LIVEBERICHT

13. M’ERA LUNA :: Eine bunte musikalische Mischung für’s schwarze Volk

Livebericht: 13. M’ERA LUNA FESTIVAL  am 11. & 12.08.2012 in Hildesheim
u.a. mit PLACEBO, IN EXTREMO, SUBWAY TO SALLY, NEW MODEL ARMY, EISBRECHER u.v.a.

Es ist doch jedes Jahr dasselbe Spiel. Kaum ist das heißersehnte Festival beendet, schaut man schon ganz gespannt darauf, was sich im kommenden Jahr auf den Bühnen herumtreibt, zumindest wenn man Dauergast auf einem solchen Festival ist und eh weiß, dass man im folgenden Jahr wieder dabei ist. Überraschungen gibt es dabei leider immer viel zu selten, findet man auch dieses Jahr doch wieder jede Menge alte Bekannte. Muss ja nicht schlecht sein, aber zumindest auf der Headlinerposition tut sich insbesondere beim M’EAR LUNA doch zumeist recht wenig Spektakuläres. So ist es inzwischen schon zum dritten Male PLACEBO, die die Liste der auftretenden Bands anführen. Nett, aber irgendwie ja doch eine Notlösung, zumal man sich ja im Vorfeld redlich um THE CURE bemüht hatte, die allerdings bereits im Frühsommer in Deutschland waren und nicht nochmal kommen wollten.

Aber Schluss mit dem Nörgeln, schließlich ist doch die Geselligkeit mit Freunden das Wichtigste, schließlich muss ja die langjährige Tradition aufrecht erhalten bleiben. Und wenn wir schon bei Tradition sind, ist es ebenso wichtig, bereits frühzeitig am Freitag aufzuschlagen auf dem Drispenstedter Flugplatz, um sich ein schönes Fleckchen auf dem Rasen zu reservieren. Wie schon in den letzten Jahren zu beobachten war, ist bereits kurz nach Eröffnung der Platzes schnell die Suche nach dem geeigneten Platz gar nicht mal so einfach, denn irgendwie scheinen die Menschen immer früher den Platz zu stürmen. Aber routiniert wie wir sind, ist dies schnell erledigt und man kann sich schnell dem widmen, warum man hier ist… chillen, Leute beobachten und Bier trinken. Zu späterer Stunde nach Sonnenuntergang steht auch der Gang in die Disco im Hangar wieder einmal auf dem Programm. An diesem Freitag sind es Ronny Moorings (CLAN OF XYMOX) und Honey (WELLE:ERDBALL), die für den Sound verantwortlich sind und gegenüber den vorherigen Jahren empfinde ich den Abend im Hangar als durchaus gelungen, weil eben nicht nur blöde Remix Dinger gespielt werden, welche den Eindruck vermitteln, dass man sich eher in einer Technoszene bewegt.

Der Samstag beginnt mit einem wunderschönen blauen Himmel und einem Frühstück unter freiem Himmel mit Toast, Kaffee und Bier. Die ersten Bands des Tages lasse ich mal getrost außer Acht, weil Stress genau das ist, was man auf einem Festival nicht braucht. So ist der erste Act des Tages die Rostocker EBM Band JÄGER 90, welche bekannt ist für ihren DAF typischen Sound und schon eine respektable Fangemeinde hat. Dies merkt man auch zu recht früher Stunde im Hangar, welcher sich immerhin schon gut zur Hälfte füllt, um zu sehen, wie Sänger Thoralf Dietrich zu meiner Überraschung mit einer Guy Fawkes Maske autritt, während „Achtung ein Jäger“ den Gig anstimmt. Leider zeigt sich der Sound in der Halle total übersteuert und so muss man mit einem sehr breiigen und dumpfen Klang leben. Im Delgado Stil bewegen sich der Sänger gekonnt auf der Bühne, aber die Musik und somit der Zuschauer muss leider auch mit einigen langatmigen Momenten leben. Erst zum Ende des 40 minütigen Auftritts kommt so richtig Fahrt auf, als „Dessau“ und natürlich „Stiefelblitz“ die anwesenden EBMler zum Kochen bringen, die dies durch erste Pogoansätze danken. Zum Abschied gibt es ein paar CDs in die Menge geworfen, recht herzlichen Dank dafür und bis zum nächsten Mal.

Draußen auf der Hauptbühne haben inzwischen HEIMATAERDE (www.heimataerde.de/) begonnen zu spielen. Dass sich diese Band um DJ Ash nicht nur auf Musikalisches konzentriert, ist ja hinlänglich bekannt. Das Treiben auf der Bühne ist eine Mischung aus Konzert und Ritterspiele, Schwerter krachen, Schilde schmettern und alles untermalt von der Musik, die eine Mixtur aus Electro und Mittelalter ist. Bietet jedenfalls eine nette Abwechslung für die Augen.

Die nächste Band, die die Mainstage entert, ist mir bisher kein Begriff. ROTERFELD ist die Band um Aaron Roterfeld (www.roterfeld.com), dessen Auftreten auf der Bühne schon etwas extrovertiert erscheint. Leider kann mir die musikalische Leistung dieser Combo nur wenig zusagen, da mir vor allem die Gesangsleistung überhaupt nicht gefällt. Lange Töne werden überhaupt nicht gehalten, mir kommt es allerdings so vor, als ob dies fast so gewollt ist. Das letzte Stück des Auftritts ist die Düsterballade „Blood Diamond Romance“, ein Stück ,welches scheinbar recht bekannt und beliebt ist bei der zahlenmäßig allerdings noch recht überschaubaren Menge vor der Bühne.

Nun führt mich der Weg wieder in den Hangar, wo der Hamburger Musiker Sami Mark mit seinem Electroprojekt FADERHEAD (www.faderhead.com) an der Reihe ist. Unter die Zuschauer mischen sich Old School Electros, aber auch jede Menge Cyber Goths, da die Musik doch beide Seiten anspricht. Alle Sounds kommen aus zwei Laptops, einzig Shouter Sami ist hier tatsächlich selber in Action und kann durch jede Menge Energie auf der Bühne die Zuschauer in Stimmung bringen. Vor allem wenn der Beat Takt steigt, sind die Fans voll dabei und ich bekomme doch sehr das Gefühl, dass hier fast ein kleiner Combichrist Auftritt stattfindet. Was Neues vom bald kommenden Album bekommen die Besucher auch noch zu hören und so ist dieser Auftritt als durchaus positiv zu bewerten.

Mit MEGAHERZ (www.megaherz.de/) ist draußen inzwischen eine Portion „Neue Deutsche Härte“ zugange. Die Münchner Band um Alexander „Lex“ Wohnhaas, welcher ja seit 2007 der Nachfolger für den anderen Alexx (jetzt Sänger von EISBRECHER) ist, hat eine sehr gute energische Präsenz auf der Bühne und hat sich eine beachtliche Zuschauermenge vor die Bühne gelockt. Und so ist es für MEGAHERZ ein Kinderspiel mit Stücken wie „Jagdzeit“, „Heuchler“ und selbstverständlich „Miststück“ die Menge bei Laune zu halten, was für den Betrachter von außen ein tolles Bild abgibt.

Nun stehen allerdings auch schon RABIA SORDA (www.rabiasorda.com/)  auf der Bühne vom Hangar bereit. Also schnell wieder rein, um dem Nebenprojekt des Hocico Sängers Erk Aicrag beizuwohnen. Bei diesem Projekt geht es nicht nur um harsches Industrial Gehämmer, nein hier kann man trotz aller Härte und Aggressivität, die Erks Stimme verbreitet, auch immer wieder Melodien erhören. Ebensfalls erfrischend anders ist die Tatsache, dass mit Gitarre und Schlagzeug ein wirkliches Bandbild auf der Bühne erkennbar ist. Leider wird RABIA SORDA nicht ganz die Aufmerksamkeit der Masse geschenkt, wie es HOCICO der Fall ist. Trotzdem ist die Stimmung in der Halle gut, denn Songs wie „This Is The End“, „Out Of  Control“ oder „Radio Paranoia“ machen einfach Spaß und verbreiten jede Menge Energie. Hab RABIA SORDA jetzt schon einige Male gesehen und war jedes Mal begeistert, so auch dieses Mal.

Da man im gehobenen Alter ja mit seiner Energie Haushalten muss, lasse ich LETZTE INSTANZ und IN STRICT CONFIDENCE ihr Ding machen und lasse meine Blicke ein wenig durch die Shops gleiten. Aber die Shopping Meile wird von Jahr zu Jahr immer unattraktiver, liegt wohl an den horrenden Standgebühren, sodass kleine Läden keine Chance mehr haben. Also dasselbe Bil,d welches unsere Innenstädte mehr und mehr sterilisiert,…

Auf der Mainstage sind inzwischen die Vorbereitungen für DIARY OF DREAMS (www.diaryofdreams.de ) abgeschlossen. Heute beginnt der Auftritt genau wie schon bei der letzten Tour mit dem Intro des aktuellen Albums „Ego X“. Danach ist aber sofort mit „The Wedding„ ein Stück an der Reihe, welches hervorragend den tiefgängigen und intensiven Sound von Adrian Hates und Gaun:A vertritt. Die zahlreichen Zuschauer vor der großen Bühne lassen sich vom Sound von DIARY OF DREAMS tragen und die Reaktionen lassen große Zufriedenheit erahnen. Stücke wie „Chemicals“ oder „Menschfeind“ zeigen, dass man durchaus Zuschauer mitreißen kann ohne zu schocken oder zu provozieren. Das Stück „Traumtänzer“ ist scheinbar das Lieblingslied vieler Anwesender, denn die Menschenmasse zeigt sich hier sehr textsicher. Macht wirklich einen Hauch von Gänsehaut, obgleich dieses Stück doch ein klein wenig kitschig erscheint. Aber ein toller Auftritt, der dieses mal zu Recht auf der Mainstage platziert wurde!

Das Wechselspiel zwischen den Bühnen geht fröhlich weiter, denn nun zieht’s mich wieder in den Hangar, weil die dänische EBM Ikone Claus Lasen mit LEÆTHER STRIP (www.myspace.com/leaetherstrip) auf dem Programm steht. Auch dieses Mal ist es kein Problem, gut vor die Bühne zu kommen, da sich ein Großteil der Besucher doch eher auf die Akts auf der Mainstage fokussiert hat. Aber ega,l denn diejenigen, die diese EBM Show miterleben, sind schlichtweg begeistert vom klassischen und stoischen Sound der Dänen. Jede Sekunde ist tanzbar und Tracks wie „Kiss My Deutschland“ zu Beginn und die Klassiker wie „Strap Me Down“ oder „Adrinalin Rush“ machen schließlich jeden Anwesenden glücklich. Die Krönung ist für mich natürlich der Song „Japanese Bodies“, jeher eines der geilsten Schöpfungen des Claus Larsen.

Nach dieser knappen Stunde elektronischer Energie heißt es erst mal ein wenig chillen im Freien, wo gerade FIELDS OF THE NEPHILIM (www.fields-of-the-nephilim.com) spielen. Die Urgesteine um Sänger Carl McCoy haben in den vergangenen Jahren schon des Öfteren auf dem M‘era Luna gespielt, allerdings noch nie so früh und vor allem nicht bei Tageslicht. Dadurch können die Briten heute nicht vollends überzeugen, da die optische Komponente fehlt. Musikalisch wie immer ohne Makel und Stücke wie „Moonchild“ erzeugen ohne Zweifel eine fast magische Stimmung.

Ein wirklich tolles neues Album haben DE/VISION (www.devision-music.de/ ) am Start, allerdings fehlt mir die Energie, um nach diesem schon langen Tag den ganzen Auftritt zu verfolgen. So bekomme ich nur das Ende der Show noch mit, welche soundtechnisch und optisch wirklich imposant in Szene gesetzt ist. Immer mehr erinnert die Musik von DE/VISION an die von Depeche Mode und genau dieser Eindruck verfestigt sich auch in den Minuten, die ich vom gut besuchten Auftritt im Hangar mitbekomme.

Nun aber kommt die Band, die mich schon seit ganz frühster Stunde geprägt hat. Somit ist die Vorfreude groß gewesen und jetzt, wo sich die Halle des Hangar ordentlich füllt ist zu spüren, welchen Stellenwert die Belgischen Terrorelektros von SUICIDE COMMANDO (www.suicidecommando.be ) haben. Seit den späten 80ern gibt’s vom belgischen Mastermind Johann Van Roy unverändert derbe Noise und Electro Klänge auf die Fresse der Fans, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die Bühne wird von Leichensäcken geziert, welche samt Inhalt stranguliert von der Beleuchtung baumeln. Der Hintergrund der Bühne wird durch eine riesige Leinwand ausgefüllt, welche zu den brachialen Songs ebenso krasse wie auch  aufrüttelnde Bilder und Videos zeigt. Sehr positiv gegenüber früheren Shows ist, dass man auf ein richtige Live Schlagzeug setzt, was die Intensität der Beats noch immens verstärkt. Es sind dann die Stücke wie „God Is In The Rain“, „Dein Herz meine Gier“, „Blind Torture Kill“ oder „Love Breeds Suicide“, die auf der unendlichen Masse an Krachern heraus stechen. Die Zuschauer sind begeistert und danken für diese optisch wie musikalisch starke Show. Der Abschluss, wie soll es anders sein, wird mit „See You In Hell“ gemacht, dem Song, dem SUCIDE COMMANDO eigentlich all ihren Erfolg verdanken. Auch nach 25 Jahren wissen SUICIDE COMMANDO zu überzeugen und haben heute eine der besten Gigs gezeigt, die ich von Johann Van Roy jemals gesehen habe. Schonungslos, brachial und einfach nur intensiv. Das soll erst mal einer nachmachen.

Raus aus dem Hangar haben natürlich bereits PLACEBO (www.placeboworld.co.uk ) ihre Show auf der Hauptbühne begonnen. Die Bühnenshow ist durch vier riesige Projektoren ziemlich beeindruckend und auch der Sound ist bemerkenswert klar. Auch wenn ich mich darüber beschwert habe, dass schon wieder PLACEBO auf dem Festival spielen, kann man deren Souveränität und Klasse nicht verkennen. Brian Molkos Stimme ist noch immer unverkennbar genial und auch die Songs finden unter der riesigen Menschenmasse vor der Bühne riesige Begeisterung. „Meds“, „Song To Say Goodbye“, „Bitter End“ oder das Kate Bush Cover „Running Up That Hill“ sind nur eine kleine Auswahl an Hits, die PLACEBO heute spielen. Das Ende der Show erlebe ich allerdings nur noch akustisch auf dem Weg zum Zelt, denn die alten und müden Knochen brauchen ihre Ruhepause. Noch fix ein Bierchen zum Einschlafen und dann ab ins Zelt und der inzwischen sehr kühlen Nacht zu entfliehen.

Der Sonntag beginnt wie eh und je. Müde schleichen die Leiber zwischen den Zelten herum auf der Suche nach einem Kaffee, endlose Schlangen vor den Duschen und vor den Toiletten und all die schönen untoten Menschen, die man auf dem Festivalgelände so beobachten kann, sehen zu so früher Stunde doch eher normal sterblich und recht verbraucht aus.

Nachdem aber all die Kruste vom Vortag abgeschüttelt ist, steht wieder Musik auf dem Programm. Das erste, was ich heute mitbekomme, ist der Auftritt der aus Oberbayern stammenden Dark Rock Band LACRIMAS PROFUNDERE (www.lacrimas.com/). Sänger Roberto Vitacca zeigt sich dieses Mal ziemlich leger auf der Bühne, weiß allerdings vom ersten Klang an die bereits zu so früher Stunde aufgeschlagene Menge vor der Hauptbühne zu begeistern. Es sind diese tolle Melodien und Riffs, die diese Band aus der Masse ähnlicher Bands heraus stechen lässt. Leider spielen LACRIMAS PROFUNDERE wieder mal viel zu früh und können sich so gar nicht der großen Menge präsentieren. Ein Mix aus älteren Stücken und neuen vom kommenden Album macht die Show rund, was allerdings unter Wert bleibt, weil es zu wenige mitbekommen haben.

Danach sind es FAUN, die mit ihren klassisch, spirituellen mittelalterlichen Klängen schon eine inzwischen größere Menge an Leuten angelockt haben. Klingt gut, findet bei mir aber nicht weiter große Beachtung. Auch DOWN BELOW und THE BEAUTY OF GEMINA locken mich nicht allzu sehr und so gilt es sich gut zu positionieren für den anstehenden Auftritt von WELLE:ERDBALL (www.welle-erdball.info/ ) , die sich heute mal auf der Mainstage zeigen können, was wohl eine Maßnahme aus der Vergangenheit ist als man den Hangar oft fast zu platzen bekommen hatte. Entsprechen voll ist es auch auf einmal als die Sendung von WELLE:ERDBALL mit „Deutsche Liebe“ beginnt. Honey zeigt sich heute wie gewohnt als gekonnter Moderator einer Radioshow, die bewusst irgendwo zwischen ironischen Kitsch und minimalistischem Electro angesiedelt ist. Aber wer kann sich schon Liedern wie „Wir wollen keine Menschen sein“, „23“; „Schweben, Fliegen, Fallen“  oder „Arbeit Adelt“ entziehen? Genau, eigentlich niemand. Die Show ist optisch extrem aufgeplustert mit xxl Lustballons, Seifenblasen und Papierfliegern, aber der Menge gefällt es. Wundervoll ist es auch, wenn die zierliche Plastique mit ihrer engelsgleichen Stimme singt, aber ebenso genial sind energische Stücke wie „Starfighter F104G“, die mächtig Tanzlaune zwischen den zahlreichen Fans erzeugen. Ein stimmungsvolles Ende findet die Show mit dem ursprünglich von Stefan und Nina gesungenen NDW Klassiker „Feuerwerk“. Eigentlich haben sich WELLE:ERDBALL für die Zukunft auf der Mainstage festgeschweißt und sind nicht mehr im Hangar zu platzieren. Dieser Auftritt ist einfach sensationell gut und professionell gewesen. Gratulation an alle, die das gesehen und gehört haben.

Nach so viel musikalischer Märchenwelt und Harmonier ist nun mal wieder Zeit, ein bisschen Krach zwischen die Ohren zu bekommen und dafür eignen sich AMDUSCIA (www.amduscia.de) aus Mexiko eigentlich hervorragend, auch wenn ich das Schaffen des Polo Amduscia in den letzten Jahren nicht mehr so sehr verfolgt hatte, weil letztendlich der Aggrotech doch sehr austauschbar ist. Polo, im roten Overall gekleidet mit einer silbernen Maske und seinem Markenzeichen dem leuchtenden Auge, ist sehr agil auf der Bühne und um die Zuschauerunterstützung sehr bemüht. Klappt auch recht gut, doch wie vermutet fällt es schwer, die Songs auseinander zu halten. Zu massiv sind die Beats und die extrem gezerrten Voices. Einzig zum Ende des Auftritts erkenne ich die zwei Hits „Beyond The Darkness“ und „Melodies For The Devil“ aus dem gleichnamigen Debütalbum, welche noch aus der Feder des inzwischen verstorbenen Mastermind Edgar Amduscia stammen und mit einem extrem hohen Wiedererkennungswert ausgestattet sind.

Danach muss erst mal wieder etwas Ruhe walten und es steht ein Gang über die Shoppingmeile an, welche allerdings wenig aufregendes bietet, sofern man nicht für den schwarzen Nachwuchs im Babyalter einkaufen möchte oder sich mit Cyber Müll behängen will. Nebenbei findet grade der Auftritt von der Band SCHANDMAUL statt und ein unendliches Meer an Händen ist von den Zuschauern gen Himmel gestreckt und winkt, was ein wirklich beeindruckendes Bild abgibt. Ich gönne mir allerdings lieber mir die gekonnten Massagegriffe der jungen Damen, welche die gestressten Muskeln der Festivalbesucher gekonnt in Luft auflösen lassen.

Danach kann ich mich kaum auf den für mich sehr nervigen Auftritt von EISBRECHER ( www.eis-brecher.com/de ) konzentrieren. Klar, die Masse findet es geil, Tausende stehen vor der Bühne und feiern ab, aber mich reißt es gar nicht vom Hocker. 08/15 Neue Deutsche Härte mit absolut nerviger bayrischer Zwischenanimation. Lieder wie „Herz aus Eis“, „Schwarze Witwe“ oder „This Is Deutsch“ kennt man, singt man mit (ich nicht,…) und als „Miststück“ kommt, merkt wohl kaum jemand, dass man diesen Song schon Tags zuvor von MEGAHERZ gehört hat, deren ursprünglicher Sänger (und jetzt EISBRECHER Sänger) ja dieses Stück geschrieben hat und nun beide Bands diesen Song vortragen.

Im Hangar gilt es nun KMFDM (www.kmfdm.net   ) (was „Kein Mehrheit Für Die Mitleid“ bedeutet) zu besuchen, eine Band, die mich vor allem durch ihre unzubändigende Liveenergie in kleinen Clubs in der Vergangenheit überzeugt hat. Heute ist davon allerdings kaum etwas zu spüren. Warum auch immer ist der Sound schwach und die Energie möchte auch überhaupt nicht richtig überspringen. Dabei hat sich Sängerin Lucia Cifarelli richtig chic gemacht für uns und Sascha Konietzko bietet im Kontrast zu den Leinwandanimationen ebenfalls ein cooles Bild. Aber wo ist bitte schön die Power geblieben? Eigentliche Kracher wie „Tohuvabohu“ oder „Potz Blitz“ versanden im mittelprächtigen Sound, was letztendlich leider dazu führt, dass zum Ende des Auftritts der Hangar nur noch halb voll ist. Tja, das war irgendwie enttäuschend, allerdings bleibt noch ein letztes heißes Eisen für die Electro Liebhaber im Feuer.

Und dieses Feuer heißt HOCICO ( www.hocico.info ) und die haben live noch nie wirklich etwas vermissen lassen. Auf einmal ist der Hangar auch sehr gut gefüllt und als das Intro samt Video beginnt, hat sich bereits die gesamte Alpha Tier Herde vor der Bühne versammelt, um sich in der Hitze des Hangars einer schweißnassen Pogo Orgie hinzugeben. Die Leistung von Erk und Rasco ist wie immer sagenhaft. Voller elektronischer Hass- und Gewaltorgien zimmern die Stücke durch die Halle und die Masse findet es uneingeschränkt geil. Neue Stücke wie „Dog Eat Dog“ oder „Bite Me“ greifen ebenso gut wie alte Klassiker wie „Poltergeist“ oder „Forgotten Tears“. Erk ist dabei energisch wie gewohnt und hat die Menge voll im Griff.  Leider erscheint mir der Gig etwas abgekürzt, keine Ahnung ob man nicht mehr weiter wollte oder durfte, leider war nicht mal eine Zugabe drin, welche einem Hauptakt der Bühne sicherlich mal zugestanden werden könnte. Trotzdem ein imposanter Auftritt der Mexikaner, welcher die absolute Klasse dieser Band mal wieder bestätigen konnte.

Nun ist das Ende dieses für mich 17. Festivals in Folge auf diesem Flugplatz fast beendet. Auf der Mainstage sind gerade IN EXTREMO (www.inextremo.de/ ) im Gange und machen all den Mittelalter Rock Freunden ihre Träume wahr. Die Bühneshow ist durchaus beeindruckend und die Zuschauer, die ihre Helden feiern, zahlreich. Bis hinter die letzten Fressbuden stehen die Leute und starren auf die Bühne, tanzen und singen Lieder wie „Erdbeermund“, „Küss mich“ oder „Es regnet Blut“ voll Hals mit.

Kurz vor Ende der Show ist es Zeit für uns zu gehen, um dem großen Abreiseandrang zu entkommen, denn dieses Jahr sind sehr viele bis zum Ende geblieben. Das Gesamtfazit fällt besser aus, als ich es im Vorfeld vermutet hatte, denn die gute Mischung der Bands, das tolle Wetter und die all-jährige Geselligkeit mit Freunden, war wieder einmal einfach nur schön. Positiv ist auch zu bemerken, dass sich die Szene in diesem Jahr auffällig natürlich gezeigt hat. Die meisten Menschen haben sich gezeigt wie sie sind. Kaum aufgesetzte Schausteller, die nur anreisen, um gesehen zu werden und in die oberflächlichen Printmagazine zu kommen. Auch ist die Farbe Schwarz inzwischen wieder unangefochten die Nummer 1 auf dem Festival gewesen, scheinbar geht der Trend wieder weg vom schwachsinnigen neonbunten Cyber Kack. Ich hoffe, das bleibt auch so. Für all diejenigen, die etwas vermissen, was auf diesem Festival gespielt hat und hier keine Erwähnung gefunden hat, bleibt zu sagen, dass man nicht überall sein kann. Ich folge meinem Geschmack und meinem Weg und nicht dem der Masse. Also tut mit leid für SUBWAY To SALLY usw,. die es nicht mal geschafft haben hier eine Randerwähnung zu bekommen. 😉

Für‘ kommende Jahr steht auch schon wieder der Termin und sogar die ersten Akts. So freuen wir uns doch einfach schon aufs nächste Jahr am 10. Und 11. August wo ASP, FRONT 242 und THE CRÜXSHADOWS bereits fest zugesagt haben. (michi)