LIVEBERICHT

ROCK AND METAL DAY’Z :: Benefizfestival für krebskranke Kinder


vom 07.-09.06.2019 (Pfingsten) in der Motorsportarena Oschersleben
u.a. mit Tankard, Exumer, Asenblut
(Fotos und Bericht by Holger)

Joa, dieses Jahr wollte ich eigentlich mal wieder auf ein kleineres und ruhigeres Festival fahren und dafür ist normalerweise das Rock and Metal Day’z ganz passend. Lokale Bands aus einem breiten Spektrum an Rock und Metal Genres und ein paar bekannte Headliner und alles für einen guten Zweck… hört sich gut an. Doch durch einen Planungsfehler fand das diesjährige Festival zeitgleich mit dem German Speedweek Motorradrennen statt, und das war alles andere als ruhig. Aber da man ja kein Kind von Traurigkeit und offen für Neues ist, nahm ich diese Herausforderung gerne an.

Schon bei dem Befahren des Campgrounds, welcher zwar außerhalb des Geländes lag, war der Lärm ohrenbetäubend. Es war sehr gewöhnungsbedürftig und man musste fast schreien, um sein eigenes Wort zu verstehen. Je nachdem aus welcher Richtung der Wind drehte, war es stellenweise so als stünde man direkt neben der Strecke. Bekanntschaften zu schließen und irgendwie klar zu kommen war erst mal nicht drin. So wurde erstmal wieder umgeparkt und rumgekramt, Ticket geholt und mit meinem Klapprad das Gelände befahren.

Also, ich muss schon sagen, der Anblick von oben auf die Rennstrecke hat schon was für sich. Für einen wie mich, der das erste Mal auf einer Rennstrecke war und Motorsport eigentlich nur aus dem Fernsehen kennt, war das schon beeindruckend. Hat ein bisschen was von einer großen Sportanlage wie man sie auch vom Leichtathletik kennt, zumindest alles was so außen rum ist. Nun denn, über eine Brücke über die Rennstrecke kam man ins Infield. Ein bisschen mehr grün wäre toll gewesen, denn so wirkte das ganze etwas kahl und weitläufiger als ich dachte. Ich glaube, Freitag war nur so eine Art Training und Showveranstaltung, was wohl der Grund war, weswegen nicht allzu viel los war. Ein paar Fressbuden und Bierstände, aber die Masse der Leute war nicht zu vernehmen. Dennoch war die Anlage belebt gewesen.

Das Rock und Metal Day’z lag etwas abseits und viele der Motorsportfans wussten gar nicht, dass zeitgleich noch ein Metalfestival stattfinden würde. Vor der Bühne und inmitten der Rennstrecke stehend war nicht zu glauben, dass das harmonieren würde. Es war so gegen 16.30 Uhr, also anderthalb Stunden vor Beginn der ersten Band, die Techniker waren noch mit ihren Kabeln beschäftigt und irgendwie wurde jeder Anflug einer Festivalstimmung durch etliches Motorradgebrüll zunichte gemacht, dazu die stetigen Lautsprecher Durchsagen, die – wie es mir schien – nicht einmal synchronisiert waren und jedes Wort in einem dreifachem Echo über die Anlage schallte, erinnerten irgendwie mehr an einen LSD Trip in Las Vegas als an ein Metal Festival 🙂 denn teilweise hat der Sprecher die Fahrer aufs Korn genommen, wenn irgendwas passiert ist…

Ja der Fahrer XY hmmm was ist denn da los??? ja dann muss er wohl jetzt schieben… .. und schon wieder einer ins Aus gefahren. Da werden gleich Leute zur Hilfe kommen, dann alleine kann er ja da wohl nicht bleiche. sooooo…. Ja das wird die Wertung aber nach unten ziehen…. … was ist denn da hinten los….. nun liebe Leute also das ganze hier….. Achtung Achtung, jetzt kommt das große große große……

und so ging das den ganzen Tag. Wohlgemerkt im dreifach Echo und mit lautem Motorenlärm.

Nun denn. Einen ersten Eindruck verschafft, ein bisschen Smalltalk gehalten und mit dem Klapprad wieder zurück zum Zeltplatz. Zwischendurch waren immer mal wieder 5-10 min. Pause und auch bei den Oldtimer Shows, die nicht ganz so schnell unterwegs waren, ging es zwischenzeitlich auch ein bisschen ruhiger zur Sache. Dies waren auch zwingende Erholungsphasen und so wurde erstmals ein Bier geöffnet und auch die ein oder andere Zeltplatzbekanntschaft wurde geschlossen. Kommunikation war im allgemeinen sehr anstrengend und mir war als wäre ich schon nach einer Stunde heiser gewesen, aber dennoch stellte sich so langsam etwas wie eine Festivalstimmung ein.

Pünktlich zu ersten Band ROAR!MACHINE war natürlich die größte aller Fragen, ob die Technik so viel Power haben würde, um den Lärm der Rennstrecke zu decken. Und das hatte sie. Zum Glück und zur Erleichterung aller Anwesenden konnten man nun endlich in seinen eigenen bekannten musikalischen Sphären schwelgen. Und alle hatten Bock drauf. ROAR!MACHINE starteten den TRIBUTABEND und spielten Songs von Rose Tattoo und so kam endlich etwas Leben auf den Platz. „Bad Boys for Love“, „Assault and Battery“, „Juice on the loose“ und „The Butcher and the fast Eddie“ waren die Klassiker von Rose Tattoo und auch ein paar eigene Stücke von der Band aus Schönefeld waren mit im Programm.

Dann war wieder Zeit um mit dem Rad das Gelände zu erkunden, und es war schon interessant, die Mechaniker in den Boxen zu sehen und wie die Maschinen auf der Strecke versuchen, ihre Rekorde aufzustellen, richtige Roarmaschienen 🙂 .

Um 19.30 Uhr war es Zeit für ABRATUL einer Iron Maiden Cover Band und wer Eddies Revenge kennt, der ist natürlich skeptisch, denn für mich steht und fällt eine Coverband mit dem Sänger. Aber der war top gewesen. Und die große Überraschung ABRATUL begonnen mit einem Song aus der Blaze Bayley Ära, was ich wirklich großartig fand und mich sehr überrascht hat. Leider weiß ich nicht mehr, welcher Song es war und ich frage mich, wie ich in so kurzer Zeit so breit werden konnte? „Powerslave“ und „Wicker Man“ ließen die Hände in die Luft gehen und kein Fuß am Boden stehen. Wirklich großartige Show und tolle Songauswahl, die nicht nur die Standardklassiker enthielten. Erwähnenswert noch, dass die Band 3 Gitarristen hatte.

Der Abend zog dahin und der Alkoholpegel stieg langsam aber sicher über meine Verträglichkeit hinaus. Irgendwie habe ich vergessen, dass ich ja kaum noch was trinke und ich hätte mir lieber entspannt einen Dampfen sollen, dann hätte ich wesentlich mehr von dem Abend gehabt. Bei MYSTERICA dürfen „Master Of Puppets“ natürlich nicht auf der Setlist fehlen und das ist so das letzte an Positivem, was ich zu erzählen habe, denn danach ging es stetig bergab.

Erst verliere ich ein Glas aus meiner Sonnenbrille (mit Sehstärke), dann will ich zurück zum Zeltplatz und stelle fest, dass mein 70er Jahre Klapprad, in das ich gerade erst 150 Euro investiert hatte für neue Reifen und „unplattbaren“ Schwalbe Decken, hinten platt ist. Das Gelände ist zwar teilweise geteert und teilweise mit Schotter angelegt worden, aber sich hier einen Platten mit unplattbaren Reifen zu holen, ist echt mehr als ärgerlich und unverständlich zugleich. Der Fahrradhändler hat mich wirklich nochmal gefragt, ob ich denn wirklich so viel Geld in ein altes Fahrrad investieren möchte. Ja, habe ich gesagt, da ich aufm Rock Hard Festival in Gelsenkirchen auch jedes Mal einen Platten hatte. Meist aber erst am zweiten oder dritten Tag. Dicker hätte der Hals nicht mehr werden können. So ein Mist echt.

Nach einem ewig vorkommenden kilometerlangen Fußmarsch, wer sein Rad liebt der schiebt, wieder am Auto angekommen, musste ich festgestellt dass ich es auf keinen Fall mehr wieder (pünktlich) zurück zu KILLMINISTER, der Motörhead Coverband, schaffen würde. Dabei sollte das eigentlich mein Augenmerk des Abends werden, da ich selber ein Cover vorhabe. Na ja, vielleicht ein bisschen die Augen zumachen und wieder fitter werden? Jepp, halb in die Seitenablage der Fahrertür gekotzt, Klapprad angekettet und ab in die Koje. The Chase is better than the Catch? von wegen 🙂

Als ich Samstag wirklich früh erwachte, es muss so gegen 7 Uhr gewesen sein, war ich dank der Anti-Katerpillen relativ Fit. Ja… nun… Und jetzt? Nur noch ein Glas in meiner Sonnenbrille, Fahrrad platt und wer weiß wann es wieder mit dem Lärm losgeht? Ohne mich Leute. Zwar hätte ich gut und gerne die eine und andere Band gesehen und das Wetter ließ auch keine Wünsche offen, aber in den letzten Monaten hatte ich so viel Stress und Überstunden gehabt, dass ich mich entschieden habe, nach Hause zu fahren und den Rest des Wochenendes relaxt zu verbringen. So hab ich meine Sachen gepackt und war Samstagmittag schon wieder zu Hause. Hat es so in der Form auch noch nicht gegeben. Aber wie war das? Man muss offen für Neues sein. In diesem Sinn Grüße an die Veranstalter, die sich wirklich erfolgreich Mühe gegeben haben ein außergewöhnliches Event auf die Beine gebracht zu haben. Hut ab und ich denke wir sehen uns bestimmt mal wieder. (holger)

https://www.rmd-festival.de/
https://www.facebook.com/RMDFestival/
https://www.made4kids.org/

P.S: Mein Brillenglas wurde übrigens wiedergefunden und mir per Post zugesandt, Danke nochmal dafür. Des weiteren hatte ich erwartet, dass mehr von den Motorsportfans das Festival besuchen würden. Viele wussten davon gar nichts und so war der Rahmen etwa, zumindest am Freitag, in einem Verhältnis von ¾ Metalfans und ¼ Motorsportfreaks, die sich aber gut unter die Menge zu mischen wussten und auch begeistert waren. Vielleicht sollte man an diesem ungewollten Konzept doch festhalten. Immerhin war so mehr los als in den letzten Jahren. Alles in allem eine außergewöhnliche Festivalerfahrung…