REVIEW

PLANETARIET „Deluxe“ (Instrumental Post Rock/Shoegaze)

PLANETARIET

„Deluxe“
(Instrumental Post Rock/Shoegaze)

Wertung: Gut+

VÖ: 20.03.2020

Label: Discouraged Records

Webseite: Facebook / Bandcamp

Die schwedischen Post Rocker zelebrieren auf „Deluxe“ ein Genre, welches wohl selten so naturalistisch daher gekommen ist. Die Show wird allein den Instrumenten und dem Arrangement überlassen. Kein Text, kein Gesang drängt sich zwischen die harmonisierenden Tonagen, welche irgendwo zwischen Cocteau Twins, Slowdive oder Alcest beheimatet sind, um mal alle 4 Jahrzehnte dieser Musikrichtung zu beackern.

Die fünf Songs mit Spielzeiten zwischen 7 und 8 Minuten spielen thematisch mit den Überbegriffen Weltraum und griechische Mythologie, welche sich ja immer wieder etymologisch überlappen, man denke nur an die Namensherkunft der Milchstraße. 3 Songs hat die Band schon 2017 auf einer selbstbetitelten EP rausgeben, diese aber für „Deluxe“ nochmals neu live eingespielt.

Im Opener „Kepler“ wird der Namensgeber der gleichnamigen Gesetze geehrt. Sehr ruhig klingen die Saiten, sanftmütig variiert die Musik zwischen verträumten Passagen, leichten Shoegaze Extravaganzen und romantisch verklärter Harmonie. Der krachige Unterton wird sphärig integriert, ohne das Gesamtgefüge zu überlagern, man lässt dem Konstrukt seine Zerbrechlichkeit.

„Saturnus“ beherbergt ein ganz spezielles Innenleben, so kann man im Mittelteil leichte Krautrockklänge erahnen und die ersten Gehversuche von Kraftwerk scheinen durchzudringen.

Letzter Song und damit zweiter ganz neuer Track ist „1873“ der sehr dramatisch beginnt und in der Folge mit einer kühlen Vehemenz die Tragik in formvollendete Klangcollagen integriert. Kleine Tessara, mal verworren, mal kristalin bilden ein Mosaik, dessen Eleganz unaufgeregt in die Gehörknöchelchen tröpfelt.

Fazit: Ein ganz besonderes Werk voller verzaubernder Klänge. Würde die Welt nicht gerade reduziert und auf Stillstand geeicht, hätte man hier die perfekte, vertonte Entschleunigung. Meine gerade hereinkommende Frau, die meist die Musik mitgehört hat, meint eine Verschmelzung von Walgesängen und Meditation zu erkennen. (andreas)