LIVEBERICHT

AUTUMN MOON FESTIVAL 2017 :: Zu Besuch beim Rattenfänger

3. AUTUMN MOON FESTIVAL am 13.10. und 14.10.2017 in Hameln mit FRONT242, Joachim Witt, Peter Heppner, Suicide Commando uvm

Bilder @ Caro / Text @ Michi

 

Zum dritten Mal läd die Rattenfänger Stadt Hameln zum Autumn Moon Festival ein. Das gewagte und mutige Projekt wird somit weitergeführt. Auch in diesem Jahr dienen die große Rattenfängerhalle, die Sumpfblume und ein Weserschiff als Bühnen für die Konzerte, parallel findet zudem noch der Mystik Halloween Markt am Weserufer statt auf dem man allerhand Gaukler, Handwerker und eine weitere Musikbühne besuchen kann. In Summe also ein sehr reichhaltiges und buntes Treiben.

Das dieses Festival bereits am frühen Freitagnachmittag beginnt, stellt mich und sicherlich so manchen anderen Berufstätigen vor logistischen Probleme. So ergibt es sich dann halt, dass ich mit dem Eintreffen gegen 18:30 Uhr schon einige Bands verpasst habe. So ist der erste Weg dann direkt in die Rattenfängerhalle in der in Kürze der Auftritt von FADERHEAD ansteht.

Die Hamburger sind als kurzfristiger Ersatz für die eigentlich geplanten KITE eingesprungen. Das Konzert von FADERHEAD bietet den typischen Beat lastigen Electro wie man ihn von dieser Combo kennt, Sänger Sami ist energisch wie eh und je und kann die gut, aber nicht vollständig, gefüllte Halle in Bewegung bringen. Eine gute Mischung aus neuen Stücken und bekannten älteren Partykrachern lassen den 45 Minuten andauernden Auftritt als gelungen bezeichnen.

  

Inzwischen ist die Dämmerung eingetreten und der Markt im Freien bekommt einen ganz besonderen Charme. Auf der kleinen Bühne kann man die Pirate Folk Band BRIGADA PIRATA sehen und mit ihr feiern, überall brennen kleiner Feuer und an jeder Ecke riecht man lecker Köstlichkeiten. Der Besuch in der Sumpfblume fällt kurz auf, denn die ist komplett gefüllt. Scheinbar erfreuen sich STONEMAN einer großen Beliebtheit um diese allerdings weitaus kleinere Halle restlos zu füllen.

Zurück in der Rattenfängerhalle gilt es nun auf den Auftritt von JOACHIM WITT zu warten. Hier fällt mir erstmals negativ auf, das die Umbauzeiten auf der Bühne doch enorm lang angesetzt sind. 45 Minuten empfinde ich doch als stark verbesserungswürdig. Nun diese Zeit geht dann auch irgendwann einmal zu Ende und man merkt das der inzwischen schon 68 Jahre alte Held der Neuen Deutsche Welle viele Fans hat, die ihn heute sehen möchten. Die Halle hat sich inzwischen sehr gut gefüllt als JOACHIM WITT mit seiner Band die Bühne betritt. Er ist sehr darum bemüht seine Zuschauer zu unterhalten, denn gefühlt ein Drittel der ihm zugesprochenen Spielzeit nutzt er für Ansprachen.

   

Aber es gibt auch Musik zu hören, neuere Stücke die spürbar vom Herbst seiner Lebenszeit inspiriert sind, aber auch unverzichtbare Titel die „Die Flut“ oder natürlich seinem „Goldenen Reiter“.  Ich muss sagen, dass ich der Musik von ihm schon lange keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt habe. Doch ich muss sagen das es sehr angenehm war mal wieder der Musik zu lauschen, auch wenn mich persönlich die viele Redepausen gestört haben. Aber die Zuschauer sind merklich zufrieden und zollen dem Auftritt einen würdigen Applaus.

Nun wieder 45 Minuten Pause und so wird die Zeit nochmals genutzt um das bunte Mittelalterliche Treiben auf den Markt auf sich wirken zu lassen. Auf der kleinen Bühne spielen inzwischen die Pagan Folk Musiker von WALDKAUZ die bereits Stammgäste auf diesem Festival sind. Den Weg in die Sumpfblume spare ich mir, da ich rechtzeitig zum Auftritt von FRONT242 in guter Position stehen möchte. Dies allerdings ist merklich weniger ein Problem, denn noch kurz vorm geplanten Beginn ist recht viel Luft in der Halle, sodass dieses Stressgefühl unnötig gewesen ist. Tatsächlich sind es dann als die belgischen EBM Helden die Bühne erstürmen etwas weniger Zuschauer in der Halle als beim vorherigen Programmpunkt, hätte ich so nicht erwartet.

Aber egal, denn mit „Happiness“ beginnen FRONT242 sogleich mit einem Klassiker. Schnell ist zu hören das heute die modernere Interpretation der Songs auf dem Programm steht, wie es einst mit der „Re-Boot“ sensationell erschaffen wurde. Sehenswert wie Jean-Luc De Meyer und Daniel Bressanutti gemeinsam auf der Bühne agieren und einen Klassiker nach dem anderen raus hauen. Doch man nimmt sich auch Zeit für ruhigere und weniger bekannte Songs. Doch mit „Body To Body“, „Don`t Crash“ oder natürlich „Headhunter“ werden die Electro Heads in Hameln am meisten in Action gebracht. Genial ist das man bei der Zugabe neben „Hey Poor“ auch den Uralt Klassiker „Operating Tracks“ bringt der inzwischen ja schon 35 Jahre auf dem Buckel hat. Leider haben die Jungs heute nicht soo viel Bock zu spielen oder die auf dem Timetable ausgewiesenen 90 Minuten Spielzeit waren nicht so vereinbart. Letztlich verschwinden FRONT242 nach 70 sehr guten Minuten die Halle. Schade, ich hätte mich noch auf den einen oder anderen Song auf ihrem schier unendlich Pool an Hits gefreut.

    

An dieser Stelle endet dann auch die Berichterstattung vom ersten Tag vom diesjährigen AUTUMN MOON. Leider konnte ich nur drei Bands intensiver begutachten, aber morgen wird es bestimmt besser.

Samstag 14.10.2017

Als ich am Samstag am späten Nachmittag das Gelände am Weserufer aufsuche ist spürbar mehr Treiben auf dem Markt als am Freitagabend. Schön ist, dass man den Markt kostenlos besuchen kann auch wenn man nicht direkt zum Festival möchte. Das erste musikalische Erlebnis heute sind LETZTE INSTANZ, die gerade ihren Auftritt in der Rattenfängerhalle begonnen haben.

 

Die Band aus Dresden hat sich in den letzten 20 Jahren viele Sympathien erspielt und auch heute können sie sich über viel Zuspruch erfreuen. Die Mischung aus melodischem Rock und Folk kommt immer wieder sehr gut an. Durch durch Violine und Cello wird das Bandbild optisch angereichert, sodass es jede Menge Action auf der Bühne zu beobachten gibt.

  

Auf dem Markt mit lecker Hanftasche gestärkt kann es nun zum heutigen Highlight für mich gehen, denn es steht der Auftritt der belgischen Terror-Electro Band SUICIDE COMMANDO an. Die beginnen ihren Auftritt zuerst einmal mit einigen neuen Stücken des aktuellen Albums „Forest Of The Impaled“. Als Blickfang steht Johan beim ersten Stück „The gates of oblivion“ ganz in schwarzer Robe mit Spitzhut auf der Bühne.  Ein grandioses Bild im Einklang zu der harten Elektronischen Musik. Mit „My new christ“ und „Schiz[o]topia“ liefern SUICIDE COMMANDO weitere neue Stücke ab, bevor man dann mit „Godlessness“ dann auch bekanntere Stücke aus der langen Historie bietet.

Übrigens steht man heute mit Live Schlagzeuger auf der Bühne. Ein etwas ungewohntes Bild, letztlich aber auch immer wieder interessant etwas andere Interpretationen der Stücke zu hören. Unter anderem mit „Unterwelt“ oder „Love Breeds Suicide“ gibt es noch einige Hits zu hören zu denen es teils auch thematisch ziemlich harte Bilder auf der Leinwand zu sehen gibt. So manchem zartbesaiteten dürfen die Suizid Bilder sicherlich in Erinnerung bleiben. Wer nun noch „See you in Hell“ erwartet hat wurde dann aber enttäuscht, denn den wohl größten Klassiker der Band gibt es heute nicht zu sehen.

 

Folgend kann man nun in der großen Halle die Folk Band FAUN bewundern, die wieder einmal mit einem sehr aufwändigen Bühnenbild und vielen selbst gebauten Instrumenten und viel Energie und Stimmgewalt ihre folkloren Lieder zelebrieren. Sie erfreuen sich viel Zuspruch, von daher werde ich hier nicht gebraucht.

 

Mein Weg führt nun in die Sumpfblume wo gerade der Auftritt der Future Pop Band PSYCHE beginnt. Mit etwas Glück noch einen guten Platz vor de Bühne ergattert, da geht es auch schon los. Darrin Huss ist inzwischen eine Ikone dieses Musikrichtung, schließlich ist man schon seit Mitte der 80er aktiv. Diese Routine ist sofort zu merken. Charmant witzig interagiert er mit den Zuschauern ohne aufdringlich zu wirken. Auch die Songauswahl ist gut ausgesucht, vor allem als man recht weit in die frühe Bandgeschichte zurück reist mit Titeln wie „Eternal“, „Misery“ oder dem JOY DIVISION Cover „Disorder“, sind die Zuschauer schnell erobert.

Die finale Berichterstattung erfolgt nun nochmal von der Hauptbühne wo PETER HEPPNER als Hauptact dieses Festivaltages auftritt. Die einstige Stimme von WOLFSHEIM hat bis heute noch einen sehr guten Ruf und wird auch auf ewig Positiv in Erinnerung bleiben auch wenn seine Solo Musik nur noch wenig damit gemeinsam hat. Lange nicht gesehen und so wundere ich mich schon wie sehr der Herr Heppner inzwischen ergraut ist.

Es sind sehr viele Zuschauer in der Halle, die Interesse ist sehr groß. Sofort ergreift die Stimme das Geschehen allerdings sind die zumeist deutschen Texte nicht wirklich mein. Was früher düster-melancholisch war, wirkt heute eher ein bisschen kitschig. Ich lausche noch einige Minuten den Melancho-Pop, doch es berührt mich nur wenig.

So ist denn nun an dieser Stelle die Berichterstattung vom AUTUMN MOON Festival 2017 zu Ende. Unterdessen geht die Party in den Hallen und im Freien auf dem Markt weiter. Es war wieder ein mal sehr schön. Die Veranstalter hatten gerade was den Außenbereich angeht einen richtig guten Deal mit der Wetterfee, der goldene Herbst hat lange auf sich warten lassen und kam pünktlich nach Hameln zu diesem Festivalwochenende! Ein riesen Lob an die Veranstalter die hier was wirklich schönes auf die Beine gestellt haben. Sicherlich gibt es auch immer einige Dinge die einen nicht passen, aber man kann es ja auch nicht jedem recht machen. Somit verbleibt der Wunsch, dass die Veranstalter einen positiven Abschluss verbuchen können und wir auch 2018 wieder das AUTUMN MOON Festival feiern können. (michi)