REVIEW

THE CRÜXSHADOWS „Astromythology“ (Synth Pop Wave)

THE CRÜXSHADOWS

„Astromythology“
(Synth Pop Wave)

Wertung: Gut-

VÖ: 01.09.2017

Label: Könige & Grafen Musikverlag/Wishfire Records/Timezone

Webseite: Homepage / Facebook

Tja, an die Ursprünge der Amerikaner kann ich mich noch lebhaft erinnern. Im Zillo (dem Magazin) abgefeiert und dann ihr legendärer Live Auftritt beim 2001er Zillo Festival im beschaulichen Losheim. Witzigerweise war ich damals am Abend zuvor in der gleichen Pizzeria und erlebte, wie die Bedienung fasziniert von Rogues Spitzhaar meine hochtoupierten Haare nicht zu würdigen wusste.

In der letzten Zeit hab ich die Band aus den Ohren verloren, um so überraschter bin ich von der durchdringenden Leichtfüßigkeit des aktuellen Werkes. Entstanden ist ein romantisches Synth Pop Album mit reichlich (esoterischer) Tiefsinnigkeit. Wobei rein musikalisch die elektronische Rhythmik sehr einfach gestrickt ist und das Besondere im Text, Gesang und der typischen Violine zu suchen ist. Auch wenn Letztere im knalligen Wall of Sound etwas untergeht.

Der Opener „Helios“ (bereits im letzten Jahr als Vorab-Single veröffentlicht) weist gleich die Richtung, in welche die Band nach über 20 Jahren tendiert. Neben feinen Streicherarrangements, besitzen die Synthklänge eine melancholisch-verspielte Ader. Feinsinnige Hooklines, dezent druckvolle Energie und nicht zuletzt die verführerischen Vocals, hier mit hohohoh-Chorälen verfeinert. Mit deutlich mehr elektronischen Finessen ist das Klanggebilde von „Singularities“ ausgestattet. Die Songs sind mit reichlich Text ausgestattet, womit Rogue neben seinem Hauptjob als Sänger auch das Erzählen verinnerlicht hat.

Integriert sind natürlich auch knarzenden Soundeskapaden, wie im straighten „of angels“. „Stay“ hingegen funktioniert wie ein perfekter Wave Pop Song aus den 80ern. Schöne Melodie, bestimmender Refrain. Dazu gesellt sich dann der, für die Amerikaner typische, sphärische Untergrund. Das balladeske „Home“ nimmt dann etwas das Tempo raus.

Ebenfalls temporeduziert kommt, das latent hymnenhafte „Stargazer“ daher, während „Jupiter“ wieder mehr auf die Tanzflächen abzielt. Hier gibt es gar unterschwellige Aggressoren, welche sich rhythmisch mit der Melodieführung streiten. „Uncertainty (In Space & Time)“ schlägt die Dark Wave Richtung ein, ohne jedoch allzu düster daher zukommen. Eher könnte man von Dark Romantik sprechen.

Die ausladenden Texte wurden ja schon erwähnt. Jeder Song dieses Konzeptalbums ist einem Planeten zugeordnet. Bevor Astronomen jetzt wegen der dreizehn Songs bei 8 Planeten (wer hat uns bloß den Pluto geklaut) meckern, ganz unwissenschaftlich zähle ich Satelliten (Mond) oder Fixsterne (Sonne) dazu.

Fazit: Die Amerikaner zelebrieren ein mit verspielter Elektronik verziertes Wave Pop Werk. Das i-Tüpfelchen und wohl auch Merkmal für die Eigenständigkeit ist die klassische Komponente mit Violine und Piano. Manchmal erinnert mich das Ganze an Erasure, hier mit dem nötigen Hauch Schwärze, wobei das pompöse Arrangement auch andere Gruppen aus den 80ern zur Ehre gereichen würde. Insgesamt ein durchgestyltes, teilweise sehr weichgespültes Werk, voller harmonischer Melodielinien, sehr Eingängig und leicht konsumierbar. Der Kitsch wird zumindest leicht gekitzelt, wobei das nicht negativ gemeint. Negativpunkte sind eher die inhumanen Drums und die teils doch etwas uninspirierte treibende Rhythmik. Mit Henning Verlage produzierte ein allseits Bekannter (u.a. Unheilig, Xandria, Wolfsheim usw.) das Album.

Einen Bonuspunkt bekommt das wunderschön gestaltete Digipack mit 24-seitigen Booklet. (andreas)