REVIEW

LETZTE INSTANZ „Ehrenwort“ (Brachial-Romantik / Melancholie)

LETZTE INSTANZ

„Ehrenwort“
(Brachial-Romantik / Melancholie)

Wertung: Gut+

VÖ: 29.10.2021

Label: AFM Records

Webseite: Homepage / Facebook

23 Jahre, 14 Alben, die „LETZTE INSTANZ“ ist eine Instanz im Bereich der Brachial-Romantik. Mit „Ehrenwort“ legt die Formation in der Zeit der Pandemie und passend zur 4ten Welle ein perfektes Album vor, welches ein Spiegel für uns alle (egal welcher Meinung) ist. Auch Hoffnung, Freundschaft, Verständnis, Zusammenhalt oder einfach Situationsbeschreibung beherbergt dieses musikalisch perfekt inszenierte Werk. Harmonie, Orchestralität und eine gefühlvolle Melancholie, welche selbst über den heftigsten Eruptionen zu schweben scheint.

Opener und Titelstück ist ein Versprechen an die Fans, diesmal ein „Ehrenwort“ welches man auch, im Gegensatz zu manchen Badegästen, wirklich ernst nehmen dürfte.

„Entzündet die Feuer“ ist ein Spiel mit dem „Wir“ mit dem „Ich“ und im Endeffekt ein klares Bekenntnis zum Wir. Im klangvollen, klassisch bewegten Stück gibt es diese kleine, dezent angedeutete Lagerfeuerromantik. Im Mittelteil erklingen Choräle, welche die betörende Energie zum heimeligen Bettbezug machen. „Du bist nicht verloren“ ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, welche nicht nur über Epochen reicht, sondern auch die Liebe zu einer Person wunderschön beschreibt, und im Endeffekt ein wenig an eine Tragödie von William Shakespeare erinnert.

Romantisch verklärt und voller hymnischer Melancholie badet „in deiner Spur“ in einem gefühlvollen Meer der Harmonie. Ganz dezent der Beginn, weinende Streicher, der Gesang in sich verloren und behaftet mit einer gewissen Rauheit.

„Meine Welt“ ist ein in sich stimmiger, grandioser Song, der sich mit Zusammenhalt und Beziehungen beschäftigt. Zwar könnten kritische Ohren, das Intermezzo mit Kinderchor etwas kitschig ansehen. Aber im Endeffekt ist es ein liebevoller Aufruf an alle, die Welt mit gemeinschaftlichen Augen zu betrachten, somit ist „meine“ nicht egoistisch gemeint, sondern als altruistischer Aufruf an alle gedacht.

Dramatisch eingeleitet gelingt es „Fels in der Brandung“ zwischen Wohlfühl-Harmonien und betörenden Refrain ein galantes Stück Deutsch-Pop zu kreieren, welches den Kitsch umkreist wie die Augen ein ganz besonderes Stehrümchen. Hernach folgt das tieftraurige „bis zum letzten Tag“, welches das letzte Geleit zum Thema hat. Sterbebegleitung mit all seinen verschieden Facetten der Gefühle und zu guter Letzt mit einer ganz persönlichen Hingabe.

„Zeig uns dein Licht“ beherbergt zum Ende noch ein klangvolles Kleinod, welches druckvoll die Melancholie glänzen lässt.

Fazit: Ein besonderes Album in besonderen Zeiten. Geschickt lässt man die Klangvielfalt und das klassische Streichorchester mäandern zwischen liebevollen Huldigungen an die Gemeinsamkeit, den Kampf gegen das Trennende und die Liebe zum Nächsten. Musikalisch variiert das Gesamtbild zwischen Kammerorchester, verführerischem Pop und mittelalterlichen, latent barocken Klängen. (andreas)