LIVEBERICHT

LEO HÖRT RAUSCHEN + ROSI :: Gelungener Post Punk Abend

Livebericht aus dem „Cutie“ in Bielefeld vom 13.11.2015

Bis zum Nachmittag kannte ich weder die Bands, noch den Laden. So war es ein von Keule (Reptyle) beeinflusster Zufall und eine spontane Handlung, den Weg nach Bielefeld anzutreten. Das Cutie ist ein kleiner Laden ohne Schnickschnack, wobei, die am Rande aufgebauten Tische nicht nur Sitzplätze bieten, sondern auch ein wenig Schulaula-Charme verbreiten. Die Bühne ist ebenerdig und ein roter Vorhang verhindert das rückseitige zur Schau stellen für Fußgänger.

rosi
Erste Band des Abends waren die Bielefelder ROSI mit einer Melange aus Post Punk, Dark Wave und Indie rock. Das Duo beherrscht die minimalistische Seite des Waves und die dezente Kühle ihres Sounds wird in melancholisches Fahrwasser gelenkt.

Besonders Songs wie „Kaltes Land“ oder das Schlussepos „Silence“ mit seinem puristischen Outro wußten zu überzeugen. Ansonsten nimmt der Zuschauer teil an einer introvertierten Leistung hinterm Mikro. Sänger Rosi (Sein „Spitzname“ sorgte für den Namen der Band) gelingt es, den Zuhörer und auch die hier gespannt, aufmerksamen Anwesenden in seinen Bann zu ziehen. Eine galante Introvertiertheit samt in sich zusammengefalteter Körperhaltung unterstützt perfekt die dunklen Tonagen und das Holzstück als Instrument sorgt für Aufwertung der Minimalistik. Das Duo lieferte einen gelungenen Auftritt, der sich natürlich auch aufgrund der elektronischen Finessen abwechslungsreich gestaltete.

leohoertrauschen
LEO HÖRT RAUSCHEN ist eine Band aus Dresden, welche eine Mischung aus Post Punk, Wave und Dark Punk mit deutschen Texten darstellt. Ausgerüstet mit traditionellen Gerätschaften wie Bass (Benjamin Rottluff) , Schlagzeug (Marius Jurtz) , Gitarre (Uwe Hauptvogel) und Gesang (Maik Wieden). Nach kurzem Intro und einem kleinen Schlaggewitter eröffnete „Muster“ den Reigen. Neben der kantigen musikalischen Ausrichtung, sind es vor allem die Texte, die sich in die Gehirnwindungen der Hörerschaft brennen. Eine wundervolle Verschmelzung von Lyrik und Parole. Satzfragmente, Worte deren Bedeutung zwangsläufig die Interpretationsfreude anregen. Nach Verteilung von ganz eigenen „Komplimenten“ samt Chaostheorie folgte mit „Hinterlassenschaften“ ein etwas schwungvoller dargebotener Song. Krachige Dunkelheit, leicht aggressiver Gesang und dezente Freude ein kleinen Wortspielen beherrschen dieses Stück. Sänger Maik wirkt konzentriert und erinnert an eine Mischung aus jungen Mic Jogwer (Aussehen, Art) und Peter Hein (Gesang, Gesangstil). Letzteres wird besonders im knalligen „Angst“ deutlich, wobei die Saiten hier flirrend in den Vordergrund rücken und den perfekten Teppich ausrollen. „Salz“ wurde im Gegensatz zum Debütalbum (Modern, Modern) etwas kürzer gehalten ( auf dem Album über 12 Minuten) und erinnert mit seiner schleppenden Monotonie inklusive Sprachgesang gar ein wenig an frühe Neubauten.

Für eine Zugabe kam die Band noch mal auf die Bühne und sang von einstürzenden Türmen und „Gold“. Und so endete ein gelungener Auftritt voller rauer Klangästhetik und verbalen Kopfnüssen. Die knapp 30 Zuhörer quittierten es mit dem verdienten Applaus. Leider wird dieser 13. November immer einen bitteren Beigeschmack haben. Aber die Euphorie verlor erst zu Hause ihre Energie. (andreas)
GLAUBT NICHT——DENKT!

Setlist Leo hört…:
Intro
Muster
Komplimente
Hinterlassenschaften
Ostsee
Angst
Salz
Kälte
Kunst
Kapital
Outro
Turm
Gold