STREAM OF PASSION
„A War Of Our Own“
(Female Symphonic Meta)
Wertung: Gut
VÖ: 18.04.2014
Label: Eigenproduktion/PIAS/Rough Trade
Die niederländische Metal Band veröffentlicht mit „a War of our own“ ihr viertes Album. Wie viele andere Underground Bands ging das Sextett den Weg des Crownd Fundings, um dieses Werk zu verwirklichen. Mittlerweile ein gängiges Verfahren, dass nicht nur das nötige Geld verspricht, sondern zudem auch zu einer Fanbindung beiträgt. Nicht außer Acht lassen sollte man allerdings, dass bei SOP die Idee in Zusammenhang mit Konflikten mit ihrem Label und der Trennung seinen Ursprung hat.
Mit Konflikten beschäftigt sich dann auch das aktuelle Werk. Nicht nur der Titelsong beschäftigt sich mit der Situation in Mexico, dem Heimatland von Frontfrau Marcela Bovio. In „a war of our own“ geht es um den verheerenden Drogenkrieg in dem Land. Der Song trägt in sich eine latente Melancholie, die sich durchaus auch der Hoffnungslosigkeit angesichts von über 80000 Toten in den letzten Jahren hingibt. Die kraftvolle weibliche Gesang schwebt über einen galant durchdringenden Soundkosmos, der sich zwischen der Lieblichkeit des Keys und der Harschheit der Saiten bewegt. Krachige Strukturen wechseln mit harmonischen Melodielinien und ein sphärischen Grundgerüst sorgt für den erhabenen Untergrund. Der Opener „Monster“ ist wesentlich härter und wird von brachialen Stakkato-Riffing beherrscht. Der ruhige Pol mit den feingliedrigen Gesang konterkariert die rhythmischen Dissonanzen der Rhythmus-Fraktion. Krachig auf die Zwölf knallt „The Curse“ los, bevor die Ruhe einkehrt und nur ein knarzender Ton die Feinheiten des Gesangs begleitet. Dann gibt es wieder die betörende Eleganz im Chorus, die sich zwischen Gänsehautatmosphäre und dringlicher Melodie einrichtet. Dazu garnieren immer wieder orchestrale Versatzstücke die Szenerie (Piano, Streicher). Die schwermütige und pathetische Musik in Zusammenhang mit anspruchsvollen Texten sorgt oftmals für emotionale Stimmungen im Hörer, so z.B. im tragisch inszenierten „Secrets“, das den tragischen Tod eines krebskranken dreijährigen Mädchens zum Thema hat. Eine Symphonie des Seins vermengt sich mit dem verworrenen Eruptionen des Sterbens und Marcelo lässt ihre Stimmbänder schwingen, als könnten diese jede Faser der Emotionen in Klänge umwandeln. Die balladeske Seite zeigt sich im anmutig arrangierten, ruhigen „for you“. Klassische Instrumente vergießen mit traumwandlerischer Sicherheit bittersüße Tränen. Der Song badet in einer angenehmen Ruhe und die minimalistische Untermalung wird ganz dezent zu erhabenen Momenten aufgebaut. Wie ein Kulturschock dann der Übergang ins metallische „Exile“ mit seinem progressiven Soundkreationen. Marcelas Gesang und die klassischen Einsprengsel, sowie natürlich die bedrückenden Worte holen den Hörer dann doch aus der Nackenbrecher-Ecke. Hier, wie auch in „Delirio“ singt Marcela in ihrer Heimatsprache, was dem Gesamtbild einen zusätzlichen Kick verleiht. „Don’t let go“ spielt mit der Dramatik. Breaks, poppige Ergüsse, Gitarren-Soli, eindringlicher Gesang, Sprachpassagen. Hier zeigt sich stellvertretend für alle Songs, welch Ideenreichtum hier zu Grunde liegt. Hinzu kommt, dass man den Bombast sehr dosiert in die Szenerie wirft und den Hörer immer wieder zu einer spannenden Reise einlädt.
Fazit: Ein perfekt austariertes Symphonic Metal Album, welches die Balance zwischen kraftstrotzenden Energien und verführerischen Melodielinien hält. Ebenso gelungen die Symbiose aus traditionellem Prog Metal, Dream Pop und Goth Metal. Dazu kommt ein weiblicher Gesang, der einfach viel zu gut und eigenständig daherkommt, als dass ich nach irgendwelchen, vergleichbaren Künstlerinnen suchen muß. Zu guter Letzt haben wir es hier mit sehr realitätsnahen und anspruchsvollen Texten zu tun. Nach dem Genuss des Albums, sollte man sich die Zeit nehmen, mal in aller Ruhe in den Texten zu lesen. (andreas)