EMPFEHLUNG, REVIEW

FLAME, DEAR FLAME „The Millennial Heartbeat“ (Doom Metal)

FLAME, DEAR FLAME

„The Millennial Heartbeat“
(Doom Metal)

Wertung: Empfehlung

VÖ: 05.04.2019

Label: Eigenproduktion

Webseite: Facebook

David Kuri scheint mit BOOZE CONTROL nicht gänzlich ausgelastet zu sein, denn mal eben so hat er mit FLAME, DEAR FLAME eine weitere Band am Start, die mich, charmant formuliert, aus den Socken haut.

Stilistisch ist die Musik gar nicht so einfach zu greifen und das ist das hervorragende dabei! Ich liebe es, wenn man denkt: „Das klingt wie …“ und dann entfleucht diese Assoziation, weil die Band ihr eigenes Ding durchzieht und deine Gedanken mitnimmt.

Über die drei Songs hinweg gibt sich die Band so abwechslungsreich, wie man es sich als Hörer und Fan nur wünschen kann. Es gibt eindeutig Anleihen am Doom Metal, aber auch folkloristische Elemente (die vor allem durch die Thematik und den häufigen Einsatz von unverzerrten Gitarren aufkommen) und eine Prise Occult Rock, die, und das sage ich mit Freuden, so harmonisch miteinander funktionieren, dass mir wirklich keine Referenzband einfällt, die ich euch mit auf den Weg geben kann. Es gibt immer wieder Elemente, Riffs etc. bei denen man andere Bands als Wegweiser nennen kann, aber nichtsdestotrotz ist diese Debüt-EP eigenständig, spannend, und eine klare Empfehlung wert.

Besonders hervorheben möchte ich Sängerin Maren … Ihre klare Stimme ist das Bindeglied, welches alles fest zusammenhält. In dieser Art von Metal finde ich ihre Stimme äußerst untypisch und genau das ist der Trick. Sie ist näher dran am Occult Rock, als am klassischen Doom Metal, aber zum Glück ist sie keine selbstüberschätzende Tarja-Trulla, sondern sie weiß hundertprozentig, wie sie ihre Stimme einzusetzen hat, damit ich des Öfteren mit offenem Mund vor der Stereoanlage sitze und mir die Gänsehaut von den Armen zu rubbeln versuche. Ihre oftmals zarte Stimme gibt den perfekten Kontrast zu den Riffs, aber „zart“ heißt hier nicht, dass sie nicht kraftvoll ist! Vielmehr schwebt der Gesang manchmal über den grandiosen Arrangements und manchmal packt sie dich am Nacken und du gehst mit Freuden auf die Knie.

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Vielleicht kann ich am dritten Song, „Part III“ genannt, klar machen, warum die Band so besonders ist … Es ist der Song mit dem vermutlich klassischsten Doom-Riff der Scheibe und dennoch ist es der besondere Sound der Band, der die Band meilenweit von den Standards wegrückt. Man klingt nicht nach klassischem Doom Metal und das wirklich grandiose Songwriting hebt den Song dann noch weiter vom Doom-Mainstream ab. Im Verlauf verzaubert mich nicht nur Sängerin Maren über alle Maßen, sondern die Band schwenkt um und klingt auf einmal ein wenig Black Metal-lastig, nur um aus diesem Teil einen lupenreinen Heavy Metal-Part entstehen zu lassen und – so natürlich wie Atmen – zum alten Thema zurückzukehren.

Ähnlich ergeht es mir den beiden anderen Songs auch und vielleicht habe ich in letzter Zeit ein wenig zu oft das letzte Album von APOSTLE OF SOLITUDE gehört, aber „Part I“ wartet mit melancholischen Riffs auf, die den Aposteln sehr gut zu Gesicht gestanden hätten.

Der ständige Wechsel zwischen klaren und verzerrten Gitarren, unterschiedlichen Tempi, Stimmungen und Härtegraden ist absolut beeindruckend und die Epik, die allen Songs gleichsam innewohnt, erinnert mich mitunter an ATLANTEAN KODEX oder auch WHILE HEAVEN WEPT, aber das sind nur, wie ich bereits erwähnte, Splitter im Ganzen …

Die tolle, warme Produktion rundet dieses Sahnetörtchen erst noch richtig ab und mich soll der Hahn hacken, wenn der erste Longplayer nicht auf meiner Liste der am meisten erwarteten Alben (zusammen mit NODFYR) ganz weit oben steht. (chris)