LIVEBERICHT

WALDGEFLÜSTER + FRANTIC DISRUPTION + NEOPHOBIC :: In-your-face Death Metal und eine naturbezogene Reise

Bericht über das Konzert von Waldgeflüster, Frantic Disruption und Neophobic am 26.10.2025 in Hannover
(Bericht und Photos by Domenico)

 


Die Bremer Death-Metal-Band NEOPHOBIC eröffnet den Abend. Die nicht mehr ganz jungen Musiker legen ein paar Minuten zu früh los und liefern einen Auftritt, über den man wenig zu sagen hat: keine endlosen und sinnlosen Ansagen, keine Verehrung des Alkoholkonsums, einfach nur in-your-face Death Metal im Stil der 90er, der uns 50 Minuten den Kopf hat mitwippen lassen. NEOPHOBIC erfinden gar nichts, sondern zeigen wieder einmal, dass gut gemachter Old-School-Death-Metal im Laufe der Jahrzehnte seine Grandiosität behalten hat.

 


Apropos Jahrzehnte: FRANTIC DISRUPTION feierte an diesem Abend sein 10-jähriges Bestehen mit einer Setlist, die speziell für den Abend zusammengestellt wurde. Es wurden sowohl alte Stücke gespielt, die die Band seit jeher begleitet haben, als auch neue Songs, die angeblich erst vor wenigen Wochen geschrieben wurden. Der Auftritt war praktisch eine Reise durch die Geschichte der Band, die dem Publikum zeigte, wie sie sich in den letzten zehn Jahren entwickelt hatte. Mal waren die Black-Metal-Einflüsse präsenter, mal die Progressive-Einflüsse, mal die reine Melodic-Death-Basis. Singender Bassist Gregor musste gegen Ende des Auftritts erwähnen, dass er zum ersten Mal Leute gesehen hat, die mitgesungen haben, was für ihn der Höhepunkt des Abends war. Alles in allem ein gelungener Auftritt, der einen gewissen Hype um das neue Album geschaffen hat.

 


Nun kommen wir zum Headliner des Abends: WALDGEFLÜSTER. Ich sollte theoretisch etwas über ihren Auftritt erzählen, aber das wird mir nicht leichtfallen, denn ich war auf einmal nicht mehr in Hannover. Als die Münchner die Bühne betraten, war ich auf einmal mitten in einem unberührten norwegischen Wald und musste die nächsten zwei Stunden dort verbringen, bevor ich wieder in den Klub teleportiert wurde. Während dieser Reise musste ich mich mit der Flora und Fauna des Waldes konfrontieren, mal durfte ich die Schönheit der Landschaften bewundern, mal musste ich gegen die Wölfe kämpfen, mal wurde ich von einem Schneesturm überrumpelt, mal erwähnte mich die Sonne, die zwischen Bäumen und Gesteinen drängte, mal verlor ich mich im Nebel, mal wäre ich fast in einem eiskalten See ertrunken, mal musste ich auf die höchsten Äste der Bäume klettern und zum Schluss wurde ich von der Göttin Freya höchstpersönlich geküsst, bevor ich – wie auch immer – wieder in Hannover erwachte. Ich weiß nicht, was die Barkeeperin mir in das Bier geschmissen hat, aber ich kenne genug Leute, die dafür gutes Geld zahlen würden.

Jetzt mal Butter bei die Fische: WALDGEFLÜSTER lieferte einen absolut unvergesslichen Auftritt, der ca. zwei Stunden dauerte und die naturbezogene Variante des Black Metal in ihrer ganzen Pracht zeigte. Inspirationsreiche Riffs, atmosphärische Melodien, kreischende Screams, melancholische Clean Vocals, poetische Texte und eine Bühnenpräsenz, von der viele Bands nur träumen können. WALDGEFLÜSTER bewies somit erneut, dass sie eine Band sind, die live noch besser wirkt als auf CD, die es auf jeden Fall verdient hat, gesehen und unterstützt zu werden. Es ist nämlich nicht zu fassen, dass diese Band nach 20 Jahren immer noch in den Schatten größerer Namen lebt.