EMPFEHLUNG, REVIEW

GOLDEN APES „Malus“ (Melancholic Goth Rock)

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„Malus“
(Melancholic Goth Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 25.11.2016

Label: Afmusic/Altone Distribution

Webseite: Facebook / Bandcamp / Homepage / Wikipedia

Kaum zu glauben, die Berliner werden dieses Jahr volljährig. Anlass genug um ein neues Album zu veröffentlichen, welches die Balance zwischen Reife und Verspieltheit in Einklang bringt. „Malus“ ist durchgängig gelungen, in sich stimmig und hat durchaus das Zeug zum Klassiker. Denn letztendlich gelingt der Formation so etwas wie das perfekte Album. Sicherlich sind Meinungen rein subjektiv, aber ein Werk, welches nach mehr als 20 Durchläufen immer noch derart berührt, immer noch Entdeckungen bietet und zu guter Letzt Tiefgang besitzt, welches die perfekte Kombination aus Geist und Herz innehat, kann gar nicht genug gewürdigt werden. Und bitte, kommt mir nicht mit zu eintönig, zu Cure-lastig, zu glatt oder derartigen Verzerrungen. Hören, genießen, nachdenken und die Gänsehaut spüren. Hieronymus Bosch sitzt mit Nietzsche und Diderot am Tisch und schwelgt über die 80er. Hier tanzt das in seiner Einfachheit Schöne mit der kryptischen Eleganz der Elegie entgegen.

Bereits der Opener „cedars of salt“ begeistert durch komplexe Soundkreationen. Eine galante, schleppende, synthetische Einleitung, dezent schleichen die Saiten in die Szenerie, um sich zu steigern und fortan das Zepter zu übernehmen (Ich weiß zwar nicht, wie ihr ein Album konsumiert, aber lasst euch für den Eintritt in die Welt von „Malus“ Zeit). Dann kommt dieser unverwechselbare, gefühlvolle Gesang. Dunkel, tief, mit ganz leichter Rauheit, fast nur phasenweise durchdringend. Untergründig vollziehen die Synths ihr Tagwerk zwischen lieblich und sphärisch dicht. Das Riffing ist eine auf den Punkt gebrachte Balance zwischen Darkness und kraftvollem Gothrock. Im folgenden „Ignorance“ gibt es ein paar elektronische Spielereien was die Vocals betrifft. Der Song ist druckvoll und es ergibt sich eine Symbiose von Saiten und Drums. Curesken Charme mit latentem „Faith“ Touch zelebriert „Halving Moons“. Ein wunderschöner Song, der die Sanftheit der Band in den Vordergrund rückt und voller Melancholie in die Gehörgänge schleicht. Die Melodielinie zum Dahinschmelzen, dann diese eloquente textliche Ausdrucksstärke. Die Reise geht weiter und führt uns mit „Verity“ in den puristischen Goth Rock, der zwischen drin auch mal Ecken und Kanten aufweisen kann, welche vom verführerischen Klang der Stimme ein wenig rund gefeilt werden.

„Grinding mills“ wandelt in verträumten Kulissen, besitzt im Mark genau das Quentchen Pop Appeal, welches Eingängigkeit heraufbeschwört und dennoch nicht die atmosphärisch dichte Komposition aus dem Tal der Tränen holt. Die Melancholie winkt mit einem liebreizenden Lächeln. Sehr ruhig konzipiert ist das folgende „Missing“, welches ein wenig in Richtung Drown Rock tendiert… und dann gibt es diese Passage mit weiblichen Backings… zerbrechlich, fragil… und für den Hörer ein betörender Genuss. Ein Stück, welches mich bei den einzelnen Durchläufen immer wieder inne halten lässt. Das latent rohe „Occams razor“ (kenne nur die Schreibweise mit „ck“) dringt ein in die Scholastik und ist ein Theoriephänomen der Vereinfachung. Upps…. Populismus?… Nein, Vereinfachung ist in der Wissenschaft ein bekannter Vorgang, man lernt ihn auch in der Mathematik. Ich schweife ab…..

Was haben wir noch? Z.B. das wundervolle „Malady“, welches eine getragene Grundstruktur mit energetischen Ausuferungen beherbergt. Hier gelingt es der Band zwischen Ruhepolen und straighten Saiten zu pendeln. Die Vocals variieren zwischen gefühlvoll und einer unterschwelligen Aggressivität, wobei Peer eher die Melancholie vorzieht, als wütend den Aggressor zu mimen. Herrlich auch das ruhige Titelstück zum Ende.

Fazit: Ein Album, dass mich wirklich sprachlos macht. Chapeau!!! (andreas)

Nicht vergessen: Dark Spring Festival

Ach…und das oben drauf…noch Fragen?