehr gut gefüllt. Der massive Sound und die Geschwindigkeit einer Dampfwalze erdrückten uns, aber wir mussten uns zügig wieder auf den Weg vor die Hauptbühne antreten, sodass es für die Fotos plus einen Song gereicht hat. Musikalisch nicht unsere Welt, waren wir dennoch positiv überrascht vom abgrundtiefen Growlen und dem Klargesang von Henri und den melancholischen Parts von Natalie! Derber Abschluss der Bühne!

 

Auch auf BENEDICTION habe ich mich nach der Rückkehr von Dave Ingram und ihrem letzten, überraschend starkten „Scriptures“ mächtig gefreut. Die neue Stärke konnte man auch an ihrem Slot ablesen, der ein paar Plätze später ausfiel, als bei ihrem letzten Besuch. Die Birminghamer Death Metal Institution kam sehr sympathisch rüber, z.B. entschuldigte sich Dave jedesmal, wenn er auf der Bühne zwischen den Songs einen Schluck Wasser anstatt Bier nahm. Außerdem gab es einen deutlichen Dank an die Security im Graben, die er für sehr nett und gutmütig hielt und sie dafür vor dem anwesenden Publikum lobte. Außerdem wurde bei „They Must Die Screaming“ und „Suffering Feeds Me“ explizit dem Nachfolger und Vorgänger am Mikrofon, Dave Hunt, gedankt. Die Truppe wirkte agil und zeigt Spielfreude, zockte Songs von „The Grand Leveller“ bis natürlich zur aktuellen Scheibe. Von leichten technischen Problemen ließen sich die Jungs nicht aus der Ruhe bringen. Da wurde ziemlich stark vorgelegt für den Headliner.

Apropos Dank an die Security: Seltsamerweise habe ich am gleichen Tag ein nettes Gespräch mit einem der Grabensecuritys geführt. Am anstrengendsten ist ihr Job, wenn man einfach nur im Graben herumsteht und die Bühne im Rücken hat. Logischerweise hat er als absoluten Stresstest Kataklysm genannt. Den worst case wollte ich gerne von ihm wissen und das hat er mit einem Brechen der Absperrung nach vorne in Richtung Bühne benannt, wenn von hinten einfach zu viel Druck entsteht und die Leute Panik bekommen.
Das Party.San-Publikum hat er aber in hohen Tönen gelobt. Alle sind nett (Ausnahmen gibt es natürlich immer), aber wenn sich Mal welche so sehr streiten, dass sie sich schlagen, dann wird es untereinander geregelt und die Security muss so gut wie nie eingreifen. Sowas kennt er von anderen Veranstaltungen auch ganz anders.

Die vorletzte Band hatte wie eben erwähnt sehr stark vorgelegt, dennoch haben DISMEMBER danach alles platt gemacht, was noch nicht kaputt war! Ca. 15 Minuten länger Umbaupause als geplant, um die technischen Probleme in den Griff zu bekommen, wirkten lang am Ende des Festivals, sind aber gut investiert, reichten aber leider nicht komplett aus.
DISMEMBER waren ja schon für 2019 bestätigt und der Tag an dem sie gespielt hätten ging mir tatsächlich sehr hart ab, aber das wurde jetzt nachgeholt! Sie sind wieder im Original Line-Up unterwegs, dürfen deswegen aber auch nur Songs spielen, die in diesem Line-Up aufgenommen wurden, also bis inklusive der Scheibe „Death Metal“! Ihr göttliches Debüt „Like An Everflowing Stream“ war mit 5 Songs am stärksten vertreten und auch die EP „Pieces“ war mit dem Titeltrack dabei! „Override Of The Overture“ eröffnete den blutigen Reigen und zauberte mir eine Gänsehaut im Fotograben! Vor 14 Jahren haben DISMEMBER bei ihrem letzten Besuch des Party.San das Debüt komplett gezockt, da war ich leider zu besoffen um das zu realisieren. Dieses Mal hat die Vernunft gesiegt und ich hielt mich zurück um zu genießen! Matti Kärki zockte mit patchverziertem Gipsarm und trotz sichtlich fortgeschrittener Alterung, gaben die 5 alles, keine Einschränkungen! Die technischen Probleme, die schon bei Benediction merklich wurden, steigerten sich leider, so lief ständig jemand auf die Bühne um Verkabelungen oder Verstärker zu checken. Das trübte die Freude ein wenig, aber sie überwog definitiv, endlich standen meine Könige des Death Metal wieder vor mir auf der Bühne, das limitierte T-Shirt war auch gesichert, alles gut! Die Pausen zwischen den Songs wirkten etwas lang, könnten aber auch mit der Technik zu tun gehabt haben! Egal, endlich habe ich DISMEMBER wieder live erlebt, was sich anscheinend auch viele andere gedacht haben, da es rappelvoll vor der Bühne und der Applaus nach jedem Song ziemlich kräftig war. Sehr guter Abschluß, eines sehr guten Festivals!
Bis nächstes Jahr!
Setlist: Override of the Overture, Reborn in Blasphemy, Bleed for Me, Pieces, Skin Her Alive, Of Fire, Skinfather, Misanthropic, Casket Garden, Soon to Be Dead, On Frozen Fields, Dismembered, Fleshless, Collection by Blood, Dreaming in Red

 

Auf dem Festival bereits für nächstes Jahr bestätigt: Kataklysm, Dying Fetus, Borknagar, Midnight, Tribulation, Endstille, Decapitated, Deströyer 666, Illdisposed, Gatecreeper, Yoth Iria, Impiety, Urgehal (yes!), Skitsystem, Graveyard, Postmortem, Suborbital, Mentor, Brutal Sphincter, Chaos and Confusion, Spearhead, Balmog + 2 für mich nicht lesbare und Headliner ist noch keiner dabei!
(hendrik, raphael, yves, lothar)