REVIEW

BLACK TOTEM „II:Shapeshifting“ (Dark Doom Punk)

BLACK TOTEM

„II:Shapeshifting“
(Dark Doom Punk)

Wertung: Gut+

VÖ: 26.02.2021

Label: Svart Records

Webseite: Bandcamp / Facebook

Die finnischen Dark Punker veröffentlichen mit „II:Shapeshifting“ ihr Zweitwerk (hinzu kommen zwei EPs). Die seit 2008 existierende Formation aus Turku liefert eine kompromisslose Darbietung, deren verwegenen Intermezzi von einer erfrischenden Spielfreude geprägt sind und reichlich Interpretationsfreude hervorrufen (trifft auf Texte ebenso zu, wie auf Vergleiche).

Der explosive Opener dürfte Iggy Pop und seinen Stooges gefallen. Krachige, wilde Saiten, wütender Gesang. Das Ganze ist trotzdem mit einer Melodie behaftet, welche im Refrain dem wütenden Treiben einen Harmoniebogen schenkt. Das folgende „The Devil“ ist in einem doomigen Konstrukt verpackt und erinnert an Danzig mit einem leichten Touch „My Dying Bride“. Der Gesang agiert hier nicht so wütend und lässt seine aggressive Seite einzig mit dem wiederholten Ausruf „Devil“ agieren. „1990’s“ ist für mich der komplexeste Song des Albums. Hier arbeitet man mit verschiedensten Elementen und Breaks. Die Saiten variieren, das Schlagzeug sorgt für Energie, der Gesang wird von weiblichen Backings unterstützt, was dem Gesamtkontext eine weiche Note verleiht. Dennoch, auch hier agiert diese brachiale Durchdringlichkeit, welche keine Kompromisse eingeht. Diese Vehemenz begibt sich halt auch mal sphärische Grundstrukturen. „Black Nekro Gloves “ ist wild und beherbergt diese, gleichwohl elegante Melodielinie, wie sie gute Punk Bands beherrschen, welche mitten im Pogo auch das Mitsingen, bzw. dem am Rande stehenden begeistern.

Ein gar komisches Gesangs-Intermezzo zwischen morgendlicher Gurgelarie und abendlicher Gähnattacke leitet das schräge, dennoch melodische Düster-Doom-Epos „Bloodstained Owl“ ein. Das Ende explodiert in einer wilden Orgie der Rhythmus-Fraktion und endet dann abrupt, um mit „Ghoul of Crow Swamp“ einen ruhigeren Song einfließen zu lassen, welcher durchaus ein wenig den Charakter der Doors beherbergt.

Das lärmende „Dead Meat“ ist ein brachialer Punk Song, der sich kompromisslos die Zwölf als Ziel setzt. Die seicht eingeflochtenen, latent gehauchten Backings können das Geschehen nur, nein, gar nicht beruhigen. Ein wildes Gepflüge durch den Dickicht des Punks, mit verführerischen Augenblinzeln in Richtung in Richtung des Sludge.

Zum Schluss wird noch mal der Belzebub angerufen. Wie schon bei „1990er Jahre“ arbeitet man auch hier mit weiblichen Backings, welches dem Gesamtbild ein wenig das „Gut und Böse“ verleiht. Der Beginn ist sehr gehalten, auch sonst schwebt eine nebulöse Düsternis über diesen Song. Immer wieder kehren ruhige Passagen ein und unterbrechen die Energie. Hinzu kommen eingefügte Sprachsamples, welche zusätzlich für die Erhöhung des Spannungsbogens sorgen. Ansonsten wird kompromisslos die Zwölf als Ziel gesetzt.

Fazit: Das energiegeladene Zweitwerk glänzt mit einer Mischung aus wildem 60er, krachigem 77er Punk und doomigen Extravaganzen der 90er. Der teils atemlose Gesang weiß den Songs Leben einzuhauchen. Das Schlagzeug variiert geschickt zwischen schleppenden Passagen und druckvoller Vehemenz. Die Saiten agieren kompromisslos. Für Fans von Stooges, Danzig, Samhain und Celtic Frost. Und evtl. bin ich der Einzige, der ein wenig Birthday Party erkennt. (andreas)