LIVEBERICHT

CROWBAR + THE PYRE :: Kurz und schmerzhaft


Live im Freihafen in Göttingen am 07.08.2017
Text & Bilder © Chris
Mehr Bilder: www.a-face-in-the-crowd.de

So könnte jede Woche beginnen… eine legendäre Band in einem feinen Club und schon verliert der Montag seinen Schrecken.

Veranstaltet wird das Konzert von den Music Parasites, Moshroom Events und Göttingen Live Kultur e.V. und die Veranstalter und die Fans, die sich zahlreich in dem schnuckeligen Club einfinden, sind der eindeutige Beleg dafür, dass die Metal-Untergrund-Szene im südlichen Niedersachsen intakt ist; nimmt man noch die Verrückten von der Moshpit Crew Kassel dazu, hat sich in Südniedersachsen und Nordhessen eine bewundernswerte Allianz gefunden, die sich wahrlich den Arsch aufreißt, um geile Konzerte und Festivals auf die Beine zu stellen. Dafür gibt’s von mir ’ne Runde Applaus und Respekt!

Der Freihafen, den wir bereits von der letzten CASTLE-Show kennen, ist wirklich gemütlich: der Barbereich lädt zum Trinken und Rauchen ein, der Platz vor der Bühne ist zwar überschaubar, aber meist ausreichend und heute wird er richtig voll. Der Club ist übrigens in ein einem wunderschönen alten Haus untergebracht, dessen Fassade aus dem 16. Jahrhundert stammt und auch abseits von Konzerten einen Blick wert ist.

Ganz spontan haben wir uns entschlossen, im Freihafen einzulaufen und uns die mächtigen CROWBAR anzuschauen, denn diese Band in einer lauschigen Location abfeiern zu können verspricht einiges an Spaß. Und den hatten die Fans auch.

Nachdem THE PYRE den Anfang gemacht haben, die bei mir aber aufgrund diverser Unterhaltungen und dem Auffüllen des Flüssigkeitshaushaltes entgehen, ist es Punkt 21.00 Uhr soweit und Kirk Windstein (v, g), Todd Strange (b), Matt Brunson (g) und Tommy Buckley (d) entern die kleine Bühne.

Ich wusste nicht wirklich, ob ich einen Livebericht schreiben wollen würde, denn manchmal möchte man ein Konzert nur zum persönlichen Genuss besuchen und diesmal war es auch so. Neben einigen Fotos, zum Glück war die Bühne hell erleuchtet und nicht nur das Pufflicht angeschaltet, habe ich die Musik und das Konzert ohne professionelle Ambitionen einfach genossen. Aber CROWBAR sind auch 2017 noch so relevant, wie immer und die Band besteht aus Vollprofis, die den Club derbe zum Kochen bringen. Kirk Windstein ist bei guter Stimmung und gibt zu, dass er nicht wusste, was ihn heute Abend erwarten würde, aber er bekommt die Antwort in Form eines großartigen Publikums präsentiert, die die Show genießen, mitsingen und den Abend somit zu einem echten Erfolg machen. Er ist merklich begeistert von den Reaktionen und so hämmern die Jungs ein Highlight nach dem anderen raus und man streift viele Alben, wie z.B. das neue, großartige „The Serpent only lies“, aber auch „Sever the wicked hand“, „Crowbar“ oder „Obedience thru suffering“.

Besonders geil ist, neben Kirks mächtiger Stimme, das Gitarrenspiel von ihm und Matt, die mitunter feinste Twinleads präsentieren und so die schwermütigen Melodien wunderbar in den Club zaubern, während Sexy T und Tommy die Downbeats so präzise rausdonnern, dass es kaum jemanden gibt, der bei den Songs stillstehen kann. (Ich habe heute jedenfalls Nackenschmerzen…) Textlich scheint bei der Band ja nicht die Sonne und sollte eigentlich niemanden geben, der bei den Songs nicht schon einmal gelitten hat; aber die Sorgen und schmerzhaften Erinnerungen werden heute Abend einfach durch den Druck des guten Sounds aufgelöst.

Leider, aber leider auch verständlich, muss um 22 Uhr schon wieder Feierabend sein und somit kommen wir tatsächlich nur knapp 60 Minuten in den Genuss, diese Urgesteine auf der kleinen Bühne zu bewundern. Der Band tut es leid und man merkt besonders Kirk an, dass er gerne noch ein bisschen gerockt hätte, aber der Zapfenstreich ist in der Wohngegend nicht verhandelbar. Der arbeitenden Bevölkerung kommt diese Regelung ja auch entgegen und bin ich generell nicht enttäuscht, wenngleich ich auch noch länger den Songs gelauscht hätte.

Aber so bleibt auch noch Zeit für einen Schnack mit neuen und alten Freunden, bevor wir uns glücklich auf den Heimweg machen. Wer die Chance hat, eines ihrer Clubkonzerte zu besuchen, sollte das ohne zu zögern auch tun, es lohnt sich. (chris)