INTERVIEW

INTERVIEW :: PULL THE PLUG PATCHES – Old School Death Metal, die Krönung der musikalischen Schöpfung

 


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AMBOSS:
Hi, wie geht es dir? Du wohnst in New South Wales, Australien. Wie steht es momentan mit den Feuern? Welchen Einfluss hat es auf dein tägliches Leben?
PULL THE PLUG PATCHES:
Im Moment lebe ich in New South Wales, aber ich bin nicht von hier. Eigentlich stamme ich aus Nord Britisch Columbia in Kanada. In Australien bin ich jetzt seit einem Jahr. Bezüglich der Feuer bin ich sehr froh, dass sie uns nicht allzu nahe gekommen sind. Das Schlimmste was uns passiert ist, war schlechte Luft durch den Rauch vor ein paar Wochen.
Andere hatten da nicht so viel Glück, vor allem die 1 Milliarde Tiere die ihr Leben ließen.
Das ist auf jeden Fall Umweltzerstörung, weil die Regierung nicht wirklich viel gegen die Ursachen, sprich Klimawandel, unternimmt. Hier gibt es eine Menge Verleugnung unter den Politikern dieses Landes.

AMBOSS:
Erzähle uns doch mal bitte etwas über PULL THE PLUG PATCHES für alle die es noch nicht kennen!
PULL THE PLUG PATCHES:
Also, das ist nur ein Hobby für mich, eigentlich bin ich Professor an der Universität von Newcastle. Vor kurzem gab es einige Medienberichte über mich, weil ich nach jemandem aus dem Studiengang Dr. der Philosophie gesucht habe, der die Geographie des Heavy Metal studieren sollte und das ging viral. Ich glaube aber nicht, dass da einige die Verbindung zu PULL THE PLUG PATCHES geschlagen haben. Ich habe es einfach aus der Liebe zu Old School Death Metal begonnen.

AMBOSS:
Was war dein Grundgedanke Patches zu machen? Es gibt viele gute und noch viel mehr schlechte. Was ist das Besondere an deinen Patches?
PULL THE PLUG PATCHES:
Meine Intention war ganz einfach. Ich wollte einfach ein paar Patches von Bands für meine Kutte, von denen ich keine ordentlichen Patches finden konnte. Die Minimalbestellung war wesentlich größer, als es jemals für meinen Bedarf benötigt hätte. Also hatte ich die Idee den Rest zu verkaufen um den Großteil des Geldes, welches ich investiert hatte, wieder einzunehmen. Die erste Bestellung hat so gut funktioniert, dass wir es einfach weitergeführt haben. Es gibt so viele Bands die beim Thema Patches einfach übersehen wurden. Es gibt hunderte Bootlegs von Iron Maiden und Slayer, welche ich zwar beide liebe, aber ich wollte ein paar unbekannteren Bands, die ich aus Jugendzeiten noch kannte, auch zu Patches verhelfen.

AMBOSS:
Wonach richtet sich die Suche nach Bands und Motiven, bei der Planung eines neuen Patches?
PULL THE PLUG PATCHES:
Ich frage einfach Bands, welche ich selber mag. Einige Bands sprechen mich an und wenn ich dieses Bands höre und sie mag, mache ich gerne Patches für sie. Mittlerweile werde ich auch von Bands angesprochen, von denen ich noch nie gehört habe und dann sage ich ab.
Nochmal, es geht mir dabei nicht um das Geld. Es ist nur ein Hobby und deshalb gibt es nur Patches von Bands, die ich mir auch selber auf die Kutte machen würde.

AMBOSS:
Machst du das ganze Layout inklusive Form des Aufnähers, Motiv und Umrandungsfarbe selbst?
PULL THE PLUG PATCHES:
Ich arbeite mit meinem Partner Károly-Róbert Székely zusammen. Als Team ergeben wir PULL THE PLUG PATCHES.  Die Idee hatten wir zusammen.
Normalerweise gebe ich ihm eine ungefähre Vorstellung, was ich gerne machen würde und er macht daraus dann das, was der Patch wird. Meistens wird es sogar noch viel besser, als ich es mir vorgestellt habe. Er hat aber auch eigene Ideen für wirklich gute Patches. Ohne ihn würde PULL THE PLUG PATCHES überhaupt nicht funktionieren. Meine Aufgabe ist der Kontakt mit den Bands und dem Hersteller, damit alles glatt läuft. So ist es wirklich eine gute Zusammenarbeit.

AMBOSS:
Wie entscheidet ihr ob ein Patch einen genähten Rand bekommt oder mit Laser geschnitten wird?
PULL THE PLUG PATCHES:
Meistens wird es schon vom Design entschieden. Von dem Dissection Patch, den wir grad gemacht haben gab es so viele Bootlegs und sogar offizielle Aufnäher, welche den Hintergrund nicht gut hinbekommen haben. Weil das Cover ein zentrales Motiv hatte, welches jeder direkt wiedererkennt hat es einfach Sinn gemacht einen Shape Patch dafür zu fertigen. Es gibt da einfache Beschränkungen, welcher Patch einen genähten Rand haben kann und welcher nicht und der liegt an der Nähmaschinen, welche diesen Rand nähen. Gewisse Winkel sind einfach nicht zu machen. Wenn der Patch also viele “Kurven” und eine spezielle Außenbegrenzung hat, steht quasi automatisch fest, dass es ein Laser Cut wird.

AMBOSS:
Welches war euer heißbegehrtester Patch bisher und wie lange hat es gedauert, bis dieser ausverkauft war?
PULL THE PLUG PATCHES:
Das ist einfach. Der Dissection Patch, den wir grad gemacht haben.
Der war in unglaublichen 60 Sekunden ausverkauft. (Puuhhhh, dann ich ja richtiges Glück einen erwischt zu haben ;-)) Ich habe mir schon gedacht, dass der wohl gefragt sein wird, aber das es so schnell geht, hätte ich nie gedacht. Mein erster Gedanke war, dass ein Käufer gleich einfach alle genommen hat, aber so war es nicht. Eine Person hat 3 bestellt und nur 3 oder 4 Personen haben 2 genommen, der Rest waren Einzelbestellungen.
Die anderen Patches die ziemlich gut gingen waren von bekannten Bands, die bis jetzt aber keine guten Patches hatten. Asphyx, Demilich, Cryptopsy, Funebre, Carnage, Dismember, Impetigo, Vader, Katatonia, Rippikoulu, Unleashed, und Convulse waren auch recht schnell weg.

AMBOSS:
Gibt es eine witzige Geschichte bezüglich eines eurer Patches, die du erzählen magst?
PULL THE PLUG PATCHES:
Ok…
Wir haben mal einen Limp Bizkit Patch in Penisform gemacht.
Es gab mal jemanden, der sich die ganze Zeit über die Form unserer Patches und unsere Wahl bezüglich der Farbe des genähten Randes beschwert hat. Also dachten wir, es wäre doch lustig einen Patch in Penisform mit pinkem Glitzerrand nur für ihn zu machen. Und natürlich musste es Limp Bizkit sein, da ich mir sicher bin, dass jeder Death Metal Fan mit einem Anflug von Selbstrespekt diese Band nicht stehen sehen kann. Es hat sich dann herausgestellt, dass die Patches eher gut gingen und sogar ausverkauft wurden. Da haben wohl einige den Sinn dahinter verstanden.

AMBOSS:
Gab es Bands, die euer Angebot von Patches abgelehnt haben? Wenn ja, wo lag denn das Problem?
PULL THE PLUG PATCHES:
Ich bin jedes Mal wieder verwirrt, wenn wir Absagen von Bands bekommen.  Das ist natürlich ihr gutes Recht, aber Bootlegs werden doch so oder so angefertigt und davon hat die Band dann definitiv nichts. Wir wollen alles nur in Absprache mit den entsprechenden Bands machen, also holen wir uns ihr Einverständnis und bieten ihnen dafür einen Teil der Patches an, umsonst. Wir bezahlen sogar den Versand, also kostet sie das Ganze überhaupt nichts. Sie bekommen einfach nur Patches umsonst. Wie kann man dazu “Nein” sagen?
Wir nehmen ihnen ja nichts von ihrem Geschäft weg, da die meisten Bands oft nicht mal eigene Patches haben.
Egal!
Es gab schon einige Bands, die abgelehnt haben. Und einige von denen wurden sogar richtig unverschämt, was mich sehr enttäuscht, da wie ich gesagt habe, ja nur Bands in Frage kommen, die ich selber mag. Es ruiniert die Bandliebe auf eine gewisse Weise, wenn das passiert. Andere Bands haben mit einer nachvollziehbaren Begründung abgelehnt und waren sehr höflich. Natürlich trotzdem traurig, aber das wird dann akzeptiert und wenn der Kontakt in einem ordentlichen rahmen abläuft, gibt es für mich keinen Grund sauer zu werden.

AMBOSS:
Was war der atemberaubendste Moment mit  PULL THE PLUG PATCHES bis jetzt?
PULL THE PLUG PATCHES:
Die Genehmigung für die bald erscheinenden Patches von Napalm Death war bis jetzt der heilige Gral für uns.
Ich verehre diese Band so sehr, dass ich bei dem Fazit einer von mir geschriebenen akademischen Arbeit versucht habe und so viele Song- und Albumtitel wie nur möglich unterzubringen. Das Buch heißt „The Discourse Of Neoliberalism: An Anatomy Of A Powerful Idea“.

AMBOSS:
Hast du eine Liste von Patches die noch kommen werden? Kannst du schon eine kleine Vorrauschau geben?
PULL THE PLUG PATCHES:
Napalm Death hatten wir ja grad schon. Nächsten Monat kommen dann noch Blasphemy, Hail Of Bullets, Creepmime, Disembowelment, Lykathea Aflame, Internal Bleeding, und ein Atheist Backpatch.
Und wir arbeiten auch mit ein paar neueren Bands zusammen wie Graceless, Witch Vomit, Carnal Tomb und Blood Incantation.
Danach wird es eine Pause geben, da ich durch Europa reisen werde. Ungefähr ab August wird es dann wieder losgehen. Soweit habe ich aber noch nicht wirklich geplant. Ich bin auch offen für Vorschläge, das Einverständnis der Bands immer vorausgesetzt. Wir werden auch einen kleinen Schritt zurück machen und ausverkaufte Patches, die immer noch gewünscht werden in einem veränderten Design wieder aufzulegen. Wiederrum nur, wenn die Bands nochmal zustimmen.

AMBOSS:
Gibt es einen bestimmten Patch für den du dein Leben geben würdest??
PULL THE PLUG PATCHES:
Echt, mein Leben? Na, ich weiß nicht.
Es gibt Bands, für die ich gerne Patches machen würde und es noch nicht geschafft habe, wie z.B. Carcass, Deicide, Cynic, Gorguts und Suffocation, aber von diesem Prominenzding halte ich nicht so viel. Wir sind alles nur „Leute“ die ein Abenteuer namens „Leben“ teilen. Wir nehmen verschiedene Wege, aber eigentlich sind wir alle gleich und tragen so oder so zu unserer Gesellschaft bei. Und das ist genau das, was ich an der Death Metal Szene so schätze. Alle sind so bodenständig. Egos triffst du nur selten. Es war schon cool mit Musikern zu schreiben, die ich als Teenie verehrt habe, aber eigentlich sind sie auch nicht  anders als du und ich. Micheal Amott zum Beispiel. Als Gitarrist ist er ein Gott und Arch Enemy sind eine große Band, aber er war ein total entspannter Typ, der sich überhaupt nichts darauf eingebildet hat. Das ist das tollste an dieser ganzen Erfahrung, ein cooler Weg Freunde auf der ganzen Welt zu finden.

AMBOSS:
Wie denkst du über Kunden, die einen Patch mehrfach bestellen um ihn mit Profit wieder zu verkaufen?
PULL THE PLUG PATCHES:
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das bei mir oft vorkommt. Viele haben das behauptet, weil der Dissection Patch  so schnell ausverkauft war, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es bei mir viele Spekulanten gibt. Wir machen immer 50 Stück von jedem Patch und ehrlich gesagt ist es jedes Mal wieder schwierig da +/- 0 heraus zu gehen. Wenn dann einige ihren Patch später verkaufen wollen, ist das ihr Ding. Ich habe keine Kontrolle darüber, was mit unseren Patches passiert nachdem wir sie heraus gegeben haben. Ich ich weigere mich die Verantwortung für die Perversion des Kapitalismus zu übernehmen.

AMBOSS:
Ist PULL THE PLUG PATCHES mehr als ein Hobby? Ich glaube nicht, dass man davon leben kann!
PULL THE PLUG PATCHES:
Auf keinen Fall. Ich habe ja schon erwähnt, dass es nur ein Hobby ist. Ich verdiene in meinem Beruf recht gut, also mache ich so meine Giveaways. Wir haben auch schon Tribute Shirts gemacht, wo wir dann das bisschen Geld investiert haben, was wir eingenommen haben. Die Einnahmen aus den Shirts haben wir dann gespendet.
Old School Death Metal ist eine unterbewertete Kunstform und als großer Fan, möchte ich einen kleinen Beitrag leisten. Ich will nicht daran verdienen. Mit Bootlegs könnte ich das sicherlich, aber ich sehe das Geld dann lieber bei den Bands. Es ist ihr Schaffen und ich möchte mit PULL THE PLUG PATCHES einfach nur die Krönung der menschlichen musikalischen Schöpfung ehren: OLD SCHOOL DEATH METAL.
Wenn ich eine Nachricht bekomme, dass Leute durch uns eine neue Band entdeckt haben oder endlich einen Patch von ihrer Lieblingsband bekommen haben, ist das Verdienst genug, finde ich.

AMBOSS:
Die letzten Worte an unsere Leser gehören dir.
PULL THE PLUG PATCHES:
Danke für euren Support. Unsere Szene macht mich sehr bescheiden. Und ich spreche jetzt nicht davon, dass jemand unsere Patches kauft, was uns natürlich hilft, damit auch weiterzumachen, aber eben auch sich gegenseitig Komplimente zu machen, Geschichten über Bands oder Alben auszutauschen und was einem das Ganze bedeutet. Das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das ist das schönste im Metal, es verbindet uns!