LIVEBERICHT

STONED FROM THE UNDERGROUND :: Love, Peace and Happiness


vom 07.07. bis 09.07.2011
Alperstedter See, Erfurt-Stotternheim

u.a. mit DxBxSx, MONSTER MAGNET, EYEHATEGOD, JEX THOTH, VALIENT THORR, CHURCH OF MISERY, THE EGOCENTRICS, MY SLEEPING KARMA, GLOWSUN

Info: www.caligula666.de

 

Bevor ich euch von dem musikalischen Teil erzähle, möchte ich mich etwas über das Festival an sich ausquatschen: Das STONED FROM THE UNDERGROUND fand dieses Jahr bereits zum elften Mal statt und der Zuspruch an Fans wird jedes Jahr größer. Das liegt zu 100% an der Arbeitsweise der Veranstalter, denn die Qualität der Bands wurde über die Jahre immer besser und die Organisation ist in diesem Jahr (meinem ersten) allerfeinste Sahne. Egal ob du mit der Crew, der Security oder dem Bierstandpersonal gequatscht hast, du hast nur Leute getroffen, die immer nett und hilfsbereit waren. Das Gleiche gilt aber für sämtliche Besucher, denn Stress gibt es hier nicht, sondern drei Tage Love, Peace and Happiness.

 

Als wir am Donnerstag Mittag ankommen, ist der Campingplatz auf dem Acker noch schön frei, was sich aber bereits bis zum frühen Abend ändern soll, denn immer mehr Fans reisen bereits am Donnerstag an, um sich den kostenlosen (!!!) Einstieg ins Festival-Wochenende zu gönnen.

 

Auf dem Festivalgelände, welches gut überschaubar ist, fällt auf, dass es (zum Glück) nur eine Bühne gibt, so dass es nicht zu Überschneidungen kommen kann. Überhaupt ist das Gelände groß genug für alle Zuschauer, die auch permanent zahlreich vor der Bühne stehen werden und so den auftretenden Bands einen würdigen Rahmen bescheren werden. Man merkt halt, dass die Leute kommen, um die Musik zu feiern.

 


Den Startschuss feuern GRANT NATIONAL ab. Groovige Rockmusik mit einer dezent punkig-hardcorig-noisigen Schlagseite wird abgeliefert, und die Mucke geht richtig gut ins Ohr, was an den großartigen Gitarrenparts liegt. Für einen Song holt man sich noch einen Gastmusiker auf die Bühne, der mit Gesang und Mundharmonika den Auftritt veredelt und dafür sorgt, dass die Fans vor der Bühne schon mal richtig scharfgemacht werden. Ich finds gut und GRANT NATIONAL dürfen sich freuen, das Festival so großartig eröffnet zu haben.

 


Leider freut sich der Wettergott nicht wirklich mit uns, denn er dreht jetzt die Schleusen auf und pünktlich zu meinen Favoriten des Wochenendes DxBxSx (sprich: Drive by Shooting) regnet es aus allen Rohren. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis keinen, den ich nicht schon mindestens ein Mal mit dem Album „Zugriff“ belästigt habe und sogar Arbeitskollegen habe ich damit bereits malträtiert. DxBxSx sind auch der Auslöser, der uns dazu gebracht hat, mal das STONED FROM THE UNDERGROUND zu besuchen und diesen „Rat“ werden wir in den nächsten Tagen keinesfalls bereuen.

Die Band ist in Sachen Rotz und Energie beinahe einzigartig auf dem Festival und wird ihrer Rolle als beste Schweinerockband vorm Herrn auch mehr als gerecht. Wenn man sieht, wie die drei Typen auf der (in diesem Falle viel zu großen) Bühne abgehen, kannst du erahnen, was es bedeutet, die Band mal in einem kleinen Club erleben zu dürfen! Energie pur! Als Zuschauer hat man den Eindruck, die Band kommuniziert miteinander und das hast du nur bei richtig organischen Bands. Bassist Timo ist permanent in Bewegung, post wie Sau mit seinem Bass und sorgt neben den geilen Bassläufen auch für die Backingvocals und zusammen mit Trommeltier Steven für den unwiderstehlichen DxBxSx-Groove.

Neben modernen Klassikern wie „Zugriff“, „Ich brenne“, „New Beat“, „Hartz IV oder Superstar“, „Rauchwehr“ haben sich auch das englische „Biggest One“ eingeschlichen, welches mit einem geilen langen Gitarrenpart glänzt, dass dafür sorgt, dass Angel von nun an nicht mehr nur als Sprachrohr der Raucher, sondern auch als Gitarrengott gefeiert werden wird. Ein neuer Track namens „Echte Männer“ findet auch noch Platz in den 45 Minuten und reiht sich nahtlos in die Riege der Superhits ein.

Leute, das war richtig fett und sorgt dafür, dass Kathi und ich der Band noch mehr verfallen sind, als ohnehin schon und der Wunsch, die Band mal in einer kleinen Location sehen zu können, wird definitiv ganz oben auf dem Wunschzettel des Lebens notiert.

 


Die hässlichen, bärtigen Männer von VALIENT THORR haben trotz des Wetters keine Mühe, die Leute in den Regen zu locken und das zu recht! Abgefahrene Mucke, die irgendwo zwischen Heavy Metal, Rock′n′Roll und Wahnsinn angesiedelt ist, mit Melodie und Witz und Hits wie „Double Crossed“ oder Heat Seeker“ sorgt auch im Regen für gute Atmosphäre und eine ausgelassene Partystimmung. Hingucker ist natürlich Frontmann Valient Himself, der mich  mit seinen Dauerlaufeinlagen immer irgendwie an 80er-Jahre-Aerobicvideos erinnert. Neben einer akkuraten Gesangsleistung heizt er das Publikum auch immer weiter an, bis man schlussendlich die Show als Erfolg verbuchen muss.

 

Definitiv ein Highlight, auch wenn ich nass bis auf den Schlüpper bin und mir deswegen lieber den Weg ins Basiscamp gebe, als den letzten Act KARMA TO BURN zu schauen. Aber im Zelt sitzend haben wir feinsten Sound (was auch erklärt, warum unsere Zeltnachbarn sich anscheinend nur selten vor die Bühne begeben) und ich muss sagen, dass das, was ich höre, sehr geil kommt. KARMA TO BURN zocken ihre Instrumental-Mucke solide runter und sind eine der ersten Bands, die auf diesem Festival ohne Sänger auskommen. Aber an diesem Wochenende werde ich noch lernen, dass Musik nicht unbedingt einen Sänger braucht, um zu dir zu sprechen.

 

 

 

 

 

 

Nachdem der Vortag ja sehr feucht war, richten sich die Blicke erst mal gen Himmel und am Morgen sieht es gar nicht mal so gut aus. Glücklicher Weise werden die Wolken vertrieben und machen der Sonne Platz. Die Sonne sorgt in den nächsten Stunden für verbrannte Haut und rote Nasen, aber was soll′s, besser als nasse Füße. Die nächsten Stunden bis zum Beginn des zweiten Tages bringen wir mit Entspannen und Chillen im Basiscamp hinter uns, bis am frühen Abend die erste Band die Bühne erklimmt. Wer mich kennt, weiß, dass  stillsitzen nicht gerade zu meinen Tugenden gehört und entsprechend anstrengend ist das Nichtstun für mich.

 


Die Eröffnung des zweiten Tages überlässt man MARANT, die mit ihrem fetten Wüstenrock in Sinne von KYUSS oder UNIDA die noch feuchte Wiese völlig plattwalzen. Sympathisch rifft sich die Band durch ihre 40 Minuten und ist die Band, die ich auf diesem Festival am ehesten mit mit KYUSS vergleichen würde, was aber in Ordnung ist, denn die Qualität stimmt und die Performance ist völlig ok. Jede der Bands, die an diesem Wochenende spielt, wird euch garantiert noch mehr killen, wenn man sie in einer kleinen Bude sehen kann mit nebliger Lightshow, aber da wir auf einem Open Air sind, sind auch alle zufrieden, dass die Wüstensonne unsere Haut rot färbt, während wir uns dem tierischen Groove hingeben. Starker Gig und die Band sollte man im Auge behalten.

 


Nach der MARANTschen KYUSS/UNIDA-Vollbedienung legen THE EGOCENTRICS eine Klangteppich aus, der mir richtig gut gefällt. Auf der Bühne stehen drei Mikros und die Jungs aus Rumänien spielen ein irre langes Intro. Und noch eins. Hey, die Mikros sind ja nur Fake und schon mal für die nächste Band aufgestellt, denn rein Instrumental geht es auf einen Trip, der seinesgleichen sucht. Sphärische Gitarren, hypnotische Bassläufe und ein treibendes Drumming schaffen es durch geschickte Variation der Zutaten über die gesamte Spielzeit von 40 Minuten zu begeistern. Dass es bei dieser Art von Musik nicht erstrangig um Songs, sondern um Emotionen und Atmosphäre geht, ist klar und ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele Songs gespielt werden, aber dass es ein unglaublich starker Trip ist, werde ich wohl nicht vergessen. Geil ist auch, dass die Musik am helllichten Tag funktioniert, was ebenfalls für die Qualität der Musik sprechen dürfte. Diese Band setze ich auf meinen Einkaufszettel und die Beobachtungsliste nach ganz oben.

 


Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wenn ich sage, dass COOGAN′S BLUFF mir echt nicht gefallen, ist das nicht höflich. Sind sie ja auch nicht schlecht, denn sie sind, wie Kathi mir erklärt, halt anders. Aber dennoch läuft die Mucke volles Brot an mir vorbei. Es könnte aber auch an dem Saxophon liegen, denn ich mag kein Saxophon. Oder an den Hotpants des Bassisten, denn ich mag keine Hotpants an Bassisten. Ich werde im Laufe des kompletten Gigs nicht warm mit den Songs oder vielleicht bin ich von den EGOCENTRICS noch so hin und weg, dass mir der gradlinige Jam-Rock irgendwie nicht ins Ohr will. Schade, aber nicht zu ändern.

 


Aber als nächstes kommen JEX THOTH auf die Bühne. Einmal durfte ich sie bereits erleben und es hatte mich weggeblasen und dementsprechend habe ich mich auf ein Wiedersehen sehr gefreut. Während des Aufbaus fällt mir allerdings auf, dass die Orgel fehlt! Hallooo? Wer hat die Orgel gemopst? Ein nicht geringer Bestandteil des JEX THOTH-Sounds ist die Monsterorgel, aber nun gut, wir können es nicht ändern. Ich muss sagen, dass die unglaublich starken Songs allerdings auch ohne Orgel funktionieren, was sicherlich an den unglaublich guten Gitarrensolos liegt, die aus dem Ärmel geschüttelt werden.

Aber nun gut, ein besonders großer Anteil am Gelingen der Show ist auch dem sirenenhaften Auftreten von Jex Thoth persönlich geschuldet. Erstens einmal ist sie wunderhübsch, zweitens untermalt sie den okkulten Rock eindrucksvoll und drittens hat sie eine wunderbare Stimme. So ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass Songs wie „Nothing left to die“ oder „Raven nor the Spirit“ zu unsterblichen Hymnen werden. Auch ohne Lightshow eine absolute Empfehlung, aber wenn möglich irgendwann wieder mit Orgel!

Nach dem Gig kann man die Band am Merchandise-Stand treffen und hübsche Frauen sind ja oftmals Zicken, aber Jex Thoth und ihre Kollegen entpuppen sich als hochgradig nett und liebenswürdig, die für jeden ein offenes Ohr haben und sie erklärt, dass der Organist „verschwunden“ ist. Up and away…als ich ihnen noch ein besonders gelungenes Foto des Bassisten zeige, haben sie alle ihren Spaß damit und ziehen ihn erst mal ordentlich auf. Soviel zum Thema Fanfreundlichkeit! Ganz groß!

 


COWBOYS AND ALIENS
kicken mich danach mal wieder nicht sonderlich. Der Rocksound klingt mir im Vergleich zu den anderen Bands etwas zu mainstreamig und kann keine wahre Begeisterung in mir auslösen, auch wenn ich sagen muss, dass Frontmann Henk sich wirklich ins Zeug legt und auch einen Großteil der Massen begeistern kann und die Riffs ganz ordentlich braten. Ich hätte gar nicht gedacht, das so rockige Musik aus dem schönen Brügge stammen kann, aber im Vergleich zu den anderen Bands kann man sich nicht entscheiden absetzen.

 


Alles andere als schön sind dann aber EYEHATEGOD. Die asozialen Fucker um Mike Williams (v), Jimmy Bower (g), Brian Patton (g), Joey LaCaze (d) und Gary Mader (b) vertreiben mit ihrem dunklen Southern-Sludge-Doom einige Leute in ihre Zelte, aber ich finde es richtig geil! Kennt jemand EYEHATEGOD nicht? Sie kamen Anfang der Neunziger raus, ungefähr in der Zeit als die anderen Asozialen von MINISTRY ebenfalls begnadeten Krach machten und vom Assi-Faktor her waren sich beide Bands ebenbürtig. Während MINISTRY allerdings den Elektrofaktor ins Spiel brachten, haben sich EYEHATEGOD für einen anderen Weg entschieden, nämlich den des Southern-Sludgecore. Unbedarften würde ich erklären, dass sie so klingen, als würden DOWN ihre düstersten Koks-Fieberträume aufnehmen. Dass man keine Familienunterhaltung erwarten kann ist klar, wenn man die Bande bucht und sie macht ihrem Ruf mit der geilen Show auch alle Ehre. Man hetzt gegen die Polizei, bittet die Leute darum Geld auf die Bühne zu werfen, was man dann auch tut, allerdings sind Mike die Scheine lieber, aber die fliegen nicht so gut über den Fotograben. Die Videoshow im Hintergrund ist auch bestenfalls FSK 18 und besteht aus lecker verstörenden Bildern, die die Musik perfekt untermalen. Diese Bande mal in einem kleinen Club sehen? Das wär eine neue Definition von „intensiv“. Auf Dauer geht einem das Geschrei zwar etwas auf die Ohren, aber man will ja keinem gefallen müssen. Jimmy Bower ist übrigens auch bei DOWN aktiv, aber dort als Drummer, das nur mal so am Rande. An der Klampfe gibt er mit Brian ein geiles Gespann ab und man nimmt ihm den wütenden Watz glatt ab und die fetten Grooves von Joey und Gary bringen das Publikum schwer in Bewegung.

Da die Herrschaften momentan mit CHURCH OF MISERY auf Tour sind, bittet man Sänger und Gitarrist gleich mal auf die Bühne, um ein, zwei Songs mit ihnen zu spielen. Besonders auffällig ist, dass EYEHATEGOD wirklich Spaß daran haben und bereitwillig Platz machen.

Dunkel, intensiv und verstörend. Das sind EYEHATEGOD Anno 2011. Also alles beim Alten und das ist gut so! Ich finde, dass sie ein würdiger Headliner sind, auch wenn einige das sicherlich anders sehen werden, weil die Band etwas aus dem Rahmen fällt und die dunkle Seite verkörpert und so einen hammerharten Kontrast setzt. Geil!

 


Aber nach EYEHATEGOD kommen ja noch MY SLEEPING KARMA! Leider sind wird schon auf dem Weg ins Basiscamp und können den Sound im Zelt sitzend nur hören, aber das reicht uns völlig und Kathi ist heute noch ganz begeistert. Etwas TOOL, viel spaciger Psychedelic-Rock und noch mehr Atmosphäre sorgen für einen gelungenen Ausstieg aus diesem Tag. Die Ansagen kommen vom Herzen und die Band freut sich sehr, dass noch so viele Leute vor der Bühne ausharren, um sich die Band anzuhören. Zusammen mit THE EGOCENTRICS haben wir hier zwei der feinsten Instrumental-Space-Psychedelic-Bands an einem Tag gehabt und MY SLEEPING KARMA wird mir von nun an immer im Hinterstübchen herumspuken.

 

Eine Aftershowparty gibt es auch und die läuft bis in die Puppen und man hört, dass die Teilnehmer viel Spaß an der Aktion haben.

Die Zeit bis zum offiziellen Start des dritten Tages wird von der Blaskapelle des Ortes überbrückt, die mit Evergreens wie „Schneewalzer“ oder „Lustig ist das Zigeunerleben“ dem Festzelt Leben einhaucht und dankbar von uns angenommen wird. Lustige Idee, die wieder einmal zeigt, dass es zwischen Alt und Jung und den verschiedenen Musikformen keine Berührungsängste bestehen müssen. Die restliche Zeit genießen wir am Bus und erkennen eine universelle Weisheit: HINTER dem Bus ist VOR dem Bus. Denn auch wenn der große Typ vom Bus nebenan denkt, dass man sich HINTER dem Bus mal die Kimme mit einem Feuchttuch sauberrubbeln kann, steht er doch auch VOR dem Bus und somit in unserer Sichtweite. Danke auch für diesen Anblick!

 


GRANDLOOM
werden Opfer der Tatsache dass es die erste Band des Tages ist. Allerdings nur bei mir, denn als ich im Laufe des Gig vor der Bühne aufschlage, bin ich erstaunt, wie viele Leute sich schon aus ihren Zelten gepult haben. Respekt! Davon können die Opener auf anderen Festivals sicherlich nur träumen! Der psychedelische Rock trägt auch (wieder ohne Sänger) dazu bei, dass es einem ganz wohlig wird und man genüsslich in den Tag trippen kann. Nicht ganz so zwingend wie THE EGOCENTRICS oder MY SLEEPING KARMA vom Vortag, aber trotzdem sehr gut. Dass auf der Bühne nicht viel passiert ist man ja nun schon gewohnt und das macht auch nichts, denn viele stehen mit verschlossenen Augen vor der Bühne und lassen sich von der Musik wegtragen. Oder von irgendwas anderem.

 


PLANET OF ZEUS
sind netter Stoner Rock′n′Roll aus Griechenland, aber ich bin ehrlich: der Wiedererkennungswert liegt irgendwo bei Null bis Nullkommafünf. Vielleicht hätte man die Euro-Schmeiß-Aktion vom gestrigen Abend wiederholen sollen, aber die Jungs können ja nichts dazu, dass ihr Land pleite ist. Allerdings wird die Mucke der Band nicht zwingend dafür sorgen, dass man seine Euros nach Athen trägt. Aber es muss einem an einem Wochenende mit 19 Bands ja nicht alles gefallen.

 


GLOWSUN
fügen sich wieder in die Riege der ganz starken Bands ein und präsentieren ihren Mix aus chilliger Atmosphäre und Dampfhammerriffs in Perfektion. Der Gesang beschränkt sich auf das Nötigste und die orientalischen Parts in Verbindung mit  PINK FLOYDschem Gefühl sind wie gemacht für einen entspannten Nachmittag und das sehen die wirklich zahlreich erschienenen Fans ganz genauso. Aber auch hier kann man nicht viel über die Show schreiben, denn die findet grundsätzlich nicht statt, sondern man sieht drei hingebungsvolle Franzosen auf der Bühne, die sich ihre Seele freispielen. Aber das reicht, denn wenn etwas „echt“ ist, ist es perfekt, wie es ist.

 


LONELY KAMEL
kenne ich von CD und freue mich deshalb besonders auf die Band und wie erwartet werde ich nicht enttäuscht, denn sie bringen uns den Stoner Blues mit und heben sich dadurch etwas vom Großteil der Bands ab, wie ich finde. Allerdings haben wir nun auch unseren biologischen Tiefpunkt erreicht und wollen uns mit Nahrung in fester (endlich) und flüssiger (noch mehr) Form versorgen, wodurch sowohl LONELY KAMEL, als auch SUNGRAZER nicht unsere ungeteilte Aufmerksamkeit erhalten können. Bei SUNGRAZER kann man aber die psychedelischen Gitarren und kleinere Feedbackorgien genießen, was ziemlich gut rüberkommt, wenn man das Essen in sich reinschaufelt.

 


Aber wir brauchen unsere Kraft, denn als nächstes kommen CHURCH OF MISERY und sie ist eine der Bands, auf die ich mich am meisten gefreut habe und ich werde nicht enttäuscht! BLACK SABBATHs böse Cousins aus Japan treten der Menge in den Arsch, dass es nur so raucht. Während viele Bands des Festivals ohne Sänger ausgekommen sind und dabei eine ordentliche Figur abgegeben haben, ist der Frontmann Neggy hier der absolute Hingucker und der Inbegriff der Rampensau! „Hummeln im Hintern“ ist hier dezent untertrieben, denn Neggy tanzt, springt wie ein Derwisch, beschwört gestenreich das Publikum klettert auf die Boxen, nur um sich eine Dröhnung an der Bassbox zu holen und er lebt die gesungenen Zeilen regelrecht. Naja, nicht wirklich, handeln doch die Texte von CHURCH OF MISERY vornehmlich von kaputten Serienkillern, aber dank der Mimik und Gestik hat man nicht nur was für die Ohren, sondern auch was auf die Augen. Bassist Tatsu steht ihm aber in nichts nach und ist der zweite Aktivposten der Band, der für Unterhaltung sorgt. Ich glaube, ich habe noch nie einen so tiefhängenden Bass gesehen, wie bei ihm. Gitarrist Kensuke hingegen versteckt sich lieber hinter seinen Haaren, wenn er die Monsterriffs aus der Gitarre zaubert. Musikalisch gibt es das volle Brett: Fiese Riffs, der manische Gesang und die geilen Soli, die dich in eine Parallelwelt katapultieren, in der BLACK SABBATH wütende, kleine Asoziale sind, die ihrer unbändigen Wut musikalisch Ausdruck verleihen. Den Status, den die Band genießt erkennt man daran, dass sich im Publikum viele Musiker der anderen Bands wiederfinden, um sich den Gig auf keinen Fall entgehen zu lassen. Das war mal richtig stark, auch wenn der Gesang auf Dauer eintöniger aus den Boxen kommt, wie auf den Alben!

 


MONSTER MAGNET
werden mich erst davon überzeugen müssen, dass man sie hier zu Recht als Headliner gebucht hat. Zu durchschnittlich waren die letzten Outputs und der Zenit scheint schon lange überschritten zu sein und als ich beim Auftritt von CHURCH OF MISERY einen Dave Wyndorf-Lookalike im Publikum sehe, muss ich erst mal schmunzeln, denn derjenige, der dem Spacelord so ähnlich sieht, wiegt ca. 30 Kilo mehr als gedacht. Als die Band dann endlich die Bühne betritt, ist aber klar, dass es der Space Lord Motherfucker höchstpersönlich war! Schräg!

Bei mir punktet die Band dann mit einer lässigen Selbstverständlichkeit, einer ehrlichen Freude und einem natürlichen Verhalten, welches keineswegs dem eines abgehobenen Rockstars entspricht. Die Musik sorgt dann noch dafür, dass man halt merkt, dass hier Profis am Werk sind, denn tight und gut aufeinander eingespielt rocken die Herren den Gig runter, dass auch meine letzten Reserven nochmal aktiviert werden! Die Songs der letzten Alben gehen ebenfalls gut ins Ohr und man erkennt erst einmal wieder den Stellenwert einer guten Liveband. Dave zieht sich bei den vielen Instrumentalpassagen gerne aus der ersten Reihe zurück, überzeugt zwischendurch aber immer wieder als guter Frontmann, der es versteht, mit der Menge zu kommunizieren. Und wenn man denkt, dass man viel Technik und Gedöns benötigt, um eine Headlinershow auf die Beine zu stellen, sollte mal genau hingucken: Nebel und farbiges Licht ist alles was man braucht, um eine klassische Konzertatmosphäre zu kreieren. Vielleicht ist es dem einen oder anderen etwas zu wenig, aber ich finde es geil. Die Fans gehen ebenfalls komplett steil und Höhepunkt ist natürlich das wohlbekannte „Space Lord Motherfucker“, bei dem alle Dämme brechen.

Meine Bedenken, ob sich MONSTER MAGNET über 90 Minuten ertragen lassen sind jedenfalls nach dem Gig verflogen wie der Rauch einer Sportzigarette und ich bin bekehrt. Starker Gig!

 


Als Absacker steigen dann noch VIBRAVOID auf die Bühne, die laut Eigenwerbung „Europe′s Number One Psychedelic and Acid Rock Band“ sind. Schlecht ist der Acid Rock der Band nicht, aber ich schiebe es mal auf drei Tage Vollgas, dass ich nicht mehr so begeisterungsfähig bin und nach 18 Bands ist man auch irgendwann etwas satt. Somit tragen uns die Klänge zu unserem Basiscamp und sorgen dafür, dass wir noch eine ansprechende Unterhaltung haben, als wir uns jetzt schon von dem Tag verabschieden.

Die Aftershowparty läuft wieder bis in die Puppen und ich beneide die jungen Leute um ihre Ausdauer.

 

 

 

Das Festival ist nun vorbei und als Fazit kann ich nur sagen: Perfekt.

Jeder hatte Spaß, die Bands waren handverlesen und gut, auch wenn mir nicht jede Combo gefallen hat, aber das ist ja wohl normal.

Die Orga war hervorragend, Essen und Trinken reichlich und lecker, auch wenn es einige Engpässe in der Versorgung gab, die dann längere Wartezeiten zur Folge hatten. Allerdings es gab auch ausgefallene (vegetarische) Sachen zu essen und einen Absinth-Stand (mmmh, lecker) und einige Plattenhändler, die mich beinahe um mein komplettes Erspartes gebracht haben.

Die Dixies waren ebenfalls ausreichend vorhanden und lediglich bei den Duschkabinen und dem Wasserklosett könnte man mengenmäßig noch etwas nachhelfen. Ach ja, und Kathi hat bemängelt, dass die zahlreichen Damen keine Accessoires käuflich erwerben konnten, aber vielleicht gibt′s ja im nächsten Jahr ein kleines IKEA-Zelt und ein H&M-Büdchen, wer weiß?

Ich wünsche den Veranstaltern jetzt die Weisheit, richtig mit der Zukunft umzugehen. Wird man aufgrund des gelungenen Festivals und der gestiegenen Zuschauerzahlen jetzt expandieren oder bleibt man in dieser Größenordnung stehen, um die Atmosphäre zu retten?! Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass dieses Jahr das Festival absolut gelungen ist und die meisten auf jeden Fall wiederkommen werden. Gratulation!

Übrigens könnt ihr einen guten Eindruck vom Festival bekommen, wenn ihr euch das Video anschaut: http://youtu.be/UzDAEC-qcxo

(chris).