REVIEW

WINTER „Pale Horse“ (Dark Rock / Prog Wave Metal)

WINTER

„Pale Horse“
(Dark Rock / Prog Wave Metal)

Wertung: Gut+

VÖ: 08.10.2021

Label: Drakkar Entertainment

Webseite: Facebook / Homepage / Wikipedia

WINTER ist das Soloprojekt des Musikers und Autors Markus Winter. Zwischen 2002 und 2007 veröffentlichte er als Sänger der Band „Hertzton“ drei Alben. „Pale Horse“ ist sein viertes Solo Album und erneut hat er verschiedene Gastmusiker um sich gepaart. In der limitierten Version (+Bonus Track) umfasst das Werk ganze 17 Songs. Neben 12 Eigenkompositionen gibt es auch fünf Cover Versionen.

Kommen wir zunächst zu den Covern, welche teils überraschend sind, beginnend beim Opener „Dancing into Danger“. Der Song wurde von Cretu/Kemmler geschrieben und 1988 von Inker & Hamilton performt bzw. gesungen. Erstaunt stelle ich fest, ich kannte den Song und rückblickend wundere ich mich, warum der Song weder auf dem englischsprachigen Hubert Kah Album, noch auf einem Sandra Album auftauchte, … ich schweife ab. Es ist ein leichtgängiger Popsong, der hier etwas dunkler und mit der nötigen (Gitarren)Härte dargeboten wird. „Face to face“ stammt im Original von Real Life, wohl hauptsächlich bekannt durch „Send me an Angel“. Diesmal war ich nicht erstaunt, dass ich den Song kannte. Ist mir doch bewusst, dass die Australier kein One-Hit-Wonder waren, sondern verschiedene geniale Alben veröffentlichten, … ich schweife ab. WINTER huldigen hier dieser Band und sorgen mit den Saiten für eine persönliche Note. Im Endeffekt lebt der Song natürlich von seinem wundervollen Refrain. Drittes Cover ist „Mad World“, ein Song von Tears for Fears, der in den 2000ern des öfteren gecovert wurde, … ich schweife ab. WINTER gelingt es erneut, diesen Song so zu covern, dass man das Original erkennt, dennoch die Handschrift von Markus erkennt. Zudem überzeugt hier Markus‘ Stimme und sie dient als perfekter Gefühlstransport. „Mercy“ ist eine Coverversion eines Titels von Steve Jones (Sex Pistols) aus dem Jahr 1987, welcher seinerzeit vor allem durch seine mehrmalige Präsenz in der Fernsehserie Miami Vice große Bekanntheit erlangte. Es ist ein verspielter Popsong, der mit einer verträumten Gesangsstimme glänzt. Dieses Stück besitzt eine elegante Hookline, welche sich galant sträubt, sich den wilden Saiten zu beugen und stattdessen ein Eigenleben in Harmonie bevorzugt. Letztes Cover ist der Bonustrack „I wanna live“ von den Ramones. Ich hab die mal 1989 zusammen mit so überraschenden Support Acts wie Ghost Dance und Plan B gesehen. Allein das Konzert-Poster wird gerade für 100 Euro angeboten. Ich könnte jetzt viel erzählen, aber ich würde was? Genau, abschweifen.

Kommen wir zu den Eigenkompositionen. „Original Sinner“ ist ein harter, gitarrenbetonter Song, der sich das Recht nimmt, bei aller durchdringenden Rohheit, die samtene Seite der Melodie in einem wundervollen, eingängigen Refrain zu verpacken. Statt Prügelorgie gibt es zum passenden Moment Synth-poppige Klangspektren und Saitentechnisch wird auch mal richtig gefrickelt. Bei „Dark light“ dachte ich zuerst, dass es sich auch hier um einen Coversong handelt. Die eingängige Melodielinie, tief verwurzelt in den 80ern, ist aber nur auf dem ersten Ohr bekannt. Markus erinnert nicht nur hier an den (jungen) Billy Idol. Latente Punk Attitüde und reichlich Prog Metal, samt typischen Gitarrensoli werden in einem harmonischen Gesamtkonstrukt zusammengefasst. Dann folgt das wunderschöne, balladeske „Beginning of an end“, welches sakral angehaucht durch die Streicherpassagen glänzt. Das ganze gipfelt in einem Refrain, dessen sehnsuchtsvolle Hingabe von tiefem Gefühl getragen wird. Sakraler Klassik Pop at its best. Großartig und erster Anspieltipp.

„Thunder strike“ klingt wie eine gemäßigte Version eines ähnlich betitelten Songs von AC/DC. Druckvoll, in seiner Energie kompromisslos und mal ohne die betörende Melodie auskommend. Allerdings hat der Refrain dieses kleine Merkmal der Wiedererkennung. Das Ganze wird hier natürlich mit einer straighten Düsternis dargeboten, auch das Timbre wird ein wenig dunkler. Etwas schleppender, fast doomig geht man bei „Bride of the meadow“ zu Werke. Der Song erinnert mich ein wenig an Midnight Oil, wobei hier natürlich diese Prog-metallige Seite in den Strophen dem entgegen spricht. Aber dieser Refrain … ich würde abschweifen. „Wanna know why“ schleicht fast dahin, druckvoll zwar, aber doch behaftet mit der Leichtfüßigkeit eines Darkpop-Songs. Die Titeltextzeile wird im Refrain mit tiefer Stimme dargeboten. Dazwischen diese Prog Gitarren, Synths und verspielte Drums. Reichlich Orchestralität verströmt „A million days“. Hier gibt es wieder diese betörende Melodielinie, und die sphärische Atmosphäre wird nur von fein gestreuten Saitensoli unterbrochen. Manchmal ein bisschen zu viel Gefrickel für meinen Geschmack.  „Fire down below“ badet in Harmonie und besitzt diese verspielte Note, welche sich im passenden Moment mit dem eindringlichen Timbre paart. Wie viele andere Songs auch, besitzt dieses Stück kleine Anekdoten, die man herausheben könnte … aber dann würde ich abschweifen. Der Titelsong ist ein wundervoll getragener Song. Dunkel, tragisch und wird mit unglaublich viel Gefühl dargeboten. Ein perfekter, leicht mit Trauerflor behafteter sehr ruhiger Abschluss. Nicht ganz, da gibt es ja noch einen Bonus Track, hier schweift Markus ab.

Fazit: Markus Winter kredenzt uns ein wundervolles Werk, welches irgendwo zwischen Dark Rock, Prog Metal, Wave Pop und 80er angesiedelt ist. Markus hat erneut reichlich Gastmusiker um sich geschart. Bevor ich abschweife, entnehmt diese Liste bitte aus anderen Quellen. (andreas)