LIVEBERICHT

UNZUCHT :: Im Zeichen des Dark Rock

UNZUCHT Live am 12.12.2015 im Checkpoint in Hohewarte / Alfeld. Support: NOX INTERNA und VEAGAZ

Bilder @ Caro & Text @ Michi

 

Das Checkpoint in Hohewarte ist einer jener Rockclubs, die es schon seit mehreren Jahrzehnten gibt und zum Glück dem Trend des Aussterbens der Landdiscos bisher trotzen kann. In der letzten Zeit finden in dieser sympathischen Lokation auch wieder vermehrt Konzerte statt und dies gilt es natürlich zu unterstützen. Der heutige Abend steht im Zeichen des Dark Rocks und mit den aus dem nahen Hannover stammenden UNZUCHT, NOX INTERNA aus Spanien und VEAGAZ hat man ein sehr interessantes Lineup zusammengestellt. Schön ist es zu sehen das dieses Event sich eines hohen Zuspruch erfreuen kann denn schon kurz nach Doors Open ist das Gelände rund um das Checkpoint komplett zugeparkt.

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Im Inneren ist eine angenehme Fülle zu vernehmen und mit dem pünktlichen Beginn der ersten Band VEAGAZ herrscht eine gute Atmosphäre in diesem alten Club. Die Band um den ehemaligen Bassisten von UNZUCHT Tom Schindler spielt am heutigen Abend als Opener einen dunkel inspirierten Indie Rock. Man selber beschreibt das als Batcave Blues oder Demon Swing, an Kreativität mangelt es also nicht. Die dreiköpfige Band arbeitet sehr gut an den Instrumenten und vor allem Bassist und Sänger Tom ist sehr interessant bei seinen energischen Aktionen zu beobachten. Das Stück „Black Coffin“ fällt mir besonders gut im etwa halbstündig andauernden Gig der Band auf, die sich an einen durchaus starken Zuspruch vom Publikum erfreuen kann. Guter Beginn des Abends, der die Zuschauer mit einem sympathischen und energischen Auftritt gut eingeheizt hat.

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Mit NOX INTERNA folgt eine Band aus Madrid die seit dem Jahr 2007 aktiv ist. Im Mittelpunkt dieser Band steht der sehr extrovertierte Sänger Richy Nox, der sowohl optisch als auch mit seiner Interaktion auf der Bühne sehr auffällig erscheint. So beginnt das Konzert beim Opener „The Rotten Wings Of Truth“ mit einem Tanz von Richy Nox mit einer grotesken Puppe und somit hat es die Band schon früh geschafft die Zuschauer mit optischen Reizen an sich zu binden. Die kleine Bühne ist jetzt rappelvoll mit dieser fünfköpfigen Band, vor allem im Font ist permanent Action durch die zwei Gitarristen, dem Bassist und Sänger Nox.

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Die Songs die präsentiert werden machen gut Stimmung und die Soundkulisse ist sehr massiv und dicht. Stücke wie „Rechazo de Suenos“ oder „Parasides“ zeigen wie viel Energiepotential man Live zu entfachen vermag. Aber immer stehen auch optische Reize im Vordergrund des Auftrittes. So werden einmal unzählige weiße Federn in die Luft gepustet, was im Lichtspiel der Scheinwerfer wirklich toll ausschaut. Auch das Nox im Laufe des Konzertes ein Bildnis von sich selber mit Farbe verunstaltet, später mit einer Schere zerkratzt und danach vollends zerstört, hat eine sehr skurrile misantrophe Wirkung. Man könnte sich schon Gedanken machen um die Gemütslage des Herrn Nox. Im Einklang zur Musik von „Kill Yourself And Be Reborn“ und „1984“ wirken diese Aktionen allerdings sehr bereichernd.

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Das Finale ist heute das Stück „Pray“, welches er mit einer hasserfüllten Message an seinen katholischen Onkel einleitet was schon eine gewisse Wirkung auf diejenigen hat, die seinen Ausführungen gefolgt sind. In Summe haben NOX INTERNA eine gute Show abgeliefert mit tollem Dark Rock / Bat Cave Sound und einer Show, die vielleicht nicht jeden Geschmack trifft, aber zumindest für Gesprächsstoff sorgt, und das ist ja auch schon ein Erfolg.

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Ebenso zügig wie bereits zuvor geht auch dieses Mal der Umbau der Bühne vonstatten und alles ist bereit für den Auftritt des heutigen Headliners UNZUCHT. Jetzt ist es richtig voll vor der Bühne und mit dem Erscheinen der Musiker von UNZUCHT und letztlich Sänger Daniel Schulz ist die Menge am kochen. Als erstes bekommen wir das Stück „Wir sind das Feuer“ geboten und sofort ist dieser ungemein dichte und kräftige Sound zu spüren. Vor allem die starken Drumms wirken sehr präsent, aber auch die Gitarre und der Bass wirken sehr intensiv und präzise.

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Besser als bei den Bands zuvor kommt auch die Stimme zur Geltung. Der Frontmann erweist sich als echte „Rampensau“ denn er ist extrem präsent und stark im Umgang mit den Zuschauern. Mit dem älteren Stück „Todsünde 8“ wird richtig Gas gegeben und das Metal Brett begeistert die gut gefüllte Halle des Checkpoint. UNZUCHT schaffen es die typische Härte der „Neuen Deutschen Härte“ mit sehr gut funktionierenden Melodien zu kombinieren. Bestes Beispiel ist der Track „Seelenblind“ vom aktuellen Album, bei dem ein total eingängiger Refrain sofort die Menge ergreift und jeden zum Mitsingen verführt. Alle Stücke werden sehr frenetisch angefeuert, fast hat man das Gefühl als ob UNZUCHT hier ein Fanclubtreffen arrangiert hätten. Einen solch starken Zuspruch hatte ich nicht erwartet.

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Das Song Setting ist heute sehr ausgewogen und ältere Stücke wie „Schwarzes Blut“ sind im absoluten Einklang mit den Neuen wie „Ikara“. Sehr gut funktioniert die Band wenn es entweder um sehr eingängige Melodien geht oder um kraftvolle Metalattacken. „Unendlich“ kommt grandios durch seine krassen Tempowechsel, die schnellen Parts sind der Hammer und total durchdringend. UNZUCHT haben sich heute richtig viel vorgenommen und man merkt ihnen den Spaß an, den sie bei diesem Auftritt haben. Daniel lässt es sich auch nicht nehmen im Zuschauermeer zu diven und sich durch die Mengen tragen zu lassen. Schön wenn heutzutage Musiker noch diese Nähe zu den Anhängern pflegen. „Neugeboren“ und „Kleine geile Nonne“ sind weitere Stücke die auch heute nicht fehlen.

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Erst nach 14 Stücken ist es dann soweit, das sich UNZUCHT zu einer Zugabe bitten lassen. Aber die Argumente der Fans sind überzeugend und so kommt man in den Genuss weiter den lauten und intensiven Sound von UNZUCHT ausgesetzt zu sein. „Schweigen“ vom neuen Album ist eine tolle Fortführung des Auftritts der noch durch einige weitere Stücke wie „Deine Zeit läuft ab“ abgerundet wird, bevor man sich dann letztlich vor den Gästen verneigt und sich für die überwältigende Unterstützung bedankt.

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Dieser Abend hat sich definitiv für alle Beteiligten gelohnt. Die Fans haben tolle Musik gehört, die Musiker hatten wirklich gute Zuschauer und das Checkpoint hat die Hütte voll bekommen. Besser geht es doch nicht und entsprechend zufrieden wirken auch alle Gesichter in die man blickt. Nach ihren Auftritten zeigen die Musiker keine Berührungsängste und geben zahlreiche Autogramme und geben sich für die inzwischen unverzichtbaren Selfiewünsche hin. Ein rundum gelungener Abend für alle! Auf hoffentlich bald mal wieder,…(michi)